Wie viel sollten Kinder selbst entscheiden dürfen?

Gelbes Schild mit zwei Pfeilen steht auf einer Straße
© Unsplash/ Kyle Glenn

Die Entscheidungsfähigkeit der Kleinen zu trainieren ist gut – oder nicht? Aber ab wann können Kinder eigentlich selbst Entscheidungen treffen? Und wie viel Entscheidungsfreiheit überfordert Kinder? Lies hier, über welche Dinge dein Kind getrost allein entscheiden kann.

Kinder dürfen oft mitbestimmen – und das ist auch gut so

Kinder werden zu kleinen Entscheidern erzogen. Die Kinder Medien Studie 2018 kam zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass 68 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen mitbestimmen dürfen, ob die Familie ins Schwimmbad oder doch lieber in den Zirkus geht. Kinder dürfen auch mitentscheiden, welche Lebensmittel beim Wocheneinkauf gekauft werden (60 Prozent) oder, wofür sie ihr Taschengeld ausgeben wollen (32 Prozent).

Andere Aspekte, bei denen einige Kinder zwischen vier und fünf Jahren mitbestimmen dürfen:

Mitbestimmen ist aber nicht gleich allein entscheiden. Kein Elternteil würde sein Kind allein entscheiden lassen, welche Apps auf dem Handy landen.

Als Elternteil bist du übrigens laut der UN-Kinderrechtskonvention Artikel 12 sogar dazu verpflichtet, deine Kinder mitreden zu lassen und ihre Meinungen zumindest zu berücksichtigen. Meistens kommt diese Regelung im Gericht – zum Beispiel bei Scheidungen – zum Einsatz.

Zu viel Entscheidungsfreiheit kann Kinder überfordern

Ab wann und was dein Kind selbst entscheiden kann, hängt von seiner individuellen Entwicklung ab. Tipps, wie du die Entscheidungsfähigkeit deines Kindes testen kannst, ohne es zu überfordern, findest du weiter unten.

Bis zum Vorschulalter kann zu viel Entscheidungsfreiheit Kinder schnell überfordern. Wenn Kinder Entscheidungen treffen MÜSSEN, kann das großen Stress auslösen. Dein Kind kann schon an banalen Entscheidungen, wie zum Beispiel „Willst du in den Zoo oder lieber ins Schwimmbad?“ verzweifeln. Und der Grund dafür ist eigentlich ganz logisch: Dein Kind kann nicht einschätzen, an welchem Ort es mehr Spaß haben wird – „Was, wenn wir ins Schwimmbad gehen aber es im Zoo einen Babyelefanten gibt?“

Wie trifft mein Kind Entscheidungen?

Interessant für Eltern ist es auch zu wissen, wie Kinder Entscheidungen treffen. Forscher der Universität Erfurt haben sich damit beschäftigt. Professor Tilmann Betsch erklärt gegenüber Deutschlandfunk, dass Kinder „nicht so lange nachdenken, wenn sie entscheiden. Sie verlassen sich wirklich sehr stark auf ihre Intuition.“ Außerdem „fließen objektiv irrelevante Informationen genauso in ihre Entscheidungen ein“ – das ist dir aber auch selbst klar. Dein Kind wird nicht den besten, leckersten oder günstigsten Joghurt kaufen, sondern den, der die schönste Verpackung hat.

Bei größeren Entscheidungen solltest du das im Hinterkopf behalten. Wenn dein Kind mitentscheiden darf, auf welche weiterführende Schule es gehen will, dann unterscheiden sich eure Prioritäten sicherlich. Dein Kind will auf die Schule, wo auch seine Freunde hingehen – auch, wenn das vielleicht nicht die beste Schule ist.

Tipps für Eltern – so förderst du die Entscheidungsfähigkeit ohne sie zu überfordern

#1 Finde heraus, über welche Dinge dein Kind entscheiden will

Wahrscheinlich ist es deinem Kind ziemlich egal, was es anhat – was es zum Frühstück essen will aber nicht. Du kennst dein Kind und weißt, welche Entscheidungen ihm auch wichtig sind. Diese Entscheidungen solltest du dein Kind dann auch immer mehr treffen lassen!

#2 Teste mit kleinen Entscheidungen, wie dein Kind reagiert

Sehr banale Entscheidungen – wie „Was willst du heute lieber essen?“ – können dir zeigen, wie dein Kind mit Entscheidungen umgeht. Wenn dein Kind schon bei kleinen Entscheidungen Probleme hat, solltest du mit größeren Entscheidungen noch ein bisschen warten

#3 Gib deinem Kind Alternativen

Offene Entscheidungen führen eher zu Überforderung – gib deinem Kind deshalb Auswahlmöglichkeiten. Wenn dein Kind allein entscheiden soll, welche Serie es anschaut, dann wähle vorher ein paar Optionen aus, die alle für dich okay sind. So kann dein Kind selbst entscheiden – muss sich aber nicht vor einer Falschentscheidung fürchten.

#4 Lass dein Kind nur entscheiden, wenn du die Entscheidung auch annehmen kannst

Du solltest dein Kind nicht ganz allein entscheiden lassen, wohin der nächste Familienurlaub geht, wenn du die Entscheidung vielleicht nicht so umsetzten kannst/willst. Dein Kind entscheiden zu lassen und dann doch etwas anderes zu tun kann sich negativ auf das Selbstbewusstsein und eure Beziehung auswirken.