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Wenn Kinder alles selbst machen wollen und das im totalem Chaos endet

Kind beim Backen
"Ich kann das doch schon selber!"
© Pexels/ Andrea Piacquadio

Meine Tochter konnte schon sehr früh sprechen. Ihr erstes Wort war „Nein!“ und das wurde bereits mit 9 Monaten stur durchgesetzt. Ihre Sprache entwickelte sich stetig weiter, der Sturkopf natürlich auch. So ging es mit ca. 18 Monaten los, dass meine Tochter wirklich ALLES selbst machen wollte und dies auch lautstark kund tat: „SELBA MACHÄN!“ schallt es mir seither unzählige Male am Tag entgegen.

Keine Sekunde Ruhe

Dies beginnt schon früh morgens beim Aufstehen. Gesicht waschen. „Selber machen!“, Frische Windel anziehen „Selber machen!“ Versuche ich auch nur die kleinste Hilfestellung zu geben, ist Gebrüll vorprogrammiert. Wir müssten eigentlich los zur Krippe, sind mal wieder spät dran. Meine Tochter ist aber noch halb nackt, weil auch die Hose will selbst angezogen werden. Das Ende vom Lied. Sie hat die Hose zwar an, aber eben nicht richtig herum. Ich stelle mich also hin, ziehe ihr die Hose wieder aus, was natürlich nur unter Protest geschieht, und ziehe sie ihr richtig herum wieder an. Es gleicht als würde ich einem sich windenden Aal versuchen die Hose über zu streifen. Puh geschafft.

Die Sache mit der Wurst im Haar

Weiter geht es zum Frühstück. Sie möchte ein Brot mit Frischkäse haben. Ich schmiere ihr das Brot, als es mir schon entgegen schallt: „Messer haben! Selber machen!“ Ich erkläre ihr geduldig, dass sie das Messer nicht bekommen wird. Beleidigt resigniert sie und möchte nun aber auch kein Frischkäsebrot mehr. Ich esse es selbst. Sie möchte dafür ein Wurstbrot haben. Ich gebe ihr eine Scheibe Brot und die frische Wurst vom Metzger. Minuten später bietet sich mir ein Bild der Verwüstung. Zwei Scheiben liegen auf dem Boden, eine klebt in ihren Haaren und zwei weitere Scheiben hängen halb auf dem mittlerweile zerfledderten Brot, in das sie genüsslich hineinbeißt. Einmal tief durchatmen…

An der Garderobe das gleiche Spiel. Mein Kind ist gefühlt das Einzige, dass gerne Handschuhe trägt und auch die will sie selbst anziehen. Beim ersten klappt das auch recht gut, aber der Zweite will nicht so recht über die Hand rutschen. Ein Wutanfall ist vorprogrammiert. Helfen darf ich natürlich auch nicht. Also nimmt das ganze seinen Lauf…

Endlich allein aufs Töpfchen – obwohl…

Mittlerweile ist meine Tochter zwei Jahre alt. Die Töpfchen-Phase hat bei ihr begonnen. Und auch hier gilt das Motto „Selber machen“. Sie setzt sich drauf, macht ihr Geschäft, springt freudig auf und will den Inhalt natürlich selbst in die große Toilette entsorgen. Dass dabei die ganze „Suppe“ beim Herumtragen des Töpfchens quer durchs Bad schwappt, weil ich mal wieder zu langsam war, muss ich natürlich nicht erwähnen… Würg…

Und so vergeht Tag für Tag, an dem sie nach wie vor alles selbst machen möchte und am Ende damit nur Verwüstungen anrichtet. Andererseits muss ich aber auch bedenken, dass dies eben auch sehr wichtig ist, damit sie die Dinge lernt und sich zu einem eigenständigen Menschen entwickeln kann. Irgendwann kommt sicher wieder eine Zeit, wo sie sich von vorne bis hinten bedienen lässt und auch das wird mich sicher mit der Zeit nerven. 🙂

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