Kindermilch: die beste Alternative zu Kuhmilch?

Ein Mädchen trinkt Milch
Kindermilch: ein Muss bei der Kindernahrung oder Geldverschwendung?
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Kindermilch ist ein Produkt, das einen widersprüchlichen Ruf hat und von Wissenschaftlern der Nahrungsindustrie oft kritisiert wird. Was Kindermilch ist, ab wann Kinder sie trinken dürfen und ob sie wirklich so gesund ist, wie die Werbung verspricht, erfährst du hier.

Für jede Mutter es ist wichtig, dass ihr Kind mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt wird, deswegen wird Kindermilch oft als besonders vorteilhaftes Produkt der Kindernahrung beworben.


Was genau ist Kindermilch?

Wie der Name verrät, handelt es sich bei Kindermilch um eine aufbereitete Milch, die speziell für Kinder hergestellt wird. Die Basis ist Kuhmilcheiweiß, welches mit zusätzlichen Inhaltsstoffen angereichert wird. Generell gibt es drei Kategorien:

  • (1+) für Kinder ab 1 Jahr
  • (2+) für Kinder ab 2 Jahren
  • (3+) für Kinder ab 3 Jahren

Grundsätzlich gibt es zwei Formen von Kindermilchprodukten: trinkfertig und Milchpulver, dass erst noch mit Wasser angerührt werden muss.

Im Vergleich zu Kuhmilch enthält Kindermilch einen deutlich niedrigeren Eiweißgehalt: etwa 1,5 g/100 ml, gegenüber 3,3-3,5 g, die es durchschnittlich in Kuhmilch gibt Damit soll laut den Herstellern das Übergewichtsrisiko bei Kindern reduziert werden. Dafür gibt es aber laut der Verbraucherzentrale Bayern e.V. keine wissenschaftliche Beweise. Die Anbieter versprechen außerdem, dass der Gehalt an Jod, Eisen und Zink, sowie Omega-3-Fettsäuren deutlich höher ist. Dagegen enthält Kindermilch aber weniger Kalzium und andere Vitamine, die in Kuhmilch zu finden sind, was das Bundesinstitut für Risikobewertung in seinem Abschlussbericht, der sich mit der Untersuchung von Kindermilch beschäftigte, nachgewiesen hat.

Kindermilch: Ab wann und wie oft?

Kindermilch ist für Kinder ab dem 1. Lebensjahr geeignet. Die empfohlene Menge an Kindermilch orientiert sich an den allgemeinen Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung. Die tägliche Eiweißmenge für Kinder zwischen einem und drei Jahren liegt bei 300-330 ml. Diese Menge bezieht sich auf alle Milchprodukte und kann auch für Kindermilch angewendet werden. Die empfohlene Dosierung von Kindermilch kannst du auch auf der Rückseite der Packung finden.

Bis wann kann man Kindermilch geben?

Beim Trinken der Kindermilch gibt es keine Altersbeschränkungen. Somit entscheidest du, wie lange dein Kind davon trinken darf.

Wie gesund ist Kindermilch: Vor- und Nachteile

Kindermilch ist ein Produkt, zudem es ganz unterschiedliche Meinungen gibt. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung kann Kindermilch Kuhmilch nicht ersetzen und ist dazu noch überteuert. Aber es gibt auch Gegenstimmen: Im „Großen GU Babybuch“ von B.Gebauer-Sesterhenn und M.Praun weisen die Autoren darauf hin, dass es sich bei Kindermilch um ein streng kontrolliertes Produkt handelt, dessen Inhaltsstoffe an die Kinderbedürfnisse angepasst sind.

Um dieses Thema mehr zu beleuchten, haben wir einige Pro und Contra der Kindermilch für dich zusammengefasst.

Pro:

Zusätzliches Vitamin D

Der Bundesverband der Hersteller von Lebensmitteln für besondere Ernährung e.V. empfiehlt Kindermilch als eine zusätzliche Quelle von Vitamin D. Das sogenannte „Sonnenvitamin“ ist sehr wichtig für die Kindergesundheit, indem es eine große Rolle beim Knochenwachstum spielt. Auch das Immunsystem der kleinen Kinder kann durch die zusätzliche Einnahme von Vitamin D gestärkt werden.

Höherer Gehalt an Jod

Kindermilch enthält mehr Jod als Kuhmilch, das für die körperliche und geistliche Entwicklung des Kindes sehr wichtig ist. Man muss damit aber nicht übertreiben, denn dem Bundesinstitut der Risikobewertung zufolge, können die hohen Jodwerten gleichzeitig zur Verdrängung anderer Jodquelle aus dem kindlichen Körper führen

Streng kontrollierte Qualität

Die Inhaltsstoffe der Kindermilch werden streng kontrolliert und sind an alle Nahrungsbedürfnisse der kleinen Kinder angepasst.

Contra:

Geschmacksverstärker

Im Vergleich zur Kuhmilch enthält Kindermilch außer Kuhmilcheiweiß auch künstliche Inhaltsstoffe, zum Beispiel Vanille-Aroma, das für einen leckeren Geschmack sorgt. Außerdem enthält Kindermilch pflanzliches Öl und Maltodextrin, das in seltenen Fällen zu Magen-Darm-Probleme führen kann.

Weniger Kalzium und B-Vitamine als in Kuhmilch

Im Vergleich zu Kuhmilch hat Kindermilch einen geringeren Gehalt an einigen Vitamine und Mineralien. So zum Beispiel Kalzium, Phosphor, Magnesium oder B-Vitamine wie B2 und B12. Übrigens ist Kalzium ein besonders wichtiger Mineralstoff, der für die Entwicklung der Zähne und Knochen deines Babys von großer Bedeutung ist.

Hohen Mengen von Kindermilch können gefährlich sein

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung können hohe Mengen von Vitaminen und Mineralien in Kindermilch zu einer unkontrollierten Erhöhung der Nährstoffzufuhr bei Kleinkindern führen.

Drei Portionen Milch und Milchprodukte täglich sollen Kleinkinder verzehren, um gut versorgt zu sein. Statt Kindermilch empfiehlt die Verbraucherzentrale Bayern e.V. für Kleinkinder fettreduzierte Frischmilch (1,5 Prozent).

Eine ungesunde Gewohnheit

Dadurch, dass der Geschmack von Kindermilch durch unterschiedliche Aromen verstärkt wird, kann sich dein Kind an dieses süßliche Aroma gewöhnen und infolgedessen normale Milch ablehnen.

Hoher Preis

Laut der Verbrauchszentrale Hamburg, die Kindermilchpreise analysiert hat, zahlen Eltern bis zu 245 Euro pro Jahr für die spezielle Milch für Kinder. Das kann eine spürbare Auswirkung auf dein Budget haben.

Hoher Kaloriengehalt

Nicht zu unterschätzen ist der meist hohe Kaloriengehalt von Kindermilch. Laut dem Abschlussbericht des Bundesinstituts für Risikobewertung wird Kindermilch im Vergleich zu Kuhmilch häufiger und in größeren Mengen getrunken. Außerdem wird die spezielle Milch für Kinder nicht nur als Ersatz, sondern auch zusätzlich zu Kuhmilch getrunken, was zur doppelten Kalorienaufnahme führt.

Worauf  du beim Kauf achten solltest

Falls du dich für den Kauf von Kindermilch entscheidest, solltest du die folgenden Sachen im Auge behalten:

Lies sorgfältig die Packungsrückseite

Achte darauf, dass die Kindermilch keine Aromen oder Zuckerzusätze enthält. Außer Milchzucker (Laktose) sollte die gewählte Sorte keine weiteren Zuckerarten enthalten. Ein höherer Zuckergehalt kann zu unerwünschten Zahnprobleme bei deinem Kind führen.

Lass dich von deinem Kinderarzt beraten

Frage deinen Kinderarzt, ob er dir zur Kindermilch raten würde. Gerade bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollte dies vorher abgeklärt werden.

Quellen