Tropfende Nase? Keine Kita-Betreuung!
In Corona-Zeiten achten Kitas noch strenger auf Erkältungszeichen. Kitas sollen Kinder auch bei nur leichten Erkältungssymptomen nach Hause schicken. In machen Kitas sollen Eltern sogar ein Attest von einem Arzt vorlegen, dass das Kind nicht mit Corona infiziert ist. Andere wollen einen negativen Corona-Test.
Bei tropfender Nase und Husten kann das also bedeuten, dass das Kind nicht in die Kita darf. Berufstätige Eltern kann das vor einige Probleme stellen: Kann jemand anderes mein Kind betreuen? Nehme ich mir Urlaub, hole ich mir einen „Arbeitsunfähigkeitsschein Kind“ oder kann ich ins Homeoffice gehen?
Kita-Verbot bei Schnupfen: „Völliger Unsinn“
Verständlich, dass viele Eltern genervt von den strengen Regelungen sind und fordern, dass auch Kinder mit einer tropfenden Nase wieder in die Kita gelassen werden. In einem Interview hat sich auch Jacob Maske, Berliner Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, zu diesem Thema geäußert. Schnupfen als Ausschlusskriterium für Kitas zu benutzen, bezeichnet er als „völliger Unsinn“. Denn:
„Schnupfen ist kein typisches Symptom für eine Corona-Erkrankung, sondern ein ganz normales Erkältungssymptom. Im ersten Kitawinter machen Kinder 10 bis 15 Infekte durch, im zweiten sind es immer noch 5 bis 10.“
Eltern wissen: Jedes Kind bekommt irgendwann eine Rotznase – und das ist natürlich nicht sofort ein Beleg für eine Corona-Infektion.
Welche Ausschlusskriterien sollte es geben?
Schnupfen allein sollte also kein Grund sein, ein Kind aus der Kita nach Hause zu schicken oder gleich zu Hause zu lassen. Bei diesen Symptomen sollte das Kind nicht in die Kita:
Außerdem sollten Kinder, bei denen ein Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht, natürlich nicht die Kita besuchen – auch nicht dann, wenn symptomfrei sind.
Gesundschreibungen – die Lösung?
Wie bereits erwähnt, sind aktuell oft sogenannte Gesundschreibungen im Gespräch. Darin bestätigen Ärzte, dass die Kinder betreuungstauglich sind. Eine Idee, die der Berufsverband der Kinderärzte „medizinisch als auch wirtschaftlich gesehen für Unsinn“ hält.
Komme der Herbst, werden die meisten Kindernasen wieder tropfen und triefen. Dann müssen Eltern jedes Mal mit ihrem Kind zum Kinderarzt – und können gegebenenfalls wieder einen Tag nicht zur Arbeit: eine unannehmbare Situation!
Übrigens: In Bayern können Kitas aktuell auch Kinder abweisen, obwohl sie laut einem ärztlichen Attest gesund bzw. nicht ansteckend sind.
Kinder – die größten Corona-Verlierer?
Kinder mit Schnupfen generell aus Kitas auszuschließen ist in den Augen vieler Eltern eine Einschränkung, die zeigt, wie ungerecht die Regelungen und Lockerungen der Corona-Zeit sind. Auch Kinderarzt Maske kritisiert hier, dass die Politik nie aus der Sicht der Kinder entschieden hat:
„[…] die Lockerungen sind für Kitas und Schulen viel zu spät gekommen. Da wurden Kollateralschäden einfach in Kauf genommen, dass Kinder Bindungen verloren haben, dass sie weniger gelernt haben.“
Jedoch wird die Frustration der Eltern laut Maske gehör finden. Er findest, dass es eine klare Regelung für Kinder mit leichten Erkältungssymptomen geben muss: „Und ich bin mir sicher, die wird kommen. Der Druck steigt.“