Wozu ist der Lerntypentest überhaupt da?
Wenn es um Lernerfolge und Schulnoten geht, sind viele Eltern ratlos: Sie können einfach nicht verstehen, wieso die Noten ihres Kindes nicht so gut sind, wie sie sein könnten. Wenn Kinder in der Schule schneller oder langsamer lernen, hat das aber meist nichts mit Intelligenz zu tun. Oft stehen sich Kinder beim Lernen selbst im Weg, weil sie nicht die richtigen Lerntechniken für ihren Lerntypen kennen. In Schulen, bei der Nachhilfe oder von den Eltern werden Kindern bestimmte Lernmethoden vorgegeben. Aber weil nicht jedes Kind gleich lernt, sind auch einheitliche Lerntechniken nicht für jedes Kind geeignet.
Um die effektivsten Lerntechniken für dein Kind herauszufinden, kannst du den sogenannten Lerntypentest machen. Lernexperten empfehlen Eltern grundsätzlich, den Lerntypen des Kindes zu kennen. Dann weißt du, ob dein Kind durch Sehen, Hören, Sprechen oder Fühlen am besten lernt?
Welcher Lerntyp ist mein Kind? – Mach unseren Lerntypentest!
Im Internet oder bei einem Kinderpsychologen kannst du ganz einfach einen Lerntypentest durchführen (lassen). Den dominanten Lerntypen deines Kindes kannst du aber auch herausfinden, indem du dein Kind beobachtest. Durch das Probieren der verschiedenen Lerntechniken geht hervor, dass eine bestimmte Methode besser und leichter funktioniert – und dem Kind oft mehr Spaß macht!
Mach jetzt unseren Lerntypentest, um die besten Lernmethoden und Lerntipps für dein Kind zu bekommen.
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Die 4 Lerntypen und wie sie am effektivsten lernen
Der Lerntypentest geht auf Frederic Vester zurück. In seinem Buch „Denken, Lernen, Vergessen“ beschreibt der die vier klassischen Lerntypen:
#1: Visueller Lerntyp – Lernen durch Sehen
Wenn Kinder laut dem Lerntypentest ein visueller Lerntyp sind, dann lernen sie am schnellsten und leichtesten durch das Sehen und Beobachten. Das heißt konkret, dass diese Kinder gerne zu Texten, Bildern und Videos greifen, um etwas zu verstehen. Weil visuelle Lerntypen sich besonders gut an das erinnern, was sie selbst gelesen oder gesehen haben, machen diese Kinder sich auch eigene Notizen und markieren Texte und Grafiken farbig. In einem Interview mit der Onlineausgabe der Zeit erklärt der Psychiater Manfred Spitzer: „Wenn man etwas aufschreibt, beschäftigt sich der Kopf intensiver damit, als wenn man es nur liest“. Vor allem bei handschriftlichen Notizen ist das so.
Nicht nur die Lernmaterialen, sondern auch die Lernumgebung ist für visuelle Lerntypen sehr wichtig. Kinder brauchen also eine schöne Lernumgebung. Ein aufgeräumter Lernplatz mit minimalen optischen Reizen kann hier konzentrationsfördernd wirken.
Lernmethoden: Lernposter, Bücher, Videos, Bilder, Skizzen, eigene Notizen, Karteikarten, Texte farbig markieren, inneres Sehen (bildhaftes Vorstellen des Gelernten)
#2: Auditiver Lerntyp – Lernen durch Hören
Kindern, die nach dem Lerntypentest den auditiven Lerntypen angehören, lernen besonders gut durch das Hören. Ein auditiver Lerntyp versteht mündliche Vorträge sehr gut und kann sich das Gesagte schnell und einfach merken. Deswegen profitieren diese Kinder auch sehr vom klassischen Schulunterricht. Sie lernen, indem sie sich Texte laut vorlesen, vorlesen lassen oder einen eigenen Vortrag daraus machen. Auditive Lerntypen erfinden oft auch Eselsbrücken, Reime oder Lieder, mit denen sie sich die Lerninhalte besser merken können.
Ein auditiver Lerntyp braucht eine ruhige Lernumgebung. Er fühlt sich nämlich durch Geräusche schnell gestört und mag deshalb zum Beispiel keine Musik im Hintergrund. Bei manchen Kindern ist es jedoch genau umgekehrt, sie lernen mit entspannter Musik besser.
Lernmethoden: Gespräche, Vorträge, Lern-CDs, Lerninhalte aufnehmen und anhören
#3: Haptischer Lerntyp – Lernen durch Bewegung/Tasten
Ganz nach dem Prinzip ‚Learning by doing‘ lernt ein Kind, den der Lerntypentest als haptischer Lerntyp einstuft, am besten, wenn er selbst am Lernprozess beteiligt ist. Haptische Lerntypen können sich Informationen gut merken, wenn sie durch Bewegung oder Fühlen aufgenommen wurden. Konkret bedeutet das: diese Kinder brauchen Bewegung und Aktion beim Lernen. Auf- und Ablaufen im Raum und Wippen mit dem Stuhl sind also nicht gleich ein Zeichen von Unkonzentriertheit.
Diese Lerntypen profitieren zum Beispiel davon, Entfernungen abzulaufen, Distanzen auszumessen und Rechenaufgaben mithilfe von Objekten zu lösen. Spitzer gibt folgendes Beispiel: „Wenn man einem Kleinkind das Bild von einer Tasse zeigt, kann es sich hinterher schlechter an deren Form erinnern, als wenn es sie anfasst und ihre Konturen mit den Fingern nachvollzieht.“
Lernmethoden: Bewegung, Nachmachen, Gruppenaktivitäten, Rollenspiele, Experimente, Modelle
#4: Kommunikativer Lerntyp – Lernen durch Gespräche
Kommunikative Lerntypen brauchen – ähnlich wie der auditive Typ – das Sprechen, um Inhalte schnell zu verstehen. Aber Kinder, die der Lerntypentest als kommunikative Lerner einstuft, bevorzugen den direkten Austausch mit anderen. Sie sprechen den Lernstoff gerne durch und führen intensive Diskussionen darüber. Spitzer erklärt: „Wenn wir miteinander sprechen, senden und empfangen wir permanent Emotionen. Diese […] signalisieren dem Gehirn, dass etwas wichtig ist und gespeichert werden sollte.“
Kinder können im Gespräch eine von zwei Positionen einnehmen: Der Fragende oder der Erklärende. Beide Positionen sind für kommunikative Lerntypen hilfreich.
Lernmethoden: Dialoge, Diskussionen, Rollenspiele, Interviews, Lerngruppen, Quizze
Es gibt keinen isolierten Lerntypen – die gesunde Mischung zählt
Grundsätzlich gilt: Keiner lernt ausschließlich mit einem Sinn. Lerntypen kommen meistens in einer Mischform vor. Der Lerntypentest zeigt lediglich, welche Lerntechniken dein Kind bevorzugt.
Das macht den Test nicht weniger nützlich. Wenn du den Lerntypen deines Kindes kennst, kannst du gezielt Lerntechniken und -methoden einsetzen, damit deinem Kind das Lernen einfacher fällt und mehr Spaß macht.
Jedoch raten Lernexperten davon ab, das Ergebnis vom Lerntypentest als alleinige Lernmethode zu verwenden. Ganz im Gegenteil: Es ist ratsam, die Methoden mehrerer Lerntypen miteinzubeziehen. Denn nach Angaben vom Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung steigt die Erinnerungsquote, je mehr Lerntypen kombiniert werden.
Beim ausschließlich auditiven Lernen liegt sie zum Beispiel bei nur 20%. Das heißt, dass ein Großteil des Gehörten schnell wieder vergessen wird. Wird auditives und visuelles Lernen verknüpft, steigt die Quote schon auf 50% an. Eine Kombination aus allen vier Lerntypen führt laut dem Institut dazu, dass 90% des Gelernten im Gedächtnis erhalten bleiben.
Der Lerntypentest in der Kritik – gibt es Lerntypen überhaupt?
Obwohl der Lerntypentest und die damit verbundenen vier Lerntypen von vielen Institutionen und pädagogischen Verbänden gelobt wird, gibt es natürlich auch einige Kritiker. Sie stützen sich auf die Tatsache, dass es keine Studie gibt, die belegt, dass die Berücksichtigung von Lerntypen zu mehr Lernerfolgen führt. Ganz im Gegenteil, diverse Studien widerlegen das Konzept.
Laut Nicole Becker, Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, geschieht das Lernen immer durch die gleichen Vorgänge im Gehirn. Das heißt: Richtiges Lernen ist nur möglich, wenn die Bedeutung der Information verstanden und verinnerlicht wird – unabhängig davon, mit welchem Sinn die Information aufgenommen wird.
Außerdem weisen Kritiker darauf hin, dass der Lerntypentest kein standardisierter Test ist – Ergebnisse können also variieren.
Außerdem passen manche Lerninhalte nicht zu jedem Lerntyp: Sich selbst die Schuhe zu binden lernt ein Kind meistens durch ‚selber machen‘ – also haptisch. Rechtschreibung kann nur visuell gelernt werden und Sprechen nur durch Hören und Nachsprechen.