Medienkompetenz: Kinder auf das Internet vorbereiten
Wie wichtig die richtige Vorbereitung von Kindern auf den Umgang mit Inhalten im Internet ist, macht die Cyberlife-Studie 2020 deutlich. Schon in der Grundschule ist jedes zehnte Kind von Cybermobbing betroffen. Bei jungen Erwachsenen ist es sogar jede:r Zweite.
Cybermobbing und Cybergrooming sind aber nicht die einzigen Gefahren, denen Kindern in Netz ausgesetzt sind. Viel häufiger begegnen sie Inhalten, die für Kinder nicht angemessen sind. Das kann Pornographie sein, genauso wie Phishing-Nachrichten, Fake-News oder Werbung, die Kinder nicht als solche erkennen können.
Ein immer größer werdendes Problem sind außerdem stark bearbeitete Bilder auf Instagram & Co. Besonders in der Pubertät sind Kinder und Jugendliche dadurch anfälliger für ein schlechtes Körpergefühl, vermindertes Selbstwertgefühl und Depressionen.
Umso wichtiger ist es, Kinder spielerisch an die Nutzung heranzuführen und die Medienkompetenz Schritt für Schritt zu stärken.
Medienkompetenz beschreibt die Fähigkeit Medien (von der Zeitung bis zu den Sozialen Medien) nutzen zu können und kritisch mit den angebotenen Inhalten umzugehen.
Kinder und Medien: Warum ein Verbot nichts bringt
Ein Verbot wird Kinder nicht davon abhalten, Plattformen oder Apps zu nutzen. Sie werden es stattdessen einfach heimlich machen. Damit verlieren Eltern nicht nur die Kontrolle über die Dauer der Mediennutzung, das Kind ist außerdem jeglichen Inhalten ungefiltert ausgesetzt.
Die Frage, ob Kinder TikTok, WhatsApp & Co. verwenden dürfen stellt sich also nicht. Früher oder später gehört die Mediennutzung zum Alltag der Kinder einfach dazu. Viel wichtiger ist: „Wie lange?“ und „Ab wann?“.
Ab welchem Alter allein ins Internet?
Wann dein Kind bereit ist, sich allein im Internet zu bewegen, ist sehr individuell. Genauso, wie nicht jedes Kind mit fünf Jahren allein zum Bäcker gehen kann, ist auch nicht jedes Kind im gleichen Alter bereit allein im Internet zu surfen. Als Elternteil kannst du am besten abschätzen, was du deinem Kind zutraust. Die Initiative Saferinternet empfiehlt, das frühestens zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr zu testen.
Mediennutzung pro Tag
Die EU-Initiative klicksafe empfiehlt diese Richtlinien für eine angemessene Bildschirmzeit pro Tag:
- 0 bis 2 Jahre: Möglichst keine Mediennutzung
- 2 bis 3 Jahre: Fünf bis zehn Minuten begleitete Bildschirmzeit (Videochats mit Familie, Apps für Kleinkinder)
- 4 bis 6 Jahre: Maximal 30 Minuten pro Tag; nicht unbedingt täglich
- 7 bis 10 Jahre: Maximal 60 Minuten pro Tag freie Bildschirmzeit, mit abgesprochenen Inhalten
- 11 bis 13 Jahre: Maximal 90 Minuten pro Tag oder 10 Stunden pro Woche
Die Empfehlungen decken sich mit den tatsächlichen Zahlen ziemlich gut. Laut der KIM-Studie 2020 sind die Sechs- bis Siebenjährigen etwa 14 Minuten am Tag online, die Zehn- bis Elfjährigen 53 Minuten und die Zwölf- bis 13-Jährigen verbringen im Durchschnitt 84 Minuten täglich im Netz. Dabei ist YouTube die mit Abstand beliebteste App, in der Kinder ihre Zeit verbringen.
5 Tipps, um die Medienkompetenz von Kindern zu stärken
Eltern sind von Anfang an in der Verantwortung, Kinder für einen bewussten Umgang mit Medien zu sensibilisieren. Von der Tiergeräusche-App für Kleinkinder über das Ausmalbild am Tablet, bis zur WhatsApp-Gruppe der Schulklasse: Die Medienkompetenz deiner Kinder kannst du von Beginn an fördern.
Das Internet gemeinsam entdecken
Ob Videotelefonat mit Oma und Opa, gemeinsam eine digitale Einkaufsliste in der Notizen-App schreiben oder eine Folge Peppa Wutz auf der Autofahrt streamen: Schon für die Kleinsten gehört Mediennutzung zum Alltag einfach dazu. Dabei kannst du deinem Kind immer mehr Freiraum geben. Dein Kind stellt dir eine knifflige Frage? Warum nicht gemeinsam danach googlen? Entweder an der Seite der Eltern oder selbst in einer kindgerechten Suchmaschine.
Smartphone-Führerschein für Kinder
Der Verein MiNaGo hat ein interaktives Arbeitsbuch herausgebracht, mit dem Kinder ganz einfach an die schönen und unschönen Aspekte der Mediennutzung herangeführt werden. Dabei lernen die Kinder ihr Smartphone und unterschiedliche Social-Media-Kanäle kennen und bekommen wichtige Tipps und Tricks für den Umgang im Internet. Am Ende des Buches wartet der Smartphone-Führerschein auf die Kids, den Eltern und Kind zusammen unterschreiben können. Hier geht’s zum Workbook.
Kindgerechte Suchmaschinen
Mit Suchmaschinen für Kinder, wie Blinde Kuh, Frag Finn oder Helles Köpfchen kann dein Kind die Recherche und den Umgang mit Inhalten im Internet üben. Das Beste an der Kinder-Suchmaschine: Du kannst dir sicher sein, dass die Kids nichts angezeigt bekommen, was nicht für die Kleinen bestimmt ist.
Die richtige App für dein Kind
Um die Medienkompetenz deines Kindes zu stärken, ist es entscheidend, dass nicht einfach nur blind konsumiert wird. Deshalb ist es umso wichtiger, die richtige App für dein Kind zu finden. Für die Kleinsten gibt es die Seite mit dem Elefanten, größere Kinder können sich bei Scratch im Programmieren versuchen. Bestimmt findest du auch für dein Kind eine spannende Seite.
Vorbild sein
Die richtige Mediennutzung will gelernt sein – und bei wem lässt sich das leichter abschauen als bei Mama oder Papa. Kinder lernen durch unseren Umgang mit Smartphone, Tablet & Co., was eine angemessene Nutzung ist. Wer selbst täglich viele Stunden in sozialen Netzwerken verbringt, hat keine guten Argumente, warum die Kinder das nicht tun sollen.
Meinung + Erfahrung anderer Eltern
Neben dem Vertrauen deine Kinder mit dem richtigen Handwerkszeug ausgestattet zu haben, kannst du auch selbst aktiv werden. So kannst du das Internet für deine Kinder sicherer zu machen:
Kinder & Medien: Empfehlungen für Eltern
Damit du dein Kind vor möglichen Gefahren und verstörenden Inhalten schützen kannst, gilt es auf ein paar Dinge zu achten. Dazu zählen:
- Passwörter und geregelte Zeiten: Die meisten Apps kannst du mit einem Passwort schützen. Solange das Passwort bei dir bleibt, bestimmst du auch die Zeit, die dein Kind mit der jeweiligen Anwendung verbringt. Bei sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok & Co. reicht es, wenn du dein Kind nach der Nutzung ausloggst.
- Profil privat setzen: Alle Profile, die dein Kind für soziale Netzwerke erstellt, sollten privat sein. Die veröffentlichten Inhalte sind dann nur einzusehen, wenn der andere Nutzer bekannt ist. Wichtig ist auch, dass der Nickname nicht auf das Alter und Geschlecht des Kindes schließen lässt.
- Filter für sensible Inhalte: Es gibt diverse Anbieter für Kinderschutzprogramme. Einige filtern auch Web-Inhalte und zeigen nur altersgerechte Ergebnisse in der Suchmaschine.
- Apps vorher selbst anschauen: Du kannst dein Kind nur auf das vorbereiten, was du selbst kennst. Wenn dein Kind gerne eine neue App oder ein Spiel benutzen möchte, solltest du es dir selbst gut anschauen. Nur dann kannst du beurteilen, ob dein Kind dafür bereit ist. Ob ein Spiel für das eigene Kind geeignet ist, kann manchmal schwer einzuschätzen sein. Daher gibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend jedes Jahr eine pädagogische Einschätzung heraus. Hier kannst du sie ansehen.
- Erklären statt bestrafen: Niemand ist perfekt und so kann es passieren, dass dein Kind früher oder später auf Inhalte stößt, die verunsichern oder verängstigen. Im besten Fall wird dein Kind mit dir darüber reden. Aber auch wenn du es über andere Wege erfährst, ist das Wichtigste, dass du deinem Kind erklärst, warum es diese Dinge nicht ansehen sollte. Einfach den Zugang zu sperren oder das Handy wegzunehmen, ist keine sinnvolle Maßnahme.
Zuverlässige Anlaufstellen, auf denen Eltern sich über die Mediennutzung ihrer Kinder, Regeln und Empfehlungen informieren können, findest du hier:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Deutsches Kinderhilfswerk
- Info-Portal „Ins Netz gehen“
- Initiative Klicksafe und Schau hin!