Eine akute Mittelohrentzündung entsteht in erster Linie, wenn bei Schnupfen oder Mandelentzündung Bakterien oder Viren vom Nasen-Rachen-Bereich über die Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen. Aufgrund des Infekts sind die Schleimhäute in Nase oder Rachen geschwollen. Kann das Sekret dadurch nicht mehr abfließen und staut sich, haben krankheitserregende Keime ein leichtes Spiel, sich im Mittelohr auszubreiten.
Für eine bakteriell bedingte Mittelohrentzündung bei Kindern sind in den meisten Fällen Pneumokokken oder Haemophilus influenza verantwortlich. Beim bakteriellen Befall handelt es sich oft um eine Superinfektion nach einem viralen Infekt. Herpes- und Grippe-Viren können direkt eine akute Otitis media auslösen.
Diese Faktoren können die Entstehung einer Mittelohrentzündung bei Baby und Kleinkind begünstigen:
- Ständiger Kontakt mit anderen Kindern in Krippe und Kindergarten
- Dauernder Gebrauch von Schnullern
- Vergrößerte Rachenmandeln (umgangssprachlich Polypen)
- Allergien
- geschwächtes Immunsystem
- Passivrauchen, wenn im Umfeld geraucht wird
Bekommt ein Baby eine Mittelohrentzündung noch in seinen ersten sechs Lebensmonate, erhöht sich das Risiko für wiederholt auftretende Infektionen im Bereich des Mittelohrs.
Nein, eine Mittelohrentzündung ist in der Regel nicht ansteckend.
Symptome: Wie erkenne ich eine Mittelohrentzündung bei meinem Kind?
Eine Mittelohrentzündung macht sich durch plötzlich auftretende, stechende oder pulsierende Schmerzen an einem oder beiden Ohren bemerkbar. Bei Kleinkindern geht die Erkrankung meist mit hohem Fieber und einem schlechten Allgemeinzustand einher.
Zuweilen leiden Kinder auch an unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Bauchweh und Erbrechen.
Bei Babys zeigt sich eine Mittelohrentzündung meist durch einen Ohrzwang, also wenn sie sich ständig ans Ohr greifen. Die Kleinen wollen nicht trinken, sind unruhig, quengeln oder schreien mehr als üblich.
Sammelt sich viel Flüssigkeit im Mittelohr und kann nicht ablaufen, kann der Druck auf das Trommelfell so groß werden, dass ein Riss entsteht und das Sekret nach außen abläuft. Die Schmerzen lassen dann sofort nach. Dieses Symptom kann, aber muss nicht auftreten.
Diagnose: Wie stellt der Arzt eine akute Mittelohrentzündung fest?
Leidet dein Kind unter Ohrenschmerzen, solltest du immer einen Kinderarzt oder HNO-Arzt aufsuchen. Anhand äußerer Untersuchungen von Trommelfell und Nasen-Rachen-Raum lässt sich schnell feststellen, ob eine akute Mittelohrentzündung vorliegt oder eine andere Ursache hinter den Beschwerden steckt.
Leidet das Kind zum wiederholten Male an einer Mittelohrentzündung, kann zusätzlich ein Hörtest durchgeführt werden.
Behandlung: Was tun bei einer Mittelohrentzündung bei Kindern?
Der Arzt verordnet bei einer akuten Otitis media im Allgemeinen Bettruhe und altersgerechte, entzündungshemmende Schmerzmittel. Falls die Mittelohrentzündung als Folge eines Schnupfens entstanden ist, kann ein abschwellendes Nasenspray zur besseren Belüftung des Mittelohrs beitragen. Derartige Sprays oder Tropfen dürfen auf keinen Fall länger als wenige Tage, maximal eine Woche lang angewendet werden. Andernfalls besteht eine Abhängigkeitsgefahr. Auch eine Anwendung von Ohrentropfen ist unbedingt mit dem Arzt abzusprechen.
Für die Wirkung von Hausmitteln wie Zwiebelsäckchen oder eine Bestrahlung des Ohrs mit Rotlicht gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Empfindet das Kind die Wärme als wohltuend, spricht aber nichts dagegen.
Wichtig ist, dass während der akuten Erkrankung beim Baden oder Duschen kein Wasser in die Ohren dringt. Schwimmbadbesuche sind bei einer Mittelohrentzündung also absolut tabu.
Ein Antibiotikum kann bei einer akuten Mittelohrentzündung nur bedingt helfen. Wurde die Erkrankung durch Viren ausgelöst, ist das Mittel ohnehin nicht wirksam. Auch bei einer bakteriellen Infektion sollte Antibiotikum nur dann verschieben werden, wenn das Kind jünger als sechs Monate ist oder Komplikationen oder lang anhaltende Symptome auftreten.
Krankheitsverlauf: Wie lange dauert es, bis eine Mittelohrentzündung weg ist?
Die Infektion heilt im Allgemeinen nach wenigen Tagen folgenlos ab. Mögliche Risse im Trommelfell wachsen innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst zu. Um möglichen Komplikationen vorzubeugen, sollte man das Kind erneut vom Arzt untersuchen lassen.
In seltenen Fällen kann sich bei Säuglingen und Kleinkindern aus einer akuten Otitis media eine Mastoiditis entwickeln. In dem Fall breitet sich die Entzündung auf den knöchernen Warzenfortsatz des Ohrs aus. Sie geht mit starken Schmerzen, hohem Fieber und einer deutlich sichtbaren Schwellung hinter dem Ohr einher.
Bei einer Mastoiditis handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der umgehend behandelt werden muss.
Kommt es im Vorschulalter wiederholt zu Mittelohrentzündungen, überprüft der Arzt, ob die Rachenmandeln vergrößert sind und entfernt werden müssen. Zudem können häufige Mittelohrentzündungen auf eine verminderte Belüftung des Mittelohrs zurückzuführen sein.
Vorbeugung: Wie kann ich mein Kind vor einer Mittelohrentzündung schützen?
Damit eine schmerzhafte Mittelohrentzündung möglichst gar nicht auftritt, raten HNO-Ärzte zu folgenden Maßnahmen:
- Bei Erkältungen können abschwellende Nasensprays für Kinder die Belüftung des Mittelohrs verbessern. Vorsicht: Solche Präparate dürfen nicht länger als sieben Tage angewendet werden, um die Nasenschleimhaut nicht anzugreifen und dauerhaft zu schädigen.
- Die STIKO empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung bei Babys ab 2 Monaten. Damit kann das Risiko für Lungen-, Hirnhaut- und Mittelohrentzündung gesenkt werden.
- Zur Vermeidung von Verletzungen sollten die Ohren nur vorsichtig im äußeren Bereich gesäubert werden. Auf Wattestäbchen ist dabei zu verzichten.
- Im Umfeld von Säuglingen und Kindern sollte nicht geraucht werden.
- Erkältete Kinder nicht mit nassen Haaren nach draußen und keinesfalls ins Schwimmbad lassen.
- Häufiges Nuckeln an Trinkflaschen im Liegen und generell an Schnullern ist zu vermeiden.
- Muttermilch stärkt das Immunsystem, das Stillen von Babys in den ersten Lebensmonaten kann vor Infektionen wie einer Mittelohrentzündung schützen.