Morgenkreis: Kritik
Immer häufiger werden Stimmen laut, ob ein Morgenkreis, wie er in vielen Kindergärten auf der Tagesordnung steht, überhaupt noch zeitgemäß ist. Diese Aspekte werden häufig kritisiert:
Leistungsdruck im Morgenkreis
Neben dem Zeitdruck am Morgen bemängeln viele Eltern, dass durch den Morgenkreis Leistungsdruck auf die Kinder ausgeübt werde. In so mancher Einrichtung ist die gemeinsame Runde nämlich Pflichtprogramm und nicht alle Kindergartenkinder mögen vor anderen erzählen, singen oder musizieren.
Mangelnde Flexibilität
Wie soll man flexibel bleiben, wenn der Nachwuchs zu einer bestimmten Uhrzeit im Kindergarten sein muss, um auf keinen Fall den Morgenkreis zu verpassen? Und was ist mit Kindern, die an einem solchen Zusammensitzen überhaupt kein Interesse haben? Kritiker bemängeln, dass durch eine Versammlungs-Pflicht Kinder zum Morgenkreis gezwungen werden, die nicht mit und vor anderen erzählen, singen, tanzen oder musizieren wollen, was gegen den freien Willen der Kinder und gegen Kinderrechte verstoße.
Starre Abläufe
Skeptische Erzieher, Eltern und auch manche Kinder selbst bemängeln am Morgenkreis in erster Linie starre Konstrukte. Zeitdruck, Zwang oder Unruhe werden als negative Punkte angeführt. Auch seien für einen gut geplanten und durchgeführten Morgenkreis manchmal schlicht keine Ressourcen vorhanden, zum Beispiel aufgrund vermehrter Krankenstände oder Urlaube.
Morgenkreis im Kindergarten: Das macht einen guten Sitzkreis aus
Demgegenüber betonen Befürworter auch viele positive Aspekten an einem Morgenkreis. Voraussetzung hierfür sind vor allem ein geeignetes Konzept und engagierte Erzieher. Wesentliche Bedingung dafür ist immer, dass er nicht unter Zwang über die Bühne geht. Von manchen Kindern kann er nämlich nur dann als angenehm und Bereicherung empfunden werden, wenn die Teilnahme nicht verpflichtend ist. Deshalb sollte für alle Kinder, die gerade keine Lust auf den Morgenkreis haben, eine alternative Spielmöglichkeit zur Verfügung gestellt werden. Folgende positive Aspekte kann ein Morgenkreis auf die Entwicklung deines Kindes haben:
Positive Aspekte des Morgenkreises im Überblick
- Sozialverhalten wird gefördert (Toleranz, warten können, zuhören etc.)
- Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein werden gefördert
- Sinneswahrnehmung wird geschult
- musikalische Förderung
- kognitive Förderung
- Förderung der Motorik
- Fantasie und Kreativität werden gefördert
- Allgemeinbildung wird vermittelt
- sprachliche Kompetenz wird gefördert
Morgenkreis im Kindergarten: Mut zu neuen Ideen
Was in Bezug auf den klassischen Morgenkreis oftmals fehlt, ist Mut zu neuen Ideen. Schon Kleinigkeiten können dafür sorgen, dass der tägliche Sitzkreis mit mehr Begeisterung aufgenommen wird. Wichtig ist es, die Kinder einzubeziehen. Bei der Themenfindung beispielsweise oder bei der Auswahl unterschiedlicher Materialien. Schließlich sind Kinder Profis in eigener Sache und wissen, was ihnen gefällt und welche Themen sie faszinieren. Echte Schätze lassen sich zum Beispiel leicht bei einem Spaziergang in der Natur finden (Äste, Zapfen, Hagebutten, Schneckenhäuser etc.).
Auch in Bezug auf die Beleuchtung kann experimentiert werden. Das Sitzen im hell erleuchteten Raum ist für manche Kinder langweilig. Warum also nicht schummrige oder farbige Lichtquellen ausprobieren? Oder den Raum abdunkeln und die Kinder selbst mit einer Taschenlampe für die richtige Beleuchtung sorgen lassen? Eines ist klar: Die Möglichkeiten für einen Morgenkreis der besonderen Art sind vielfältig.