Nachtschreck beim Kind: Meine Erfahrungen + Tipps

Mädchen schläft nach Nachtschreck wieder
So erlebte Markus den 1. Nachtschreck seiner Tochter
© Unsplash/ Richard Stachmann

Szenen wie aus einem Horrorfilm: Anders lässt sich nicht beschreiben, wie wir den ersten Nachtschreck unserer Tochter erlebten. Inzwischen wissen wir, dass dieser fürchterliche nächtliche Begleiter harmlos ist – doch damals war ich kurz davor die Rettung zu rufen. Meine Erfahrungen, interessante Hintergründe zu den Ursachen und Tipps, was du bei einem Nachtschreck für dein Kind tun kannst.

Inhalt ergänzt vom Hallo:Eltern-Redaktionsteam & geprüft von Katharina Meier-Batrakow, Psychologin

Was ist ein Nachtschreck bei Kindern?

Der Nachtschreck (pavor nocturnus genannt) tritt bei Kindern am häufigsten im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. schätzt, dass die Nachtangst circa drei bis sechs Prozent aller Kinder im Vorschul- bis Schulalter aufschrecken lässt.

: Nachtsachreck bei Babys?

Nur sehr selten haben schon Babys einen Nachtschreck. Allerdings passiert es sehr häufig, dass sie im Schlaf weinen, jammern, schluchzen. Das hat aber andere Ursachen.

Der Nachtschreck ist eine Form der Schlafstörung bei Kindern, also eine Parasomnie. Paranormal – so dürfte diese Störung wohl tatsächlich auf die meisten Eltern wirken. Um bei dem Bild der Horrorfilme zu bleiben: Kinder, die einen Nachtschreck durchleben wirken ein bisschen wie besessen.

Sie beginnen aus dem Schlaf heraus plötzlich zu weinen, zu schreien und möglicherweise sogar um sich zu schlagen oder zu treten. Manche schlafwandeln auch. Sie wirken in Not, verzweifelt oder verängstigt. Oft haben die Kinder die Augen geöffnet, sodass es für Außenstehende so scheint, als wären sie wach. Sie sind aber nicht wirklich ansprechbar, sie schauen durch die anwesenden Personen regelrecht hindurch. Kinder lassen sich während eines Nachtschrecks nur schwer wecken und wirken desorientiert.

So erlebten wir den Nachtschreck bei unserer Tochter

Bei unserer Tochter war das ziemlich ähnlich. Sie war damals 3,5 Jahre und schlief seit guten drei Stunden den Schlaf der Gerechten, alles war gut. Dann begann alles mit einem markterschütternden Schrei. Der war nicht von dieser Welt! Auf dem Weg ins Kinderzimmer rutschte mir das Herz in die Hose. Das gellende Schreien hörte einfach nicht auf. Das klang nach heftigen Schmerzen. Sicher war etwas ganz Schlimmes passiert!

: nett to know
Nachtschreck passiert im Tiefschlaf

Die Nachtangst tritt meist kurz nach dem Einschlafen auf bzw. in dem ersten Drittel der Nacht in einer Non-REM-Phase, dem Tiefschlaf. In dieser Schlafphase träumen wir nicht.

Meine Tochter saß im Bett mit angstverzerrtem Gesicht, ausdruckslosem Blick und schrie und kreischte wie verrückt. Ich und meine Frau versuchten sie zu beruhigen. Doch sie reagierte überhaupt nicht auf uns. Plötzlich stand sie auf, hielt sich am Kopfteil ihres Bettes fest und fing an, schreiend auf und ab zu springen. Das war der Zeitpunkt, als ich die Rettung rufen wollte.

Wie lange dauert der Nachtschreck?

Das Handy hatte ich schon in der Hand, da hörte Töchterchen von einem Moment auf den anderen auf zu springen, legte sich nieder, rollte sich ein, steckte sich den Daumen in den Mund und schlummerte fortan die restliche Nacht friedlich vor sich hin. Echt strange!

Ein Nachtschreck dauert für gewöhnlich zwischen wenigen Minuten und einer dreiviertel Stunde. Und egal wie heftig die Reaktionen in der Nacht sind, in der Regel können sich Kinder am nächsten Tag nicht mehr an den Nachtschreck erinnern. Auch unserer Tochter fehlt jegliche Erinnerung an ihre nächtliche Statistenrolle in den dubiosen Horrorfilmen. Das ist wahrscheinlich auch besser so!

Denn der Nachtschreck kam für eine Gewisse Zeit regelmäßig in der Nacht wieder. Irgendwann verschwand der Spuk dann von selbst wieder – genau so plötzlich, wie er gekommen war. Für gewöhnlich hört der Nachtschreck spätestens im Grundschulalter wieder auf.

Wie soll ich auf den Nachtschreck reagieren?

Auch wenn es sich so anfühlt, als würdest du gegen deine Elterninstinkte handeln: Je weniger du dein Kind bei seinem Nachtschreck „störst“, desto schneller geht er vorbei. Das hat uns auch unser Kinderarzt geraten. Denn ja, nach dem ersten Nachtschreck unserer Tochter fuhren wir am nächsten Tag sofort mit ihr zum Kinderarzt. Damals wussten wir schließlich noch nicht, mit was genau wir es hier zu tun hatten.

Der Kinderarzt konnte uns aufklären und beruhigen. Sein Tipp: „Einfach hinnehmen, trösten (auch, wenn das Kind es nicht mitbekommt) und darauf achten, dass es sich nicht verletzen kann.“

Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte rät Ähnliches:

„Eltern sollten leise auf ihr Kind einreden, ihm versichern, dass es in Sicherheit ist und dafür sorgen, dass es sich nicht verletzen kann. Ein Kind in dieser Phase aufzuwecken, ist wenig sinnvoll, da es dann orientierungslos sowie verwirrt ist und schwer wieder einschläft.“

Wie du auf einen Nachtschreck reagieren solltest:

ruhig bleiben
beim Kind bleiben
Kind nicht wecken
Kind nicht festhalten
Verletzungen verhindern
leise mit dem Kind sprechen
wenn das Kind schlafwandelt, es Richtung Bett lotsen

Nachtschreck erkennen: Nachtangst oder Alptraum?

Um richtig auf dein verängstigtes Kind reagieren zu können, ist es wichtig, die Nachtangst von einem Alptraum abzugrenzen. Das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) fasst die wichtigsten Unterschiede so zusammen:

Nachtschreck Alptraum
Tritt im Alter von drei bis sechs Jahren auf Kann auch schon ab zwei Jahren auftreten
Tritt einige Stunde nach dem Schlafen gehen auf, in der traumlosen Non-REM-Phase Tritt meist zwischen 2 Uhr und 6 Uhr in der Nacht auf, in der Traum- oder REM-Phase
Dauert wenige Minuten bis 40 Minuten an, das Kind schläft nach dem Nachtschreck wieder ein Das Kind wacht durch den Alptraum auf und muss getröstet werden
Kind kann schreien, rufen, sprechen, treten oder um sich schlagen Kind schreckt aus dem Traum auf, manchmal auch schreiend
Die Augen evtl. geöffnet ohne dass das Kind Personen erkennt, schaut durch Anwesende „hindurch“ Kind ist nach einem Alptraum wach und ansprechbar
Kind scheint zu halluzinieren   —
Kind schlafwandelt eventuell   —
Das Kind kann sich daran am nächsten Tag nicht mehr erinnern Das Kind kann sich am nächsten Tag noch an den Traum erinnern
: So beruhigst du es!

Welche Ursachen stecken hinter dem Nachtschreck?

Obwohl der Nachtschreck bei Kindern zu typischen Schlafstörungen gehört, ist die genaue Ursache dafür noch nicht bekannt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) geht davon aus, dass Schlafmangel ein möglicher Auslöser für die Nachtangst sein könnte.

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Nachtschreck mit der Gehirnreifung und -entwicklung in Verbindung steht und durch eine Übererregung ausgelöst wird. Die Übererregung wiederum kann verschiedene Auslöser haben, wie z.B.:

  • weggefallener Mittagsschlaf
  • Kind kommt später ins Bett als sonst
  • unregelmäßige Schlafroutine
  • Stress
  • aufregende Zeiten (Urlaub, Weihnachten, Geburtstag, Kindergartenstart, neues Geschwisterchen, Zahnen)
  • bestimmte oder neu verordnete Medikamente
  • Erkrankungen
  • Schlafen in fremder Umgebung

Es gibt Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass die Neigung zum Nachtschreck oft in der Familie liegt – also vererbt werden könnte.

Kann man dem Nachtschreck vorbeugen?

Solange keine eindeutige Ursache für den Nachtschreck bekannt ist, kann man kaum vorbeugen. Das Hinterfragen des Alltags ist aber ein guter Ansatzpunkt.

Unter dem Motto „Wie kann ich unnötigen Stress für das Kind vermeiden oder wenigstens reduzieren?“ können diese Ideen helfen:

  • Sorge für ausreichend Schlaf, zum Beispiel durch Mittagsschlaf oder frühere Bettzeiten.
  • Schaffe eine reizarme Abendroutine (z.B. kein Medienkonsum vor dem Schlafen).
  • Etabliere Einschlafrituale, wie zum Beispiel Vorlesen.

Wann sollte man bei der Nachtangst zum Arzt?

Da der Nachtschreck in der Regel kein Anzeichen für eine psychische Störung oder ernsthaften psychischen Problemen ist und auch keine Folgen hinterlässt, muss deswegen meist auch kein Arzt zurate gezogen werden. Hast du allerdings das Gefühl, dass das nächtliche Aufschrecken zu oft passiert, solltest du mit deinem Kinderarzt sprechen.

Wenn die Nachtangst auch in der Vorpubertät noch regelmäßig auftritt oder dein Kind wirklich sehr oft davon betroffen ist, kann es sinnvoll sein, in Absprache mit dem Kinderarzt mit anderen Fachleuten (Kinderpsychologen, Neurologen etc.) auf Ursachenforschung zu gehen.

FAQ zum Nachtschreck

Können Babys Nachtsachreck haben?

Wie oft ist ein Nachtschreck normal?

Wann hört der Nachtschreck auf?

Quellen