Ursachen für Ohrenschmerzen bei Kindern
Wenn Kinder Ohrenschmerzen haben, ist eine akute oder chronische Mittelohrentzündung (Otitis media, bakterielle oder virale Entzündung des Mittelohrs) häufig der Grund dafür. Laut Dr. med. Snježana-Maria Schütt, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, erkranken über 80 Prozent der Kinder im ersten Lebensjahr mindestens ein Mal daran.
Es gibt aber auch andere Erklärungen für Ohrenweh bei Kindern. Folgende Erkrankungen können bakterielle, virale oder externe Ursachen haben:
- Erkältung (Euchstachische Röhre ist verlegt)
- Paukenerguss (im Mittelohr hat sich Flüssigkeit angesammelt)
- Halsentzündung/Mandelentzündung oder Polypen
- Fremdkörper im Gehörgang
- Verletzungen (zum Beispiel durch einen Sturz oder ein Wattestäbchen)
- Ohrenschmalzpfropf
- Probleme mit dem Druckausgleich (etwa beim Fliegen oder in den Bergen)
- Wasser im Ohr, Entzündungen des äußeren Gehörganges (Otitis externa, zum Beispiel nach dem Schwimmen)
Was genau Ohrenschmerzen auslöst, kann mit Sicherheit nur ein Arzt bestimmen. Wenn du dir also nicht sicher bist, woher die Schmerzen kommen, solltest du bei einem Kinderarzt vorstellig werden.
Warum ist eine Mittelohrentzündung eine häufige Ursache?
Anders als bei Erwachsenen treten Ohrenschmerzen bei Kindern recht häufig auf. Grund dafür ist auch, dass die Ohrtrompete (Tuba-Eustachii), die Verbindung zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr, noch recht kurz ist. Krankheitserreger können so rasch bis zum Mittelohr gelangen und sich dort ausbreiten. Wenn ein Kind Ohrenschmerzen hat, ist das tatsächlich oft eine Mittelohrentzündung.
Anzeichen & Symptome: Wie erkennt man Ohrenschmerzen beim Kind?
Gerade bei Babys und Kleinkindern sind Ohrenschmerzen nicht immer leicht festzustellen, da sie den Schmerz nicht benennen können. Du musst dein Kind also genau beobachten. Daher gilt bei Verdacht auf Ohrenschmerzen: Kind auf jeden Fall zum Arzt bringen, auch wenn der kleine Patient grundsätzlich fit wirkt.
Mit entsprechenden Instrumenten kann der Kinderarzt die Gründe für den Schmerz nämlich rasch identifizieren und weitere Maßnahmen setzen. Scheinbar leichte Ohrenschmerzen bei Kindern können nämlich schnell akut werden.
So kannst du Ohrenschmerzen bei Kindern erkennen:
Das Kind …
- … wirkt reizbar und unruhig
- … ist weinerlich
- … greift sich verstärkt ans Ohr
- … leidet unter Schwindel
- … scheint schlechter zu hören
- … leidet unter Fieber und Unwohlsein, sein Allgemeinzustand ist reduziert
- … weist verminderten Appetit auf, auch Erbrechen kann vorkommen
- … hat starke Schmerzen
- … nässt aus dem Ohr
Und wie unterscheide ich, ob mein Kind Ohrenschmerzen hat oder eine Mittelohrentzündung? Dazu erklärt die medizinische Fakultät der Universität Witten/Herdecke in ihrer Patientenleitlinie „Mittelohrentzündung (= Otitis media) bei Kindern“:
„Sehr oft kann man folgenden Ablauf beobachten: Ihr Kind hat eine harmlose Erkältung, die gerade wieder abheilt. Plötzlich wird es quengelig, appetitlos und klagt häufig zunächst über Kopf- oder sogar Bauchschmerzen. Die Ohrenschmerzen selber beginnen oft nachts oder abends. Im weiteren Verlauf kann auch Fieber auftreten.“
Ohrenschmerzen behandeln: Hausmittel oder Arztbesuch?
Wie kann man Kinder-Ohrenschmerzen behandeln? Braucht es immer Medikamente? Neben der vom Arzt empfohlenen medikamentösen Behandlung gibt es einige Hausmittel bei Ohrenschmerzen: Kindern kannst du damit die Schmerzen etwas lindern. Hier findest du eine Übersicht über die besten Ohrenschmerzen-Hausmittel und ab wann du dich an einen Kinderarzt wenden solltest.
Hausmittel gegen Ohrenschmerzen bei Kindern
Folgende Hausmittel können Kinder bei Ohrenschmerzen helfen und das Fieber senken:
- Wärme hat schmerzstillende Wirkung (Kirschkernkissen, Rotlichtlampe)
- auf vermehrte Flüssigkeitsaufnahme achten
- Dampfbad mit Kamille
- Reinigung des Ohres mit speziellen Lösungen
- für ausreichend Ruhe und körperliche Schonung sorgen
- liebevolle Zuwendung und Ablenkung
Vorsicht: Es kursiert immer noch der “Geheimtipp”, warmes Olivenöl in das Ohr zu träufeln. Das solltest du auf keinen Fall machen! Je nach Ursache der Ohrenschmerzen kann das sogar zur Verschlimmerung des Zustandes führen. Auf jeden Fall können aber zusätzliche Keime in den Gehörgang gelangen.
Zwiebelauflage und Zwiebelsäckchen gegen Ohrenschmerzen
Schon Oma hat Ohrenschmerzen bei Kindern mit Zwiebelsäckchen behandelt – und das mit Erfolg! Dr. Kathrin Ernst, Fachärztin für HNO, empfiehlt jungen Patienten mit Ohrenweh Zwiebelsäckchen aufgrund ihrer antimikrobiellen, antibakteriellen und antifungiziden Eigenschaften.
Das liegt daran, dass Zwiebeln ätherische Öle, Senföle, Lauchöle sowie die Schwefelverbindung Alliin enthalten. Diese bewirken (ähnlich wie bei tränenden Augen beim Zwiebelschneiden), dass sich Sekrete im Mittelohr verflüssigen und ablaufen können.
Dafür Zwiebeln klein hacken und ganz kurz erhitzen, in ein Tuch geben und dann auf das schmerzende Ohr legen. Achte darauf, dass das Zwiebelsäckchen nicht noch zu heiß ist!
Bei einem Paukenerguss sammelt sich Flüssigkeit im Bereich des Mittelohres an. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde empfiehlt neben einer engmaschigen ärztlichen Überwachung erst einige Monate abzuwarten, ob der Paukenerguss von selbst zurückgeht. Zusätzlich können abschwellende Nasensprays für eine bessere Ohrbelüftung sorgen. Werden die Beschwerden nicht besser, kann der Kinderarzt empfehlen, in einer Operation ein Paukenröhrchen einzusetzen, um die Ohrbelüftung zu gewährleisten. Allerdings ist das nur sehr selten der Fall.
Wann ist ein Arztbesuch bei Ohrenschmerzen nötig?
Wenn sich die Beschwerden der Ohrenschmerzen nach spätestens vier Tagen nicht von selbst oder mit Hausmitteln verbessert haben, solltest du einen Arzt aufsuchen. Kommen zusätzlich noch Fieber, Schwindel, Ausfluss aus dem Ohr und anhaltende Hörschwierigkeiten dazu, solltest du sofort bei einem HNO-Arzt einen Termin vereinbaren.
Wie Ärzte bei Ohrenschmerzen Kinder behandeln, hängt vor allem davon ab, was die Ursachen sind. So können abschwellende Nasentropfen sinnvoll sein, wenn die Ohrenschmerzen als Begleiterscheinung einer Erkältung auftreten. Bei starken Schmerzen kann der Arzt zudem leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen (ab dem Alter von einem halben Jahr) oder Paracetamol verschreiben.
Das Gute ist, auch wenn die Ohrenschmerzen bei Kindern von einer Mittelohrentzündung kommt, lassen die Beschwerden in 80 Prozent der Fälle schon in den ersten drei Tagen nach. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Beschwerden auch ohne das Medikament wieder abklingen, ist also hoch.
Kinder-Ohrenschmerzen mit Antibiotika behandeln?
Wenn die Symptome nicht von selbst abklingen und das Kind anhaltend hohes Fieber hat, kann es sein, dass der Kinderarzt Antibiotikums verschreibt. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) weist aber darauf hin, dass Antibiotika bei Kinder-Ohrenschmerzen meist nur sinnvoll ist, wenn das Kind…
- … unter zwei Jahre alt ist und eine Entzündung beider Ohren hat
- … eitrigen Ausfluss aus dem Ohr hat
In diesen Fällen kann eine Antibiotika-Gabe nach drei bis sieben Tagen Schmerzen und Fieber lindern. Welches Antibiotikum das richtige ist, wird dein Kinderarzt im individuellen Fall entscheiden.
Wie kann man Ohrenschmerzen bei Kindern vorbeugen?
Wie können Eltern Kinder-Ohrenschmerzen vorbeugen? Einiges! Hier findest du eine Checkliste, wie du effektiv Ohrenweh und Ohrenentzündungen vorbeugen kannst: