Darf ich „peinliche“ Geschichten und Bilder meiner Kinder posten?

Kind springt auf dem Sofa - Frau macht ein Foto davon
Welche Fotos meiner Kinder sollte ich online teilen?
© Bigstock/ scaliger

Frühere Elterngenerationen mussten sich nie die Frage stellen, ob und welche Fotos ihrer Kinder sie auf Facebook und Co teilen sollten. Unsere Autorin Jenn Knott hat dazu eine klare Meinung – und stößt damit trotzdem öfters an ihre eigenen Grenzen, denn so ganz unschuldig ist sie auch nicht…

Haben Kinder ein Mitspracherecht?

Wieso haben wir einen so großen Drang, persönliche Sachen zu teilen? Ich denke: Wir suchen Bestätigung, Lob, Trost, Gemeinschaft und Verbindung. Wir wollen unser Glück verbreiten, ein Lächeln auf das Gesicht anderer zaubern oder manchmal auch der Welt eine traurige Nachricht so einfach wie möglich überbringen. Ich habe über große Lebensänderungen, Krankheiten, Geburten und sogar Tode manchmal erst über Facebook erfahren – und das war nicht unbedingt schlecht so. Diese Menschen haben sich selbstständig und freiwillig dazu entschieden, diese Nachrichten zu teilen. Ich darf entscheiden, wie viel ich von meinem Leben freiwillig teile, aber haben meine Kinder ein Mitspracherecht, was ich von ihrem Leben preisgebe?

Aber meine Kinder sind doch Teil meines Lebens…

Eigentlich könnte man sagen: “Unsere Eltern haben Glück gehabt, dass sie sich nie Gedanken über Social Media machen mussten.”. Natürlich können unsere Eltern – vor allem wenn sie auf Facebook, Instagram oder Twitter sind – noch heute peinliche Momente unseres aktuellen Lebens oder unserer Kindheit im Internet teilen. Aber es macht doch einen großen Unterschied, ob die ‚geteilte’ Person ein Baby, ein Kind oder eben ein Erwachsener ist, oder? Ich finde das schon, aber das Thema ist nicht unkompliziert. Meine Kinder sind doch ein Teil meines Lebens, sogar der Schwerpunkt. Sie haben natürlich das Recht auf Privatsphäre, aber wo fängt ihre an und wo hört meine auf?

Es geht doch nur um Bestätigung – für mich!

Für mich sind Fotos eine klare Grenze. Wieso würde ich ein Bild von meinen Kindern ins Internet laden? Das würde ich doch nur machen, damit ich Bewunderung und Bestätigung bekomme – aber was bringt meinen Kindern das? Meinen Kindern wäre es doch schei*egal, ob sie zwei, zwölf oder tausend „Likes“ kriegen. Wenn ich ein schönes oder lustiges oder beeindruckendes Foto unbedingt teilen will, mache ich das direkt mit meiner Familie oder Freunden.

Aber so ganz unschuldig bin ich auch nicht…

Und was ist mit Geschichten oder Anekdoten? Die teile ich nämlich oft und gerne. Immerhin schreibe ich hier auf Hallo:Eltern regelmäßig öffentlich über meine Kindererziehung mit all ihren Hochs und Tiefs. Überschreite ich eine Grenze, wenn ich diese Erfahrungen teile? Ich denke oft darüber nach. Meine Töchter haben mich natürlich nie darum gebeten, das nicht zu tun und sie sind noch zu jung, um lesen zu können oder überhaupt Zugang zum Internet zu haben. Werden sie mir meine Geschichten eines Tages übelnehmen? Ich weiß es ehrlich nicht.

Ich schreibe über die wahren Seiten des Elternseins

Meine Mutter hat mich sogar davor gewarnt, nichts öffentlich zu teilen, was meine Kinder in der Zukunft verletzten könnte. Ich stimme ihr natürlich zu – aber die Grenzen sind auch hier fließend. Auf jeden Fall versuche ich, nur Geschichte zu erzählen, die sich nicht nur um die Kinder drehen, sondern auch einen bedeutenden Punkt haben. Wenn ich zum Beispiel von dem wild schreienden Kind, das ich aus lauter Verzweiflung im Auto zurückgelassen habe, erzähle, tue ich das ausschließlich, um die Solidarität mit anderen Eltern zu schaffen und die ehrliche Seite des Mamaseins zu zeigen. Mein Ziel ist es natürlich nie, meine Kinder zu beschämen.

Meine harten Zeiten gehören mir – nicht meinen Kindern!

Über harte Themen muss man einfach ehrlich schreiben, finde ich. Meine harten Zeiten gehören mir, sind ein wichtiger Teil meiner Geschichte geworden – und wenn ich mit dieser Ehrlichkeit anderen Eltern helfen kann, den Zirkus Familie heil zu überstehen, müssen meine Kinder damit leben. Vielleicht können meine eigenen Töchter sogar später davon profitieren: Ehrliche, herzlich erzählte Geschichten über die möglichen Albträume des Kinderkriegens bräuchten wir meiner Meinung nach viel mehr als rosa Zuckerguss-Fantasien.

Auf jeden Fall sieht’s so aus: Ich tue mein Bestes, keine allzu groben Fehler zu begehen. Ich kann nur hoffen, dass meine zukünftigen Teenagerinnen und erwachsenen Töchter ihrer Mutter, die vielleicht zu viel nachdenkt und zu schnelle Tastaturfinger hat, verzeihen. Peinliche Bilder werden sie jedenfalls keine von sich im Internet finden.