Picky eater: Was tun, wenn das Kind jedes Essen verschmäht?

Kind will Essen nicht essen
"Schmeckt mir nicht!": Picky eating ist ein Stressfaktor an vielen Familientischen (Symbolbild)
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Dein Kleinkind mag kein Gemüse, sondern will nur Pommes essen? Dann gehört es zur Gruppe der „picky eater“. Was es mit diesem Phänomen auf sich hat und wie du deinem Kind durch diese Autonomiephase helfen kannst, erfährst du hier.

Was ist ein picky eater?

Viele Eltern kennen die Situation: von dem guten, frischen Essen, das Mama oder Papa gekocht haben, will das Kind nichts wissen. „Schmeckt mir nicht“, lautet das Urteil – und Stress am Familientisch ist vorprogrammiert. Besonders, wenn das Kind dann auch noch trotzig das Essen auf den Boden befördert.

Ebenso kann es passieren, dass ein Kind ohne ersichtlichen Grund Essen verschmäht, das ihm wenige Tage oder Wochen zuvor noch bestens geschmeckt hat. Oder dass es zwar Pommes liebt, aber jedes andere aus Kartoffeln bestehende Gericht eklig findet.

Derartiges Verhalten gab es schon immer. Inzwischen hat sich dafür die Bezeichnung „picky eater“ etabliert (von engl. „picky“: wählerisch, heikel, pingelig). Die gute Nachricht: falls dein Kind davon betroffen ist, ist das erst einmal nichts Ungewöhnliches.

Picky eating: im Normalfall nur eine Phase

Schätzungen zufolge sind bis zu 25 Prozent der Babys und Kleinkinder von vorübergehender Essstörung betroffen. Üblicherweise hängt das mit der kindlichen Entwicklung zusammen – „picky eating“ tritt meistens in der Autonomiephase auf.

Zur Beruhigung: es handelt sich dabei meist um eine Phase, die wieder vorbeigeht. Doch kann es Fälle geben, in denen das Verhalten sogar hilfreich ist: so mancher picky eater hat womöglich eine bislang unentdeckte Unverträglichkeit gegen bestimmte Lebensmittel und spürt, was ihm nicht guttut. Man sollte das Phänomen also nicht automatisch abtun, sondern ernst nehmen. Außerdem gibt picky eating in – zum Glück – sehr seltenen Fällen Hinweise auf eine tatsächliche Essstörung, die sich beim Kind entwickelt. So etwas kann, wenn es sich über lange Zeit hinzieht und nicht behandelt wird, gesundheitliche Folgen haben.

: Das Kind will nicht essen

Erfahrungsbericht zu einem picky eater

Hallo:Eltern-Redakteur Mark erlebt jeden Tag einen kleinen picky eater in der eigenen Familie. Sein Erfahrungsbericht dürfte vielen Eltern bekannt vorkommen:

„Mein Sohn war schon immer in vielen Situationen ein Dickkopf, aber noch nie ein besonders guter Esser. Beides zusammen sorgt etwa seit seinem 4. Geburtstag dafür, dass das ‚picky eating‘ bei ihm zum Problem wird. Es gibt im Grunde nur zwei oder drei Gerichte, die er gerne isst. Was Gemüse angeht, so mag er nur rohe Paprika und Gurke. Alles, was gekocht wurde, verschmäht er von vornherein oder isst es nur bröckchenweise und äußerst widerwillig. Süßigkeiten oder Pfannkuchen könnte er hingegen kiloweise verputzen. Das Essverhalten ist bei uns am Essenstisch eigentlich ein täglicher Stressfaktor und wir hoffen inständig, dass sich das noch vor Ende seiner Kindergartenzeit ändert.“

Wodurch entsteht picky eating?

Die Trotzhaltung gehört zur gesunden Entwicklung der kindlichen Selbstbehauptung dazu – und macht auch vor dem Essen nicht halt. Kinder, die mit Erwachsenen am Familientisch essen, lernen das Speisenangebot kennen und werden dieses zunehmend kritisch hinterfragen. Dadurch entwickelt das Kind einen eigenen Geschmack und letztlich auch einen eigenen Charakter.

Wann müssen Eltern sich Sorgen machen?

Ernährungsberaterin Moana Werschler sagt gegenüber dem Magazin „Familienleben“: Dass heutzutage immer häufiger über picky eater gesprochen wird, liegt daran, dass Eltern sich intensiver mit guter und gesunder Ernährung befassen als früher. Entsprechend sind auch viele Eltern zunehmend besorgt, wenn ihr Kind plötzlich kein Gemüse mehr essen möchte.

Es hilft zu wissen, dass die meisten kleinen picky eater früher oder später ihr Verhalten wieder ändern und offener für neue Geschmacksrichtungen oder Gerichte werden. „Wenn ein Kind phasenweise einseitig isst, ist das nicht tragisch“, sagt Werschler – ein Mangel entsteht nach einigen Wochen oder Monaten noch nicht.

Allerdings kann dauerhaft einseitige Ernährung bei Kindern – je nach Vorliebe – zu Verstopfungen oder anderen Verdauungsbeschwerden führen. Auch gibt die Expertin zu bedenken, dass picky eater im Familienalltag viel Stress verursachen und es möglicherweise häufiger zu Konflikten zwischen Eltern und Kind wegen des Essens kommt.

Außerdem neigen manche picky eater dazu, viel zu trinken. Besonders Milch hat sich aufgrund ihres Fett- und Proteingehaltes als beliebte „Ersatzwährung“ für verschmähtes Essen erwiesen. Zwar sättigt Kuhmilch und ist eine gesunde Nahrungsquelle für Kinder, sollte aber in Maßen getrunken werden. Maximal zwei Gläser Milch pro Tag gelten als gesund.

Tipps für Eltern: so überzeugt ihr euren picky eater

Bei allem Verständnis für die kindliche Entwicklung: picky eating stellt für viele Familien eine enorme nervliche Belastungsprobe dar. Ein Patentrezept, wie man picky eater zu besseren Essern macht, gibt es nicht – einfach weil jedes Kind einzigartig ist. Trotzdem können Eltern etwas tun, um die Entwicklung zumindest anzuschieben.

Folgende Schritte haben sich bewährt:

  • Kinder nicht zum Aufessen zwingen

Zwang oder Druck bewirken oft das genaue Gegenteil. Das Kind soll selbst entscheiden, wie viel es essen will und was. So lernt es auch, auf das eigene Sättigungsgefühl zu hören und zu vertrauen.

  • Gutes Vorbild sein

Kinder lernen von Eltern, wie ausgewogene Ernährung aussieht und funktioniert. Willst du also, dass dein Kind Gemüse ist, solltest du selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Auch was Tischmanieren und entspannte Atmosphäre am Tisch angeht, sind Eltern das ideale Vorbild.

  • Zeit geben und immer wieder versuchen

Egal, wie frustrierend es auch sein mag, wenn das Kind sein Essen verschmäht: Gleich aufgeben hilft niemandem. Vielmehr solltest du am Ball bleiben und deinem Kind ein Gericht oder bestimmtes Gemüse/Obst immer wieder aufs Neue vorsetzen.

  • Kinder in Maßen selbst über Essen entscheiden lassen (Autonomie)

Auch picky eater haben Zutaten und Gerichte, die sie gerne essen. Wenn sie diese selbst auswählen dürfen, nehmen sie bestimmt auch hin, dass diese mit neuen Geschmäckern oder anderen „unbeliebten“ Gerichten kombiniert werden.

  • Kinder mitkochen lassen

Kinder sind neugierig und wollen mitmachen. Wenn sie beim Paprika schneiden oder Quark Umrühren mitmachen dürfen, sind sie gewiss eher geneigt, das Ergebnis später auch zu probieren.

  • Teller übersichtlich und nie zu voll anrichten

Das Auge isst mit – und einen unübersichtlichen Mischmasch auf dem Teller wird dein Kind eher verschmähen als eine schön angeordnete Speise mit klar ersichtlichen Zutaten. Oft hilft es auch, alle Beilagen in Schälchen auf den Tisch zu stellen und die Kinder selbst aufschöpfen zu lassen.

  • Geeigneten Rahmen für das Essen schaffen

Mahlzeiten sollten in Ruhe und ohne Hektik stattfinden. Wenn das Kind sich Zeit nehmen kann, wird es eher lernen, sich mit dem Essen auf dem Tisch zu beschäftigen.

Quellen