Warum ist die Rachenmandel beim Kind krankhaft vergrößert?
Die Rachenmandel liegt am Gaumendach etwa auf Höhe der Nase. Ohne Hilfsmittel ist sie bei geöffnetem Mund nicht erkennbar. Gemeinsam mit Gaumenmandeln und Zungenmandel bildet sie den lymphatischen Rachenring, der als Barriere gegen krankheitserregende Keime dient, die über Mund und Nase in den Körper gelangen.
Dass sich die Mandeln in der Kindheit vergrößern, ist ein normaler Prozess. Durch wiederkehrende Infekte kann es jedoch zu krankhaften Wucherungen der Rachenmandel kommen, von Ärzten als adenoide Vegetationen oder kurz Adenoide bezeichnet. Bei deren Entstehung kann auch eine familiäre Veranlagung eine Rolle spielen, als mögliche Ursache scheint zudem eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung in Frage zu kommen.
Achtung: Verwechslungsgefahr!
Vergrößerte Rachenmandeln werden oft Polypen genannt. Das ist jedoch nicht mit Nasenpolypen zu verwechseln. Dabei handelt es sich um gutartige Auswüchse in der Nasenschleimhaut, die für gewöhnlich nur Erwachsene betreffen. Bei Kindern treten die „echten“ Nasenpolypen allenfalls als Folge der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose auf.
In welchem Alter sind Kinder von Polypen betroffen?
Zu einer krankhaften Vergrößerung der Rachenmandeln kommt es vornehmlich zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr. Bei einigen Kindern können die Wucherungen jedoch schon früher auftreten, bei anderen erst im jugendlichen Alter.
Schätzungen zufolge sind etwa 20 Prozent aller Kinder von Atemwegsinfektionen im Zusammenhang mit adenoiden Vegetationen betroffen.
Woran merke ich, dass mein Kind Polypen hat?
Bei einer stark vergrößerten Rachenmandel verstopft die Nasenöffnung, das erschwert die Nasenatmung des Kindes. Typische Symptome sind
- ständiges Atmen durch den Mund
- eine anscheinend immer verstopfte Nase
- unruhiger Schlaf in ungewöhnlichen Positionen mit Schnarchen und möglicherweise sogar Atemaussetzern
- Mundgeruch
- näselnde Stimme
Aufgrund des schlechten Schlafs sind betroffene Kinder tagsüber nicht ausgeruht. Das macht sich nicht unbedingt mit Müdigkeit bemerkbar, oftmals sind sie eher aufgedreht und unruhig.
Solltest du bei deinem Kind einige der genannten Anzeichen bemerken, wende dich an euren Kinderarzt oder einen HNO-Arzt.
Sind vergrößerte Rachenmandeln gefährlich fürs Kind?
Ist die Nasenatmung nicht möglich, kann die Nase ihre Aufgabe, die eingeatmete Luft zu filtern und Krankheitserreger abzuhalten, nicht mehr erfüllen. So haben Keime ein leichtes Spiel in die oberen Atemwege zu gelangen und häufige Erkältungen auszulösen. Zudem können sich in der Rachenmandel Bakterien einnisten. Oftmals entwickeln sich ständige wiederkehrende Mittelohrentzündungen oder chronische Entzündungen in Nase und Nasennebenhöhlen.
Verschließt die wuchernde Rachenmandel zusätzlich noch die Öffnung zur Ohrtrompete und behindert dadurch die Belüftung des Mittelohrs, entsteht hinter dem Trommelfell ein permanenter Unterdruck. Mit der Zeit sammelt sich Flüssigkeit im Mittelohr an und bildet einen Paukenerguss, der wiederum das Hörvermögen und dadurch auch die sprachliche Entwicklung beeinträchtigen kann. Zudem kann es langfristig wegen des ständig offenen Munds zu Fehlstellungen im Kiefer kommen.
Wie werden Polypen bei Kindern behandelt?
Bei vergrößerten Rachenmandeln ist nicht zwangsläufig eine Behandlung notwendig. Treten nur leichte Beschwerden auf, wird der Arzt womöglich erst einmal abwarten. Die Symptome können mitunter auch von selbst zurückgehen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, kann ein Antibiotikum verordnet werden.
Wann müssen Polypen bei Kindern in einer OP entfernt werden?
Bei Beschwerden wie ausgeprägten Schlafproblemen, Dauerschnupfen, wiederkehrenden Mittelohrentzündungen und anderen Folgeerscheinungen wird der Arzt zu einer Entfernung der Rachenmandel raten.
Der Eingriff gilt als risikoarm und wird ambulant unter Vollnarkose durchgeführt. Wichtig ist, dass das Kind nüchtern erscheint, keinen akuten Infekt hat und mindestens 14 Tage zuvor keine Impfungen erhalten hat.
Die Operation dauert etwa 20 Minuten, wird gleichzeitig noch ein Paukenröhrchen gesetzt, etwas länger. Anschließend muss der kleine Patient zur Beobachtung noch einige Stunden in der Klinik bleiben.
Was müssen Eltern nach einer Polypen-OP beachten?
Wichtig ist, dass das Kind mindestens 24 Stunden nach der OP nicht alleine bleibt. Am besten ist, wenn am OP-tag Bettruhe mit leicht hochgelagertem Oberkörper eingehalten wird. Zudem muss stündlich kontrolliert werden, ob womöglich Nachblutungen auftreten.
In den ersten 14 Tagen nach dem Eingriff sind körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Das gilt auch für heißes Duschen oder Baden sowie den Verzehr harter Lebensmittel. Ideal nach der Operation sind kalte und breiige Speisen.
Im Allgemeinen ist unmittelbar nach der OP bereits eine Verbesserung der Nasenatmung zu beobachten. Dennoch sollte man den Nachsorgetermin beim Kinderarzt oder HNO-Arzt auf keinen Fall versäumen.