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Ohne Glitzer bist du nicht im Team – 8 Scheußlichkeiten unter Kindern

Kind und Teddy sitzen traurig da
„Ohne Pailletten finde ich dich nicht schön.“
© Pexels/ Pixabay

Im siebten Kindergartenjahr als Eltern kann ich sagen: Kinder sind kleine Monster. Ausnahmslos und alle. Bei dem eigenen Kind mag man – verständlicherweise – das nicht ganz so streng sehen, aber Kinder untereinander sind in vielen Situationen geradezu scheußlich. Meine acht Lieblingszitate aus sieben Jahren gibt es für euch gesammelt.

„Wenn deine Gummistiefel nicht blinken, spielst du nicht mit.“

Wer denkt, Sozialdruck beginnt irgendwann in der Schule, hat im heutigen Kindergarten nicht aufgepasst. Außerdem sind es keineswegs nur die Mädchen, die andere ausschließen, weil sie die falschen Kleidungsstücke tragen. Ein Junge wurde mal von den anderen Jungen gehänselt, da auf seinem Pullover ein Affenkopf war mit aufgesetzten Ohren. Das war zu niedlich für einen Jungen von ganzen vier Jahren. Mit so einem Pulli war er nicht im Team.

„Da fahre ich nicht mit. Die ist so ekelig.“

Laut gebrüllt am Morgen, als eine Mutter das Mitnehmen des fremden Kindes zu einem Tagesausflug angeboten hat. Die Aussage an sich so in laut um halb acht am Morgen in die Straße gebrüllt, ist das eine. (Die persönliche Schamgrenze verschiebt sich ja mit den Jahren mit kleinen Kindern.) Dass die Mutter des brüllenden Kindes am Ende tatsächlich extra gefahren ist, das andere.

„Deine Bilder sind hässlich.“

Mit den jüngeren Kindern male ich häufig zu Hause. Mit einem Mal flog dieser Satz von Tochter 1 Tochter 2 entgegen. Als ich sagte, dass alle Bilder schön sind und jeder auf seine eigene Weise malt, fing Tochter 1 an zu weinen. Weil die älteren Mädchen im Kindergarten immer zu ihr sagen, ihre Bilder seien hässlich und nur Krickelakrack.

„Das sind Jungs- beziehungsweise Mädchenfarben.“

Diesen Spruch kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit. Offensichtlich stirbt das Einordnen in diese Kategorien nicht aus. Und ein schönes „Iiihhh, du trägst ja einen Jungspulli“ zur Begrüßung macht den Tag doch auch gleich schöner. Wer von Programmen in Schweden hört, in denen Geschlechter-Stereotype im Kindergarten bekämpft werden, dem können die Tränen kommen.

„Du bist dumm.“

Wahlweise auch: „Du bist doof.“ „Du bist voll blöd.“ oder „Du bist ja behindert.“ Der letzte Satz ist in einer integrativen Einrichtung besonders lieblich. Irgendwie stehen das Abwerten und Beleidigen schon bei den Kleinsten ganz oben auf der Liste von sozialen Verhaltensweisen zum Abgewöhnen. Wenn dann noch die Mütter sprachlos danebenstehen, weil ihr pöbelndes Kind Probleme beim Abgrenzen hat, hat die Situation etwas von Loriot. Mit Abstand ist das ziemlich witzig, für das eigene Kind nur leider nicht so.

„Dann lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein.“

Kaum ein Satz, der unter „Freunden“ im Kindergarten häufiger in Streitsituationen angewendet wird. Gerne auch mit einer konkreten Forderung: „Wenn du das und das nicht machst, lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein.“ Eine direktere Art ist: „Dann bist du nicht mehr meine Freundin und ich spiele nie mehr mit dir.“ Erstaunlicherweise sind diese Dramen bei den Kindern schnell vergessen und scheinen irgendwie dazuzugehören.

„Ohne Pailletten finde ich dich nicht schön.“

Da ist er wieder, der Sozialdruck im Kindergarten … Wer kennt sie nicht, diese wunderbaren Wende-Pailletten-Shirts? Während früher Pailletten etwas für Omas waren, die sich auch mal was Schickes gönnen wollten, sind sie heute in fast allen Kleiderschränken von Kindern zu finden. Interessanterweise mit Dino-Motiven auch bei den Jungs – da ist dann etwas Emanzipation vom klassischen Männerbild zu sehen. Es glitzert und funkelt und die Pailletten lassen sich sogar noch drehen und werden ein neues Bild. Natürlich sind die Dinger empfindlich in der Waschmaschine und lösen sich vom Lieblingsshirt noch bevor die Kinder rausgewachsen sind. Aber es dürfen nur die engsten Freunde an dem Shirt streichen und wenden und der Rest eben nicht. Meine dreijährige Tochter hat mir das erklärt: „Ohne Glitzer ist alles weniger schön.“ Ein etwas beängstigender Trend, aber gut, ich hatte im Kindergarten eine ausgeprägte Vorliebe für Tüll. Das hat sich auch ausgewachsen.

„Das ist voll baby.“

Sohn 2 hat mich in seinem letzten Kindergartenjahr schier in den Wahnsinn getrieben mit dieser Dauer-Äußerung. Alles von anderen war nur noch „baby“. Der Einzige, der nicht „baby“ war, war er selber. Abgrenzen über Abwerten geht schnell. Größer wird man dabei aber nur in der eigenen Vorstellung. Und besonders nett ist das nicht. Unsere eigene Leistung wird nicht besser, wenn wir die Leistung von anderen kleiner machen. Vielleicht bin ich an dieser Stelle besonders sprachfixiert, aber ich glaube, dass Worte unsere Welt machen. Deswegen sollten wir schöne Wörter füreinander finden und möglichst viel benutzen. Sonst leben wir am Ende in einer hässlicheren und einsameren Welt.

„Plädoyer für mehr Freundlichkeit im Alltag“

Wer sich über das Benehmen der Kinder wundert, muss sich nur uns Eltern und unser Sozialverhalten anschauen. Denn natürlich steckt hinter dem Verhalten der Kinder stets eine Haltung von uns Eltern. Da wird lediglich taktisch gegrüßt und die Mundwinkel hängen in schönster Merkeltradition nach unten. Stehen Mütter zusammen, wird garantiert an irgendeiner anderen Mutter kein gutes Haar gelassen. Bedauerlicherweise kann ich mich an dieser Stelle nicht ganz rausnehmen. Auch mir passiert das, meine Mundwinkel zeigen nicht permanent nach oben und ich finde einige andere Eltern „schwierig“. Aber ich bitte an dieser Stelle um etwas mehr Höflichkeit im Alltag. Der ist doch für uns alle eh anstrengend genug, da können wir uns gegenseitig ein kurzes Lächeln und ein Hallo schenken. Versprochen, das tut nicht weh und dem Umgang unserer Kinder könnte etwas besseres Benehmen unter uns Eltern nicht schaden.

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