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Mein Kleinkind befriedigt sich selbst – und das ist ganz normal!

Füße von Baby in schwarz weiß
Manche Verhaltensweisen von Kindern befremden Eltern - doch die meisten sind ganz normal.
© Pexels / Martinus

Wenn das eigene achtmonatige Kleinkind anfängt, sich zwischen den Beinen zu reiben und zu stöhnen, kann das schon sehr verwirrend sein. Unsere Autorin erzählt, wie sie damit umgegangen ist und warum sie das inzwischen ganz normal findet.

Meine kleine Tochter leidet seit ihrer Geburt an einer neurodermitischen Hauterkrankung, auch ich hatte das als Kind. Die Heuallergie ihres Vaters ist da nicht gerade ein Vorteil. Laut Hautärztin hat unsere Maus das Pech, eine stark juckende Form zu haben, vor allem im Intimbereich. Wir können sie pflegen und hegen, sie hat einfach leider sehr oft Entzündungen im Windelbereich. Und die jucken unglaublich.

Als sie das erste Mal diesen juckenden Ausschlag so schlimm hatte, kratzte sie sich mit Hilfe des Babystühlchens zwischen den Beinen um Linderung zu bekommen. Damals dachte ich mir dabei noch nicht wirklich etwas.

Als sie zu stöhnen begann, war ich völlig entsetzt!

Bis sie eines Mittags am Tisch saß, ihre Beine fest zusammendrückte und zu stöhnen begann. Ihre Augen waren halb geschlossen und sie hatte einen etwas verklärten Gesichtsausdruck. Damals war sie gerade einmal acht Monate alt. Ich sah sie verdattert an. Mein Bauchgefühl sagte mir: Das hier hat nichts mit ihrem Ausschlag zu tun. Wüsste ich es nicht besser, dann würde ich denken sie befriedigt sich hier gerade selbst. Unsicher berichtete ich meiner Mutter von meinem Verdacht.

Aber anstatt mich zu beruhigen, meinte sie: „Ja, das ist mir auch schon öfter in letzter Zeit aufgefallen. Ich denke auch, dass sie sich selbst befriedigt.“ Ich war entsetzt. Mein kleines Baby tut was?! Ich war fertig mit der Welt, unglücklich, dachte mein geliebtes Kind sei gestört, unnormal, seltsam. Kleine Kinder haben noch nichts mit Sexualität zu tun! Ich war verzweifelt und wandte mich an meinen Kinderarzt.

Kinder lernen ihren Körper kennen – auch den Intimbereich

Der erzählte mir etwas, das ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Selbstbefriedigung gehört bei kleinen Kinder dazu. Meine Tochter hat durch den Ausschlag entdeckt: Kratze ich mich, tut das gut. Und dann wurde alles zu einem Selbstläufer. Die schönen Gefühle, die sich in ihr ausbreiten, wenn sie das tut, haben nichts mit der Sexualität zu tun, die wir Erwachsenen kennen. Es hat einfach nur mit Körperwahrnehmung zu tun, mit dem Kennenlernen der eigenen Gefühle, des eigenen Körpers. Es kann Stress beim Kind abbauen. Es kann bei Langeweile passieren. Es ist normal, auch wenn wir Eltern das wohl meistens nicht gerne hören und noch viel weniger gerne sehen. Ich empfinde es als seltsam, mein Kind in dieser Art stöhnen zu hören, das gebe ich ja zu.

Eltern sollten entspannt reagieren

Verbieten sollte man es seinen Kindern trotzdem nicht, denn sie sollen ein gesundes Verhältnis zu sich, ihrem Körper und ihrer Sexualität bekommen. Als sie als kleine Babys ihre Füße entdeckt haben, fanden wir das ja auch niedlich und nicht abstoßend. Und genauso wie die Füße gehört eben der Intimbereich zum Gesamtbild eines Menschen dazu, den vor allem Kleinkinder irgendwann für sich entdecken.

Am besten reagieren Eltern entspannt auf die Masturbation ihrer Kinder, schimpfen sie nicht aus oder verurteilen sie dafür. Wer unsicher ist, sollte unbedingt das Gespräch mit dem Kinderarzt suchen, denn hier richtig zu reagieren ist für das Kleinkind extrem wichtig. Trotzdem können wir als Eltern unseren Kindern beibringen, dass nicht alles in der Öffentlichkeit ausgelebt werden sollte. Meine Tochter weiß, dass sie das nur machen darf, wenn sie in ihrem Bett liegt und alleine ist. Und wenn es mir zu viel wird, lenke ich sie schnell mit etwas viel Spannenderem ab.

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