Australische Studie: Später Schulstart macht Kinder erfolgreicher

Zwei Mädchen, die etwas schreiben
© Paxabay/ klimkin

Eine australische Studie mit mehr als 100.000 Kindern kam zu dem Ergebnis, dass Kinder, die später eingeschult werden, weniger Probleme haben. Mit sechs Jahren besitzen Kinder die Kompetenzen, die in der Schule zu mehr Erfolg führen. Wie wirkt sich eine frühere oder spätere Einschulung auf unsere Kinder aus?

Einschulen oder noch ein Jahr warten?

Ist mein Kind schon bereit für die Schule? Soll ich es einschulen oder doch lieber noch ein Jahr warten? Diese Fragen stellen sich viele Eltern, wenn ihr Kind das Schulalter erreicht. Die Entscheidung kann da manchmal schwer sein, da Eltern oft nicht wissen, ob ihr Kind schon schulreif ist.

Eine australische Studie der University of New South Wales (UNSW), die im Early Childhood Research Quarterly erschienen ist, hat sich jetzt mit diesem Thema befasst. Darin versuchen Forscher herauszufinden, wie das Alter zum Schulbeginn mit der „Entwicklungsbereitschaft“ zusammenhängt.

Die Studie: Wie wirkt sich späte Einschulung auf die Kindesentwicklung aus?

In der Studie haben die Experten die Daten von 104.356 Kindern, die 2009 oder 2012 in New South Wales (NSW) eingeschult wurden, untersucht.

In NSW können Kinder, die zwischen Januar und Juli geboren sind, die Schule mit 4,5 bis 5 Jahren beginnen. Sie können aber auch noch ein Jahr im Kindergarten bleiben und erst mit 5,5 bis sechs Jahren eingeschult werden. Kinder, die zwischen August und Dezember geboren sind, haben diese Wahl nicht. Sie müssen im Frühling nach ihrem fünften Geburtstag die Schule beginnen, wenn keine besonderen Umstände – beispielsweise eine Entwicklungsstörung – vorliegen.

: Das wird kontrolliert

Die Experten wollten herausfinden, ob es regionale oder soziale Unterschiede gibt, die mit einem frühen oder späten Schulbeginn zusammenhängen. Außerdem wurde analysiert, wie sich ein später Schulstart auf fünf Bereiche der kindlichen Entwicklung auswirkt. Folgende Faktoren wurden untersucht:

  • Psychische Gesundheit
    zum Beispiel: Hat das Kind eine gute Koordination?
  • Soziale Kompetenz
    zum Beispiel: Wie gut kommt das Kind mit seinen Mitschülern klar?
  • Emotionale Reife
    zum Beispiel: Ist das Kind traurig, wenn es von den Eltern verlassen wird?
  • Sprache und kognitive Fähigkeiten
    zum Beispiel: Kann das Kind Buchstaben vorsagen?
  • Kommunikative Fähigkeiten
    zum Beispiel: Wie gut kann das Kind eine Geschichte erzählen?

Ein von vier Kindern werden später eingeschult

Das Ergebnis: Jedes vierte Kind wurde später in die Schule geschickt. 50 Prozent der zwischen Januar und Juli geborenen Kinder hätten die Schule auch schon früher besuchen dürfen.

Interessant sind auch die Ergebnisse, die sich im Blick auf das soziale und geographische Umfeld der Kinder gezeigt hat. Eltern, die sich für einen späteren Schulstart entschieden haben, waren meistens aus wohlhabenderen Familien sowie aus “besseren” Wohngebieten.

„Jungs, jüngere Kinder und Kinder aus relativ bevorteilten Familien und Wohngebieten […] wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit später eingeschult“

– so Studienleiterin Dr. Kathleen Falster von der UNSW und der Australian National University in einer Pressemitteilung. Später eingeschulte Kinder waren außerdem eher Muttersprachler, als Frühchen geboren oder hatten besonderen Förderbedarf.

Laut Falster könnte eine späte Einschulung daran liegen, „(…) dass Eltern und Lehrer glauben, dass Jungs und jüngere Kinder oft weniger schulreif sind.“ Außerdem kann eine frühere Einschulung durch die finanzielle Situation der Eltern begründet sein. Wenn Kinder nicht eingeschult werden, müssen die Eltern nämlich noch ein Jahr für die Kinderbetreuung aufkommen.

: Wie kann ich helfen?

Fähigkeiten verbessern sich mit jedem Monat

Laut Falster sind die Entwicklungsunterschiede von Kindern, die wenige Monate nacheinander geboren wurden, eher klein. „Wenn man ein Kind, das im August geboren wurde, mit einem September-Kind vergleicht, gibt es keine große Lücke.“

Große Unterschiede zeigen sich erst, wenn Kinder mehrere Monate auseinander liegen. „Wenn sich das alles über sechs Monate oder mehr aufsummiert, dann gibt es wirklich größere Unterschiede.“, so Falster.

Es besteht zum Beispiel ein sehr großer Unterschied im Entwicklungsstand eines 4,5-Jährigen im Vergleich zu einem 6-Jährigen. Trotzdem können beide Kinder in NSW in derselben Klasse sein.

Kinder erlangen Schulreife mit sechs Jahren

Studienleiter Dr. Mark Hanly von der UNSW erklärt, dass die Studie einen starken Zusammenhang vom Einschulungsalter mit der Entwicklung im ersten Schuljahr gibt. Kinder, die mit 6 Jahren eingeschult werden, haben „eher die Fähigkeiten und Kompetenzen erworben […], die sie benötigen, um sich in einer formellen Lernumgebung gut entwickeln zu können, verglichen mit ihren jüngeren Schulkameraden“, so Hanly.

: So gelint der Schulstart

Da die Studie nur die anfänglichen Unterschiede untersucht hat, fügt Hanly hinzu, dass weitere langfristige Untersuchungen notwendig sind. Nur so kann analysiert werden, „ob anfänglich altersbedingte Unterschiede sich auch noch auf spätere Schulleistungen auswirken können.“

Die Situation in Deutschland

In Deutschland gibt es keine einheitlichen Regeln zur Einschulung. Die meisten Kinder werden hier zwischen fünf und sieben Jahren eingeschult. Die Bundesländer haben verschiedene Stichtage, an denen sich der Zeitpunkt der Einschulung festmacht.

In Brandenburg und Bayern ist der Stichtag für die Einschulung zum Beispiel der 30. September. Alle Kinder, die bis dahin ihren sechsten Geburtstag hatten, werden im neuen Schuljahr des gleichen Jahres eingeschult. In Saarland und Sachsen ist der Stichtag der 30. Juni. Eltern können aber auch in Deutschland oft beantragen, dass ihr Kind vorzeitig eingeschult werden.

: eine Mama berichtet

Quellen