Bookmark

Sollten wir Spielzeugwaffen verbieten?

Kind zeigt mit Spielzeugwaffe auf die Kamera
Kann das Spiel mit Waffen aggressives Verhalten begünstigen?
© Unsplash/ Lavi Perchik

Cowboy, Polizist, Pirat und Ritter – Spielzeugwaffen wie Pistolen und Schwerter gehören für viele Kinder zu Kostümen dazu. Eltern irritieren die Spielzeugwaffen meist sehr. Muss das mit den Waffen immer sein? Werden Kinder so gewalttätig? Warum Kinder so gerne mit Waffen spielen und, wie das Spielen sie pädagogisch beeinflusst, liest du hier.

Warum spielen Kinder eigentlich so gerne mit Waffen?

Spielzeugwaffen wie Messer, Schwerter und Pistolen stehen bei vielen Kindern nicht nur an Fasching hoch im Kurs. Schnell werden Stöcke aus dem Wald zu Schwertern, mit denen sich die Kleinen duellieren. Eltern sehen hier oft ein Problem – denn sie denken, dass ihre Kinder so mit dem Thema Gewalt in Berührung kommen.

Kinderpsychologe Holger Simonszent gibt jedoch Entwarnung. In einem Interview mit der Berliner Zeitung erklärt er, dass das Spiel mit Waffen für Kinder ein typisches Rollenspiel ist.

„Mit Gewalt hat das nichts zu tun, Kinder lernen im Spiel die Unterscheidung zwischen Gut und Böse und den Umgang mit Macht“. Im Spiel mit Spielzeugwaffen können Kinder die Welt um sich herum entdecken.

Waffen sind in Kinderaugen auch nicht negativ belastet. Kinderhelden wie Robin Hood tragen Pfeil und Bogen, Prinzen tragen Schwerter bei ihren Abenteuern. Für Kinder sind Waffen also ein Zeichen von Stärke. Deswegen kann es sein, dass unsichere Kinder besonders von Spielzeugwaffen fasziniert sind.

Kann das Spiel mit Waffen aggressives Verhalten begünstigen?

Auch, wenn Kinder völlig im Rollenspiel versunken sind, können sie doch noch zwischen Wirklichkeit und Spiel unterscheiden. Kinder wissen, dass sie keine Prinzessinnen sind, nur weil sie eine spielen. Kinder versuchen auch nicht zu fliegen, weil sie eine Fee spielen. Genauso ist das auch beim Cowboy-Spielen. Die Spielzeugwaffe ist Teil der Spielwelt.

Diplompädagoge Günther Gugel betont gegenüber der Welt: „Wer das Spiel mit einem Holzschwert gleichsetzt mit Aggression, zieht denn falschen Schluss.“ Aggressives Verhalten von Kindern hat nämlich meistens andere Ursachen – zum Beispiel, wenn sie reale Gewalt erfahren.

: Polizei überfordert

Sollte ich meinem Kind die Spielzeugwaffen zum Kostüm verbieten?

Ob Spielzeugwaffen okay sind, entscheidest letztendlich du. Solange es im Kindergarten, der Schule oder auf der Faschingsfeier keine Verbote gibt, musst du Pro und Contra gegeneinander abwägen. Das Gleiche gilt übrigens für Halloween. Eine Auswahl an Argumenten für und gegen ein Waffenverbot:

Was spricht gegen ein Verbot?

  • Kinder werden trotz eines Verbots mit Waffen (zum Beispiel aus Ästen) spielen. Du kannst dein Kind kaum davon abhalten, mit einer imaginären Pistole zu schießen
  • Ein Verbot macht Waffen nur interessanter für Kinder
  • Durch ein Verbot nimmst du deinem Kind eine Möglichkeit, sich kreativ auszuleben
  • Wenn dein Kind eine Spielzeugwaffe benutzen will, kann das eine gute Lernmöglichkeit sein. Jetzt kannst du mit deinem Kind auf eine altersangebrachte Weise über die Gefahr von Waffen reden.
: Polizist, Cowboy oder Jäger

Was spricht für ein Verbot?

  • Spielzeugwaffen sehen echten Waffen oft sehr ähnlich. So kann es zu Missverständnissen und ungünstigen Situationen kommen
  • Auch Spielzeugwaffen können zu echten Verletzungen führen
  • Ohne richtige Aufklärung könnten Spielzeugwaffen echte Waffen verharmlosen

Wenn die Pro-Verbots-Seite für dich überwiegt, solltest du sichergehen, dass du deinem Kind deine Gründe erklärst. Dann ist das Verbot gleich viel einfacher zu verstehen.

Wenn du gegen ein Verbot bist, gibt es einige Regeln, die dein Kind im Umgang mit den Spielzeugwaffen befolgen sollte.

Der richtige Umgang mit Spielzeugwaffen: einige Tipps

  • Die Spielzeugwaffe sollte deutlich als Spielzeug erkennbar sein – das regt auch die Fantasie der Kinder an. Holzimitate oder selbstgebastelte Versionen eignen sich immer gut
  • Das Zielen auf andere Menschen oder Tiere mit Spielzeugwaffen ist tabu
  • Dein Kind sollte wissen, dass auch Spielzeugwaffen andere Menschen verletzen können, wenn sie falsch benutzt werden
  • Dein Kind sollte wissen, dass reale Konflikte nicht mit den Waffen ausgetragen werden
  • Sollte ein Kind Angst haben oder verletzt werden, ist der Kampf im Spiel sofort vorbei

Wichtig für dich ist es, dein Kind beim Spiel mit Spielzeugwaffe zu beobachten und Warnsignale zu erkennen. Wenn dein Kind zum Beispiel immer wieder „aus Versehen“ andere Menschen oder Tiere verletzt, solltest du aufmerksam werden und vielleicht mit deinem Kinderarzt über deine Sorgen sprechen.

Spielzeugwaffen: Das sagt das Gesetz

Spielzeugwaffen sind in Deutschland grundsätzlich nicht verboten. Es gibt aber seit 2008 gewisse Einschränkungen, die du kennen solltest. Im Waffengesetz (§ 42a WaffG) ist auch geregelt, welche Spielzeugwaffen auf öffentlichen Veranstaltungen erlaubt sind.

Hier gilt die einfache Regel: Je unrealistischer die Waffe aussieht, desto unproblematischer ist das Mitführen. So sollen Verwechslungen und ungünstige Situationen vermieden werden.

Waffennachahmungen, Soft-Airs oder auch echte Schusswaffen, die entschärft wurden, gelten als sogenannte Anscheinswaffen – und sind verboten. „Wer mit einer täuschend echt wirkenden Waffe angetroffen wird, der muss damit rechnen, dass ihm diese von der Polizei abgenommen wird“, erklärt Polizeisprecherin Anja Kynast gegenüber WAZ.

Keine Anscheinswaffen sind Gegenstände, die eindeutig als Spielzeug erkennbar sind. Deswegen haben Spielzeugwaffen in der Regel auch neonfarbenes Material an der Spitze, um sie deutlich abzuheben.

Achte also besonders bei öffentlichen Veranstaltungen darauf, dass die Spielzeugwaffe deines Kindes klar als Spielzeug zu erkennen ist.

Quellen

Top