Stimmbruch bei Teens: Wenn die Stimme knarzt und kippt

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Junge im Teenager-Alter
Vor allem Jungs im Teenageralter spüren die Auswirkungen des Stimmbruchs
© Pexels / Daniel Jurin

Die Pubertät geht mit zahlreichen körperlichen Veränderungen einher. Vor allem bei Jungen ist der Übergang vom Kind zum Erwachsenen auch deutlich zu hören: Im Stimmbruch überschlägt sich die Stimme häufig, klingt heiser oder krächzend. Hier erfährst du, was hinter diesem Phänomen steckt, wie sich der Stimmbruch ankündigt und wie du deinen Sohn in dieser schwierigen Phase unterstützen kannst.

Warum verändert sich die Stimme in der Pubertät?

Wie hoch oder tief eine Stimme klingt, hängt von der Länge der Stimmbänder ab. Je kürzer die Stimmbänder, desto höher der Ton. Im Kindesalter sind sie nur etwa 1 Zentimeter lang, entsprechend hoch ist die Stimmlage. Das ändert sich in der Pubertät. In den Hoden und Nebennierenrinden von Jungen wird vermehrt das männliche Geschlechtshormon Testosteron produziert, das unter anderem das Wachstum des Kehlkopfes ankurbelt. Er wird so groß, dass er am Hals etwas hervorsteht. Diese sichtbare Vorwölbung wird Adamsapfel genannt.

Gleichzeitig werden die Stimmbänder dicker und wachsen bei Jungen etwa auf die doppelte Länge (ca. 2 cm) an. Bis sich die Muskulatur um die Stimmbänder an die neuen Gegebenheiten angepasst hat und die richtige Spannung bei der Lautbildung erreicht wird, kann es häufiger zu einem Wechsel zwischen der hohen Jungen- und der tieferen Männerstimme kommen. Ärzte sprechen deshalb auch von Stimmwechsel oder Mutation.

Wie lange dauert der Stimmbruch?

Die Phase, bis sich das Zusammenspiel von Muskeln und Stimmbänder eingependelt hat, dauert zwischen sechs bis zwölf Monate. Danach ist die Stimme des Jugendlichen etwa eine Oktave, also 12 Halbtöne, tiefer.

Endgültig abgeschlossen ist das Wachstum der Stimmbänder nach dem Stimmbruch übrigens noch nicht. Ihre endgültige Länge wird erst im Alter zwischen 25 und 30 Jahren erreicht. 

Wann kommt ein Junge in den Stimmbruch?

Wann genau der Stimmwechsel losgeht, hängt vom Einzelfall ab. Während einige Jungen bereits mit elf in die Pubertät kommen, geschieht dies bei anderen erst mit 15 oder 16 Jahren. Das durchschnittliche Alter bei Stimmbruch-Beginn liegt hierzulande bei etwa 13 Jahren.

Wie macht sich der Stimmbruch bemerkbar?

Wie stark sich der Stimmwechsel äußert, ist von Junge zu Junge verschieden. Häufige Anzeichen für den Stimmbruch sind

  • eine krächzende oder brüchige Stimme
  • Schwankungen zwischen hohen und tiefen Stimmlagen
  • ein ungewollter Wechsel zwischen lauten und leisen Tönen
  • Heiserkeit (ohne sonstige Erkältungssymptome)

Seltener klagen Jungen im Stimmbruch über Halsschmerzen oder Schmerzen am Kehlkopf. Halten die Beschwerden an oder treten wiederholt auf, sollte man einen HNO-Arzt aufsuchen.

Kommen auch Mädchen in den Stimmbruch?

Bei Mädchen wird in der Pubertät ebenfalls mehr Testosteron gebildet. Die Eierstöcke produzieren allerdings weniger männliche Geschlechtshormone, weshalb die Veränderungen längst nicht so gravierend ausfallen wie bei Jungen.

Die Stimmbänder wachsen bei Mädchen nur um wenige Millimeter. Die Stimme wird daher nur eine Terz oder Quarte – das entspricht drei bzw. vier Halbtönen – tiefer. Der Anpassungsprozess dauert bei Mädchen etwa drei Monate, dabei kommt es jedoch nicht zu hörbaren Stimmproblemen.

Was hilft bei Stimmbruch?

Die Phase des Stimmbruchs empfinden viele Jungen als überaus peinlich. Oftmals ist zu beobachten, dass selbst redselige Teenager aus Scham immer mehr verstummen. Sie beteiligen sich auch in der Schule nicht mehr so aktiv am Unterricht, was zu einer Verschlechterung der mündlichen Noten führen kann.

Diese Tipps können helfen, die Stimme besser im Griff zu haben und unerwünschte „Misstöne“ einzuschränken:

  • Spricht man etwas leiser, hat man mehr Kontrolle über die Stimme.
  • Atempausen und kurze Sätze tragen dazu bei, dass die Spannung der Stimmlippen besser gesteuert werden kann.
  • Jungen im Stimmbruch neigen dazu, die Unsicherheit beim Sprechen durch Räuspern zu überspielen. Dadurch werden die Stimmbänder jedoch zusätzlich beansprucht. Deshalb besser kurz inne halten, Luft holen und dann weitersprechen.
  • Das Herauspressen bestimmter Töne durch eine starke Muskelanspannung ist zu vermeiden. Die übermäßige Belastung der Stimmbänder kann auf Dauer eine hyperfunktionelle Dysphonie verursachen und Symptome wie eine raue Stimme, Hustenreiz, Hals- und Kehlkopfschmerzen sowie Muskelverspannungen hervorrufen.

Wie kannst du deinen Sohn im Stimmbruch unterstützen?

Die Pubertät ist eine Phase, in der sich das Zusammenleben mit einem Jugendlichen manchmal schwierig gestalten kann. Wichtig ist, den Teenager immer ernst zu nehmen. Rutschen deinem Sohn ein paar schiefe Töne heraus, lach ihn nicht aus. Erkläre ihm, dass der Stimmbruch ein ganz normaler Prozess beim Erwachsenwerden ist und man sich dafür nicht schämen muss. Blöde Kommentare oder spöttisches Grinsen von Mitschülern sollte er ignorieren – früher oder später trifft es die anderen Jungs ebenfalls.

Auch wenn der Kinder- und Jugendarzt weiterhin die erste Anlaufstelle bleibt, gibt es in der Pubertät doch sensible Themen, die dein Sohn vielleicht lieber mit einem anderen Arzt besprechen möchte. In vielen Städten bieten deshalb Kinderkliniken und Urologen spezielle Jungensprechstunden an, in denen nach Wunsch mit einer Fachärztin oder einem Facharzt offen über körperliche Veränderungen, sexuelle Orientierung, Verhütungsmittel etc. gesprochen werden kann. Die Beratungstermine können ohne Beisein der Eltern wahrgenommen werden.

Quellen