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Wie Taekwondo mein Kind stärkt

Kind und Vater machen Kampfsport
Wie Kampfsport meinen Sohn selbstbewusster gemacht hat.
© Bigstock/ iammotos

Als der inzwischen fast siebenjährige Sohn unserer Autorin Anja Polaszewski noch in den Kindergarten geht, raten ihr die Erzieherinnen damals, das zurückhaltende Kind doch für eine Kampfsportart anzumelden, „um aus ihm noch etwas mehr Mut und Selbstbewusstsein herauszukitzeln“. Ihre Erfahrungen könnt ihr hier nachlesen.

Beim zweiten Versuch klappt es

Der erste Versuch scheitert, der Kleine ist noch nicht so weit. Doch als Erstklässler möchte er es noch einmal probieren. Anja lässt sich beraten; sie landen dann beim koreanischen Taekwondo. „Mama, wann kriege ich denn endlich meinen Anzug?“ P. hibbelt aufgeregt und barfuß auf der Stelle herum und umklammert dabei meinen Arm. Eigentlich ist es fast schon so eine Art Hüpfen, und ich muss aufpassen, dass mir die Kaffeetasse dabei nicht aus der Hand fliegt …

Es ist Donnerstagnachmittag 17:15 Uhr, und mein Sohnemann hat soeben seine erste Taekwondo-Stunde beendet. Jetzt ist er hellauf begeistert; seine Augen leuchten. Er möchte am liebsten sofort Mitglied sein.

Schon jetzt wirkt mein Kind stärker

Ein paarmal schaue ich während der Stunde in den „Dojang“, den Trainingsraum: Ich habe zwar noch keine Ahnung von dem Sport, aber P. wirkt tatsächlich jetzt schon stärker und schaut immer mal wieder zufrieden in den Spiegel. Hach, mein Kleiner wird größer … Auch P.s kleiner Bruder K. guckt interessiert zu.

Energisch setzt P. „Tae“ (Fuß) und „Kwon“ (Hand oder Faust) ein. Womit wir auch schon bei der Begriffserklärung wären; fehlt nur noch „Do“: Dieses Wort bedeutet „Weg“. Taekwondo kann demnach also als „der Weg mit Fuß und Faust“ beschrieben werden. Klingt doch schon mal ganz gut … Na jedenfalls fälle ich bereits beim Zuschauen die Entscheidung, dass P. regelmäßig zum Training darf, wenn er das denn möchte.

Und wie er ja nun möchte! Ich erkläre meinem Sechsjährigen, dass wir aber erst einmal ein paar Probetrainings mitmachen, um zu sehen, ob dieser Kampfsport wirklich etwas für ihn ist – und dass er eben auch erst dann seinen Anzug erhält. P. mault zunächst etwas herum, ist aber verständig. Ich kann in seinen Augen erkennen: Für ihn ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis er endlich seinen geliebten „Dobok“ anziehen darf. Er will es unbedingt.

Streben nach Hilfsbereitschaft, Höflichkeit und Geduld

Auch auf das zweite Mal freut sich P. und ist konzentriert bei der Sache. Konzentration – das ist übrigens auch so eine feine Sache, die dieser Sport fördert.

Hinterher schwärmt mein Ältester von seinem Trainer und berichtet mir von den Grundsätzen, die er dort lernt: höflich und hilfsbereit sein, integer und geduldig, diszipliniert, … „unbezwingbar“. Dann zeigt mir mein Söhnchen, wie er sich schon wehren kann. „Mama, greif mich mal an!“ Na gut. Ein Arm hier, zack, ein Bein da, zack. Da habe ich wohl keine Chance …

Ein paar Tage später erzähle ich den Müttern seiner beiden besten Kumpels von dem Sport, auch sie sind neugierig geworden, wollen mehr darüber erfahren. Ich schlage ihnen vor, beim nächsten Mal mit ihren Söhnen vorbeizuschauen.

Das leere Blatt beschreiben

Inzwischen geht mein fast sieben Jahre alter P. einmal wöchentlich mit seinen beiden Freunden trainieren, alle drei kleinen „Taekwondoin“ tragen mit Stolz ihre weißen Anzüge mit dem (noch) weißen Gurt (10. kup). Warum eigentlich weiß? Es bedeutet, dass der Schüler noch wie ein unbeschriebenes Blatt mit Schrift beziehungsweise in diesem Fall mit Wissen beschrieben werden muss. Nur der Meister darf ein wenig Schwarz tragen (zum Beispiel am Kragen), weil sein Können natürlich größer ist als das seiner Schüler. Aber auch sein „Dobok“ bleibt weitgehend weiß, weil auch er im Leben ja nie auslernt. Eine schönes Symbol, finde ich.

Ob die drei Jungs dabei bleiben und noch so einige weitere Grade erreichen werden? Keine Ahnung, es ist mir im Grunde auch gar nicht wichtig, wie weit sie mit dem Sport kommen.

Was für mich zählt ist, dass P. weiß, wie er Konflikte gewaltfrei lösen und sich zur Wehr setzen kann. Und: Sein Selbstbewusstsein gestärkt hat Taekwondo schon jetzt.

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