In diesem Artikel:
- Was ist ein Tic?
- Wie äußern sich Tics bei meinem Kind?
- Was löst Tics bei Kindern aus?
- Tics bei Kindern: Diagnose
- Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
- Wie kann ich mein Kind unterstützen?
- Quellen
Tics bei Kindern: Was ist ein Tic?
Tics sind kurze, sich wiederholende, nicht gewollte Bewegungen oder Lautäußerungen. Dabei können sie einzeln oder in Serie auftreten. Die meisten Tics sind vorübergehend und verschwinden nach einigen Wochen oder Monaten wieder.
Tatsächlich sind Tics bei Kindern aber keine Seltenheit: Bis zu 15 Prozent aller Kinder im Grundschulalter entwickeln einen vorübergehenden Tic, der auch ohne Behandlung wieder von selbst verschwindet. Diese sind meist motorischer Art – also Blinzeln, Grimassen schneiden oder Kopfschütteln.
„Tics, die im Grundschulalter auftretenden, sind oft nur gering ausgeprägt und nicht beeinträchtigend. Auch gehen sie meist vorüber, so dass sie im engeren Sinn keinen Krankheitswert haben“, informiert Dr. Ingo Ingo Spitczok von Brisinski vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland.
Aber: Tics bei Kindern können allerdings auch chronisch sein. Bestehen die Störungen kontinuierlich, solltest du mit deinem Kind einen Kinderarzt beziehungsweise -psychiater aufsuchen.
Warum kann man den Tic nicht unterdrücken?
Die meisten Kinder haben ein unangenehmes Vorgefühl, in Form von Stechen oder Kribbeln in dem Körperbereich, in dem dann der Tic auftritt. Dieses Vorgefühl lässt nach dem Eintreten des Tics vorübergehend nach. Oft können die Tics willentlich unterdrückt werden – wenn auch nur unter sehr starker Anstrengung. Meist hält die Unterdrückung auch nur kurzfristig an, das heißt das dein Kind seinem Tic irgendwann nachgeben muss – vergleichbar mit dem Drang zu Niesen oder zu einem Schluckauf.
Tics bei Kindern: Wie äußern sich Tics?
Tics bei Kindern werden entsprechend ihrer Form in motorische oder vokale Tics unterteilt. Außerdem wird noch weiter zwischen einfachen oder komplexen Tics unterschieden.
Motorische Tics | Vokale Tics | |
Einfach | Augenblinzeln, Augenzwinkern, Gesichtsgrimasse, Mundöffnen, Augenrollen, Stirnrunzeln, Kopfschütteln, Kopfnicken, Schulterzucken, Zwerchfell-Tics, Bauch-Tics, Rumpf-Tics, Beinzucken | Räuspern, Hüsteln, Schnäuzen, Spucken, Grunzen, Bellen, übermäßig laute in- und exspiratorische Atemgeräusche |
Komplex | Hüpfen, Treten, Springen, Stampfen, Klopfen, Kreisen, Kratzen, Beißen, Schlagen, Echopraxie, Kopropraxie | Schreien, Summen, Pfeifen, Palilalie (=Wiederholungen von eigenen Sätzen und Wörtern), Echolalie (=Wiederholen von Worten anderer), Koprolalie (= Verwendung von vulgären Ausdrücken) |
Übrigens: Eine Form der Tic-Störung ist das Tourette-Syndrom. Etwa ein Prozent aller Kinder ist vom Tourette-Syndrom betroffen, wobei sehr unterschiedliche Schweregrade vorliegen können.
Tics bei Kindern: Ursachen
Was die Ursache einer Tic-Störung angeht, so muss man zuerst zwischen primären und sekundären Tics unterscheiden. Primär ist ein Tic bei Kindern, wenn er ohne erkennbaren Grund auftaucht. Sekundär ist er, wenn er die Folge einer anderen Erkrankung oder Störung ist.
Primärer Tic
Woher die primären Tics bei Kindern genau kommen, kann die Wissenschaft bis heute nicht klar beantworten. Man geht allerdings davon aus, dass die Ursache für Tics eine Stoffwechselstörung im Gehirn ist. Eine Störung des Gleichgewichts der beiden Botenstoffe Dopamin (Überfunktion) und Serotonin (Unterfunktion) löst wahrscheinlich die Tics aus.
Ebenfalls können Faktoren wie genetische Ursachen oder bestimmte Risikokonstellationen während der Schwangerschaft (psychosozialer Stress, Medikamente, Rauchen, Alkoholkonsum und andere Drogen) Tics bei Kindern auslösen. Aber auch Stresszustände wie etwa Nervosität und positive Emotionen wie große Freude verschlechtern die Tic-Symptomatik häufig.
Sekundärer Tic
Sekundäre Tics entstehen durch bestimmte Erkrankungen und Störungen des zentralen Nervensystems. Zum Beispiel durch eine Hirnhautentzündung, einem Hirntrauma, einem Tumor am zentralen Nervensystem oder als Folge einer bakteriellen Infektion mit Streptokokken (z.B. Mittelohrentzündung, Scharlach, Mandelentzündung). Die Antikörper, die sich eigentlich gegen die Bakterien richten sollen, greifen körpereigene Strukturen im Gehirn an – so kann es zu Tics bei Kindern kommen.
Tics bei Kindern: Diagnose
Nur selten gefährden Tics bei Kindern ihre Gesundheit akut. Trotzdem solltest, wenn du bemerkst, dass dein Kind Tics entwickelt, mit deinem Kinderarzt darüber sprechen. Er kann mögliche Erkrankungen als Ursache erkennen oder sie ausschließen. Wenn man frühzeitig mit der Behandlung beginnt, lässt sich eine Verschlechterung und Chronifizierung der Symptome eventuell verhindern.
Um den Schweregrad einer Tic-Störung festzustellen, kann ein Fragebogen eingesetzt werden. Dieser wird von den Eltern über einen mehrwöchigen Zeitraum zuhause ausgefüllt. International wird hierfür die „Yale Global Tic Schweregradskala“ (YGTSS) eingesetzt. Ebenfalls hilfreich bei der Beurteilung durch den Arzt ist die „Yale Tourette Syndrom Symptomliste“ (YTSSL).
Bei der Untersuchung wird ebenfalls das mögliche Auftreten weiterer Störungen (Komorbidität) abgeklärt. Denn Kinder mit chronischen Tics entwickeln oft weitere Verhaltensstörungen. Ein Großteil leidet zugleich unter einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Aber auch Zwangsstörungen, Depressionen und Angststörungen können auftreten.
Tics bei Kindern: Ab wann muss behandelt werden?
Ob eine gezielte Behandlung von Tics bei Kindern notwendig ist, hängt von der Erscheinungsform der Tics und dem damit verbundenen Leidensdruck ab. Eine Therapie sollte erfolgen, wenn die Symptome so stark und störend sind, dass dein Kind Schmerzen oder Schlafstörungen bekommt, außerdem bei Leistungsbeeinträchtigung oder sozialer Isolation.
Aber: Tics bei Kindern können bis heute nicht ursächlich, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Das heißt, dass sich eine anhaltende Tic-Störung sich zwar dauerhaft heilen, aber mit den richtigen Therapieansätzen zumindest lindern lässt.
Psychoedukation
Informationen über Hintergründe, Behandlungsmöglichkeiten und Prognose der Tics bieten schon eine erste emotionale Entlastung für das Kind und die Familie. Dadurch können Folgeerscheinungen wie zum Beispiel eine soziale Phobie der Kinder entgegengewirkt werden, was schon zu einer Minderung der Tics bei Kindern führen kann.
Verhaltenstherapie
Durch Verhaltenstherapien werden deinem Kind Strategien gezeigt, mit denen es die Symptome seiner Tics besser bewältigen bzw. entgegenwirken kann.
Medikamente
Da die Nebenwirkungen der jeweiligen Medikamente zum Teil sehr stark sind, sollte eine Behandlung mit Medikamenten nur bei sehr schweren Tics angewendet werden.
Welche Therapie für dein Kind die Beste ist, muss individuell entschieden werden. Spreche hier am besten mit deinem Kinderarzt.
Tics bei Kindern: Wie kann ich mein Kind unterstützen?
Zu aller erst: Oft ist es sowohl für dich als auch für dein Kind wichtig zu hören, dass niemand Schuld an den Tic-Störungen hat. Tics bei Kindern sind kein provozierendes Verhalten, sie können ihre Tics nicht steuern. Kinder wollen damit weder jemanden ärgern noch beruhen Tics auf einer falschen Kinderziehung. Sie haben eine neurobiologische Ursache, sozusagen sind sie ein „Schluckauf im Gehirn“.
3 Tipps für Eltern
Auch für Eltern ist die Situation oft nicht einfach. Hier drei Tipps, wie du mit den Tics deines Kindes umgehen kannst:
#1 Akzeptanz
Wichtig ist, dass dein Kind versteht, dass es auch mit seinen Eigenarten geliebt und akzeptiert wird. Am besten du schenkst dem Tic in Gegenwart von deinem Kind so wenig Beachtung wie möglich. Es ist wichtig, dass dein Kind nicht durch die Reaktionen seines sozialen Umfelds verunsichert wird.
#2 Stress vermeiden
Stresssituationen können die unkontrollierbaren Bewegungen, Laute oder Geräusche verstärken.
#3 Tics nicht verbieten
Da dein Kind keine oder nur sehr wenig Kontrolle über seine Tics hat, nützt es wenig, es zu ermahnen oder aufzufordern, damit aufzuhören. Schimpfen und Verbote sind sogar kontraproduktiv. Dass löst bei deinem Kind unnötigen Stress aus, der die unbewussten Zuckungen oder Laute nur verstärken. Selbst wenn dein Kind es schafft, seine Symptome eine bestimmte Zeit zu unterdrücken, kommen sie dann aber oft nur verstärkt wieder.
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#2 Stress vermeiden
Stresssituationen können die unkontrollierbaren Bewegungen, Laute oder Geräusche verstärken.
#3 Tics nicht verbieten
Da dein Kind keine oder nur sehr wenig Kontrolle über seine Tics hat, nützt es wenig, es zu ermahnen oder aufzufordern, damit aufzuhören. Schimpfen und Verbote sind sogar kontraproduktiv. Dass löst bei deinem Kind unnötigen Stress aus, der die unbewussten Zuckungen oder Laute nur verstärken. Selbst wenn dein Kind es schafft, seine Symptome eine bestimmte Zeit zu unterdrücken, kommen sie dann aber oft nur verstärkt wieder.
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