„Geht das nicht schneller?“ Darum trödelt dein Kind
Wenn du denkst, dass dein Kind einfach langsam oder verträumt ist, dann ist das nicht unbedingt der Fall. Es ist völlig normal, dass Kleinkinder noch kein wirkliches Zeitgefühl besitzen. “Wir müssen in 15 Minuten los”: mit solchen Angaben können sie nichts anfangen. Sie wissen nicht, wie lang 15 Minuten sind oder wann eine Stunde vorbei ist. Erst im Grundschulalter entwickeln sie ein Gefühl für Zeit und verstehen, wie wir Erwachsene, den Unterschied zwischen verschiedenen Zeitvorgaben.
Kinder denken anders
Kinder leben im Hier und Jetzt und verstehen daher auch nicht, wenn man sie hetzt. Besonders schwierig wird es bei “plötzlichen” Situationswechseln: wenn ihr zum Beispiel morgens unter Eile euer Zuhause verlassen müsst und es vom Frühstück direkt in den Kindergarten geht oder vom Spielplatz wieder nach Hause. Je jünger ein Kind ist, desto schwieriger fällt ihm so ein Wechsel. Und für uns Eltern sind das meist die Momente, wo das Trödeln besonders am Geduldsfaden zerrt. Ruhig bleiben ist jetzt schlicht der beste Rat. Aber auch folgende Tipps können helfen, trödelnde Kinder etwas flotter zu machen.
So reagierst du bei der nächsten Trödelei richtig
Mit “beeil dich” wirst du nicht weit kommen. Das ist eine Aufforderung, mit der Kinder nur wenig anfangen können. Versuche es mit folgenden Tipps, dir und deinem Kind zu helfen mit dem Trödeln umzugehen.
- Trödel-Zeit einplanen
Wenn du weißt, dass dein Kind für bestimme Aufgaben länger braucht (wie beispielweise beim Anziehen), dann plane die Zeit mit in euren Alltag ein. Dadurch habt ihr noch Puffer und weder du noch dein Kind muss sich stressen. - Routinen einführen
Wir Erwachsenen lieben einen festen Ablauf. Kinder auch. Erstell daher ein Ritual, dass ihr täglich durchführen könnt. Dadurch erhält dein Kind nicht nur Sicherheit, es weiß auch, wann es was zu tun hat. Beispiel: nach dem Badezimmer, muss ich mich umziehen - Aufgaben in “Häppchen“ aufteilen
Da Kinder schnell überfordert sind, solltest du nicht alle Aufgaben auf einmal aufzählen. Besser ist es sie in “Häppchen” aufzuteilen. Also erst Zähne putzen, dann die Alltagskleidung und zum Schluss die Jacke anziehen. - Hetzen bringt nichts
Sätze wie „Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn wir zu spät kommen“, solltest du komplett aus deinem Kopf streichen. Sobald du dein Kind stresst oder es sogar schimpfst, fühlt es sich überfordert und trödelt noch mehr. Das macht weder dir, noch ihm Spaß.
- Zeitlimit ansetzten
Eine Sanduhr ist nicht nur praktisch beim Zähneputzen, sie kann auch für andere tägliche Aufgaben benutzt werden. Wenn das letzte Sandkorn fällt, müssen die Schuhe an den Füßen sein. Dadurch fällt es deinem Kind leichter die Aufgabe rechtzeitig zu erfüllen. - Erfolgserlebnis kreieren
Was für uns ganz einfach scheint, ist für Kinder oftmals eine Herausforderung und erfordert viel Konzentration. Lobe daher dein Kind, wenn es eine Aufgabe besonders schnell erledigt hat und kreiere ein Erfolgserlebnis. Dadurch habt ihr beide mehr Spaß bei euren Aufgaben - Zeig Verständnis
Wir sind einen Alltag mit zeitlichen Vorgaben gewöhnt. Für Kinder hingegen ist noch alles neu. Auch sie haben schlechte und langsame Tage. Vielleicht hilft es dir, wenn du ein trödelndes Kind mit einem Erwachsenen ohne Kaffee vergleichst. - Konsequent sein
Wenn du schon alles versucht hast, es mit dem Trödeln aber trotzdem nicht besser wird, dürfen auch Konsequenzen folgen. Wer zu viel trödelt, verpasst eben auch das ein oder andere. Braucht dein Kind beim Zähneputzen mal wieder viel zu lange, bleibt die Gute-Nacht-Geschichte aus oder trödelt es beim Umziehen, dann bleibt der Zwischenstopp beim Spielplatz aus.
Es ist völlig normal, dass ein paar Tage besser laufen als andere. Die Methode, die gestern funktioniert hat, klappt morgen vielleicht nicht mehr. Daher ist es wirklich der beste Tipp, wann immer es geht genügend Trödel-Zeit einzuplanen. Auch wenn das nicht immer möglich ist, aber versucht Termine so zu planen, dass sie zu euren Tagesrhythmus passen und nicht umgekehrt. Kinder sollen ihre Welt entdecken können, ohne Stress. Der kommt leider früh genug.