Kind und Kuscheltier: eine ganz besondere Beziehung

Kind hält Kuscheltier zum Einschlafen fest im Arm
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Kuscheltier, Schmusedecke oder ein bestimmtes Shirt: Manchmal wirken Kinder regelrecht besessen von solchen Lieblings-Teilen. Wir erklären, woher diese scheinbar übertriebene Faszination kommt und warum solche sogenannten Übergangsobjekte für Kinder so wichtig sind.

Das eine Lieblingskuscheltier

Dass Kinder sich auf ein bestimmtes “Lieblings-Teil” fixieren, passiert oft schon im Babyalter. Zwischen dem vierten und zwölften Lebensmonat gewinnen Kuscheltier und Co an Bedeutung.

Sie sind wichtig für eine erste Abgrenzung von den Eltern. Kinder wollen ihre Welt selbstständig erkunden. Mit einem selbstgewählten Begleiter an der Seite fällt das leichter. Er gibt Kindern Sicherheit und macht mutiger.

: Ausnahmen
Brust als Übergangsobjekt

Nicht alle Kinder wählen ein Kuscheltier oder ähnliches aus. Besonders Kinder die lange gestillt werden, sehen oft die Brust der Mutter als Übergangsobjekt an und suchen sich keinen Begleiter in Kuscheltier-Form.

Am Anfang finden es die meisten Eltern total süß, wenn sich ihr Kind an das Lieblingskuscheltier anschmiegt und es heiß und innig liebt. Doch diese Fixierung auf das eine “Lieblings-Teil” kann nach und nach ziemlich anstrengend werden.

Und zwar dann, wenn das Kuscheltier wirklich überall (!) mit hinmuss – und wehe es wird mal zu Hause vergessen. Oder noch schlimmer, es landet “aus Versehen” in der Waschmaschine. Den Worst Case, dass das Teil einmal verloren geht, wollen wir uns gar nicht ausmalen.

Was sind Übergangsobjekte?

Kann eine solche Abhängigkeit von einem Tierchen oder Ding noch normal sein? Vielleicht hast du dich auch schon bei diesem Gedanken erwischt. Tatsächlich ist die Antwort einfach: Ja!

In der Verhaltenspsychologie werden diese “Lieblings-Teile” als Übergangsobjekte bezeichnet. Weil sie deinem Kind in Situationen des Übergangs helfen. Was ist damit gemeint?

Für Kinder ist es ein großer und mutiger Schritt, sich Stück für Stück von den Eltern zu lösen. Auch wenn diese neu gewonnene Selbstständigkeit stolz und glücklich macht, sie kann auch etwas beängstigend sein. Übergangsobjekte geben Kinder dafür die notwendige Sicherheit und helfen, Trennungsängste zu meistern. Die meisten Kinder wählen dazu ein bestimmtes Kuscheltier, eine Schmusedecke oder ein Schnuffeltuch aus.

Das eine Kuscheltier: Das macht es so wichtig

In einer Studie der Stiftung „Chancen für Kinder durch Spielen“ wurde die Bedeutung vom Lieblingskuscheltier im kindlichen Alltag untersucht. Dabei griffen die Kinder besonders in herausfordernden Situationen zu ihrem Kuscheltier.

In der Studie nutzten zum Beispiel fast alle Kinder ihr Kuscheltier als Begleiter beim Einschlafen und Aufwachen. Sie werden als Beschützer während dem Schlaf wahrgenommen und geben den Kindern Sicherheit.

Begleiter in neuen Situationen

Besonders nach einem emotional aufgeladenen Moment greifen viele Kinder auf ihr Kuscheltier zurück. Größere Kinder erzählen ihm ihre Erlebnisse oder lassen ihre Emotionen daran aus. So können sie diese reflektieren und besser verarbeiten.

In komplett neuen Situationen für das Kind werden Kuscheltier & Co besonders wichtig. Sie vermitteln ein Gefühl von Schutz und Sicherheit. Außerdem sind sie quasi eine Verbindung nach Hause, weshalb sich Kinder unterwegs oft an sie klammern: etwa in der Kita, beim Arzt oder auf Reisen.

Ein großes Drama: Der Verlust

Das Lieblings-Kuscheltier ist für dein Kind nahezu lebenswichtig. Ein Großteil ihres Sicherheitsgefühls und ihres Selbstvertrauens baut darauf auf. Wenn es verloren geht, ist das daher äußerst dramatisch. Und das solltest du dementsprechend ernst nehmen.

Tipp: Habe Ersatz auf Lager

Wenn Eltern merken, dass ihr Kind sich vermehrt auf ein Kuscheltier, eine Decke oder ein Schmusetuch fixiert, ist es ratsam, einen identischen Ersatz zu haben. Dieses wird aufgehoben für den Fall, dass das Original verloren oder kaputtgeht.

: keine Bestrafung
niemals wegnehmen

Das Kuscheltier oder das geliebte Schmusetuch solltest du deinem Kind niemals wegnehmen. Schon gar nicht als Bestrafung. Besonders nach einem Streit oder Ärger mit den Eltern sucht dein Kind den Kontakt zu ihm.

Wenn dein Kind das Kuscheltier jeden Tag mit sich herumträgt und auch an andere Orte mitnimmt, muss es früher oder später einmal gewaschen werden. Um deinem Kind die Trennung zu erleichtern, könnt ihr es gemeinsam mit der Hand im Waschbecken waschen. Wenn es die Waschmaschine sein muss, dann kannst du deinem Kind erklären, dass es für das Kuscheltier wie Karussell fahren ist und garantiert nicht weh tut.

Ein Begleiter für das ganze Leben

Wie lange Kinder an ihrem Übergangsobjekt hängen, beziehungsweise wie lange sie es brauchen, kann bei jedem Kind unterschiedlich sein. Während einige Kinder bereits nach kurzer Zeit das Interesse verlieren, finden andere Kinder in ihrem Kuscheltier einen jahrelangen Begleiter.

Es kann aber durchaus sein, dass das Lieblingskuscheltier immer mal wieder zum Einsatz kommt. Immer dann, um den Umgang mit schweren und neuen Situationen zu erleichtern oder in Phasen des Umbruchs. Ein Beispiel hierfür ist die Einschulung.

Auch Erwachsene heben ihren treuen Begleitern aus der Kindheit als wertvolle Erinnerung auf.

Quellen