Wachstumsschmerzen bei Kindern – Was tun?

Kind liegt mit Wachstumsschmerzen im Bett
Was hilft, wenn Wachstumsschmerzen das Kind nicht schlafen lassen?
© Unsplash / Annie Spratt

Fast jedes dritte Kind hat irgendwann einmal mit Wachstumsschmerzen zu tun. Aber woher kommen die Schmerzen? Und wie können Eltern helfen?

Inhalt geprüft von Dr. med. Ralf Brügel, Kinderarzt

Ab wann treten Wachstumsschmerzen auf?

Wachstumsschmerzen treten in verschiedenen Entwicklungsphasen – ab dem Kleinkindalter bis in die Pubertät

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte erklärt, dass die plötzlich auftretenden Schmerzen bei Kindern verschiedenen Alters vorkommen kann.

Bis zu einem Drittel aller Kinder zwischen 2 und 12 Jahren leidet hin und wieder unter Wachstumsschmerzen.

Der Kinderarzt Dr. med. Ralf Brügel weiß aus der Berufspraxis: „Vermehrt treten Wachstumsschmerzen bei Kindergartenkindern und bei Kindern in den ersten Grundschuljahren auf. Danach werden sie seltener. Das Problem verwächsts ich also im wahrsten Sinne des Wortes.“

Wie machen sich Wachstumsschmerzen bemerkbar?

 

Folgende Symptome sind bei Kindern typisch:

brennender, klopfender oder ziehender Schmerz
vor allem abends und nachts
Am nächsten Morgen ist der Schmerz verschwunden
Tagsüber und in Bewegung spürt das Kind Beinschmerzen meist nicht oder kaum
vor allem an Knien, Knien, Waden, Schienbeinen oder am Unterschenkel
Beide Beine können betroffen sein oder nur eines, der Schmerz kann außerdem wandern
Nur in seltenen Fällen schmerzen auch die Arme
Keine Schwellungen, Entzündungen oder anderer physiologische Veränderungen

Kinder leiden vor allem nachts unter Wachstumsschmerzen

Die Schmerzen machen sich meist in Schüben über mehrere Jahre hinweg bemerkbar. Typisch ist ein heftiger, tiefliegender Schmerz, der vor allem nachts auftritt, sobald das Kind zur Ruhe gekommen ist.

Deine Fragen zum Thema:

Wie lange haben Kinder  Wachstumsschmerzen?

Können Wachstumsschmerzen auch tagsüber auftreten?

Kann man Wachstumsschmerzen vorbeugen?

Woher kommt der Wachstumsschmerz?

Professor Dr. Alexander Beck vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) betont: Das Wachsen selbst verursacht keine Schmerzen: „Wachstumsschmerzen sind keine Gelenkschmerzen!“, so der Experte.

 

So wachsen Kinder:
  • Erstes Lebensjahr: Innerhalt dieses Jahres wächst ein Baby um etwa 25 Zentimeter
  • Grundschulalter: Pro Jahr wachsen Kinder jetzt etwa vier Zentimeter.
  • Pubertät: Jungen wachsen ganze 13 Zentimeter in einem Jahr – Mädchen sieben.

Woher kommt also der Schmerz im Bein, der Kinder nachts quält und meist genauso schnell wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist?

Was genau die Wachstumsschmerzen auslöst, ist nicht gänzlich geklärt. Es gibt dazu unterschiedliche Theorien – keine davon ist ausreichend wissenschaftlich bestätigt:

  • Der Grund für die Beinschmerzen soll eine vermehrte Ausschüttung von Wachstumshormonen im Schlaf sein.
  • Oder eine kurzzeitige Überbelastung des Bewegungsapparates beziehungsweise eine Fehlhaltung aufgrund der rasch wachsenden Knochen, Sehnen und Muskeln.
  • Darüber hinaus kann ein Wachstumsschub dazu führen, dass die Knochenhaut am Schienbein zu schnell gedehnt wird. Die dort verlaufenen Nerven treten dannals Wachstumsschmerzen in Erscheinung.

Was kann man gegen Wachstumsschmerzen tun?

Erstmal vorweg: Wachstumsschmerzen sind harmlos. Da die Schmerzen aber für Kinder sehr unangenehm sind, kannst du verschiedene Mittel ausprobieren.

Hier sind einige Hausmittel, was ihr gegen Wachstumsschmerzen tun könnt:

  • Massagen oder leichte Dehnübungen Am besten abends vor dem Schlafengehen machen.
  • Wärme beziehungsweise Kälte in Form von Wärmflasche, Infrarotlicht, Coolpack oder feuchten Wickeln
  • Welche Salbe hilft bei Wachstumsschmerzen? Das Einreiben der betroffenen Stellen mit Johanniskrautöl oder Arnikasalbe kann helfen, die Schmerzen zu lindern.

 

Sind die Schmerzen sehr stark, können leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Sprich bitte vor der Gabe immer zuerst mit deinem Kinderarzt.

Auf jeden Fall musst du die Wachstumsschmerzen ernst nehmen! Verharmlose es also nicht, wenn dein Kind nachts zu dir kommt und über Schmerzen klagt: Nimm es in den Arm und schenke ihm Aufmerksamkeit. Nähe tut ihm jetzt gut! Zumindest für den Moment lassen sich Wachstumsschmerzen ziemlich gut wegknuddeln.

Wachstumsschmerzen: Ab wann zum Arzt?

„Das typische für Wachstumsschmerzen ist, dass sie mal links mal rechtes, mal ein bisschen weiter oben mal ein bisschen weiter unten sind. Untypisch dagegen ist, wenn ein Kind über Schmerzen an der immer gleichen Stelle klagt, also zum Beispiel immer Mitte Oberschenkel rechts. Das sollte man dann spätestens nach 10 – 14 Tage unbedingt von einem Arzt anschauen lassen“, erklärt der Kinderarzt Dr. med. Ralf Brügel.

Generell solltest du mit deinem Kind immer zum Kinderarzt gehen, wenn Schmerzen

  1. wiederholt auftreten
  2. lange andauern
  3. unverhältnismäßig stark ausfallen

Bei Kindern und Jugendlichen kommen oft auch Gelenkschmerzen vor – dabei handelt es sich nicht um Wachstumsschmerzen sondern es stecken andere Ursachen dahinter. Aber auch hier lohnt sich eine Abklärung beim Arzt, wenn die Schmerzen dein Kind beeinträchtigen.

Das Problem bei Wachstumsschmerzen: Sie lassen sich nur im Ausschlussverfahren diagnostizieren. Das bedeutet: Mit gängigen Diagnoseinstrumenten wie Röntgen, MRT oder einem Blutbild sind sie nicht nachweisbar.

Es muss also ausgeschlossen werden, dass Verletzungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Rheuma oder auch Tumore die Ursache sind.

Bei kleinen Kindern ist es besonders wichtig, dass der Grund der Schmerzen umfassend abgeklärt wird, denn sie können ihre Schmerzen noch nicht so gut einordnen oder beschreiben wie ältere Kinder.

Wichtig! Sofortiger Handlungsbedarf ist gegeben, wenn der Schmerz immer an derselben Stelle sitzt, das Kind das Bein nicht belasten kann und/oder es zu Rötungen, Schwellungen oder Fieber kommt.

Quellen