Ohne Papa oder Mama – Wenn Eltern verreisen müssen

Kind start draußen in den Himmel
©Unsplash/Paul Bence

Immer häufiger bringt der Arbeitsplatz Trennungszeiten von der Familie mit sich oder ein Elternteil muss aus anderen Gründen einige Zeit abwesend sein. Ob Papa oder Mama nur ausnahmsweise oder regelmäßig, ob nur für ein paar Tage oder für Wochen nicht zu Hause ist – Kinder brauchen etwas Hilfe, um die Situation gut bewältigen.

Wenn Papa oder Mama für einige Zeit abwesend ist, beginnt für den Rest der Familie oft eine schwierige Zeit. Allein mit Kind – für Alleinerziehende eine alltägliche Situation – kann eine Familie schon ganz schön aus dem Tritt bringen!

Vorbereiten

Nicht immer ist es möglich, die Abwesenheit eines Elternteils vorauszusehen.  Doch meistens wissen Sie einige Zeit vorher, dass Sie eine Weile mit Ihrem Kind allein sein werden. Sprechen Sie mit Ihrem Kind wenige Tage vor der Abfahrt darüber. Erklären Sie so gut es geht, warum die Trennung nötig ist, wie lange sie dauert und – ganz wichtig – dass Mama bzw. Papa wieder kommen wird! Treffen Sie auch Vereinbarungen, wann und wie Sie miteinander in Verbindung bleiben.

Alltag

Wenn ein Elternteil für einige Zeit abwesend ist, tritt eine besondere Situation ein, die vom gewohnten Ablauf abweicht. Sie sollten an wesentlichen Bestandteilen der täglichen Routine festhalten, das wird Ihnen und Ihrem Kind Sicherheit geben. Wenn also Papa jeden Abend eine Geschichte vorliest, sollte Mama diese Tätigkeit während seiner Abwesenheit übernehmen. Auch die Mahlzeiten und einige andere Eckpunkte des Tagesablauf sollten wie gewohnt weiter geführt werden.

Zeit-Managment für Kinder:

Verwenden Sie eine Art „Kalender“, in dem für jeden Tag ein Symbol steht, das durchgestrichen wird. 5 Kästchen mit Sonnen bedeuten, dass 5 Abende nacheinander eine Sonne durchgestrichen wird, am 6. Tag kommt Mama bzw. Papa zurück. So sieht Ihr Kind, dass die Tage vergehen und immer weniger übrig bleiben.

Bei einigen Dingen können Sie jedoch evtl. ein Auge zudrücken, um Ihrem Kind die geänderte Situation ein wenig schmackhaft zu machen. Vielleicht darf Ihr Kind während der Abwesenheit von Papa ausnahmsweise in seinem Bett schlafen oder es gibt beim Abendbrot mal Pfannkuchen.

Wenn Ihr Partner häufiger abwesend sein wird, versuchen Sie Abwesenheits-Rituale einzuführen. Beispielsweise dürfen die Kinder immer, wenn Papa länger unterwegs ist, abwechselnd auf seinem Platz am Tisch sitzen. Vielleicht übernehmen größere Kinder während dieser Zeit Aufgaben, die sonst ihm zufallen: Die Katze füttern, den Tisch abräumen,…

Achten Sie aber bei allen Ausnahmen darauf, dass Sie sich dadurch keine zusätzliche Belastungen schaffen – Sie müssen wirklich nicht noch zusätzlich jeden Abend 5 „Gute-Nacht-Geschichten“ vorlesen oder eine Pyjama-Party feiern!

Zeit verstehen

Kleine Kinder können die Dauer von Zeit noch nicht einschätzen. Ab einem gewissen Alter verstehen sie im Ansatz, dass man noch 2 Mal schlafen muss, bevor der übernächste Tag beginnt. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, wie lange es dauern wird, bis Papa oder Mama wieder kommt und wie die Zeit bis dahin vergeht: Damit die Zeit schneller vergeht, sollten Sie einige Unternehmungen planen. Sie könnten in den Tierpark gehen oder in die Bücherei, jemanden besuchen.

In Kontakt bleiben

Gerade für Kleinkinder ist oft nicht klar, warum ein Elternteil weg fährt. Sie verstehen nicht, dass dieser Elternteil während seiner Abwesenheit an einem anderen Ort ist – für sie hört er auf zu existieren und das macht natürlich Angst. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Kinder und abwesender Elternteil in Kontakt bleiben. Sie können täglich (z.B. vor dem Einschlafen) telefonieren, so hört es zumindest die Stimme. Zeigen Sie Fotos und sprechen Sie über ihn. Größere Kinder können mit Ihnen gemeinsam vielleicht E-Mails verfassen.

Auch gedanklicher Kontakt zählt: Malen Sie mit Ihrem Kind Bilder für den abwesenden Elternteil, die Sie ihm bei seiner Rückkehr schenken können.

Belastung gering halten

Nicht nur die Kinder empfinden diese Zeit als schwierig. Alle Verantwortung und Arbeit hängt nun für einige Zeit an Ihnen allein. Machen Sie sich möglichst frühzeitig Gedanken, wie Sie die Belastung reduzieren können.

Hilfe suchen und annehmen:

Sie sind vermutlich nicht wirklich allein: Wenn Oma oder Opa in der Nähe wohnen, können Sie vielleicht ein wenig aushelfen. Auch Freunde sollten Sie um Unterstützung bitten. Vielleicht kann sich ihr Kind ein paar Nachmittage verabreden, so haben Sie etwas Zeit für sich. Am Wichtigsten ist vermutlich jemand, mit dem Sie reden können, wenn doch einmal alles drüber und drunter geht.

Gut planen

Planen Sie schon vor der Abreise Ihres Partners, was Sie kochen werden. Kaufen Sie alle benötigten Zutaten und füllen Sie die Vorräte auf. So vermeiden Sie stressige Einkäufe mit den Kindern und haben mehr Zeit und Ruhe für andere Dinge. Kochen Sie möglichst für zwei Tage.

Sich selbst etwas gönnen:

Gönnen Sie sich etwas Gutes, wenn Sie die Kinder im Bett haben und zur Ruhe kommen. Zelebrieren Sie jeden geschafften Tag: Belohnen Sie sich mit ein paar Pralinen oder Sie machen sich einen leckeren Salat, schmeißen ein kleines Steak in die Pfanne und gönnen sich dazu einen Schluck Rotwein – belassen Sie es aber bei dem Schluck, denn Sie tragen die Verantwortung für die Familie und wer weiß, was die Nacht noch bringen wird.

Umgang mit Angst

Kinder haben in ungewohnten Situationen oft Angst. Reden Sie offen mit Ihren Kindern über die Situation, machen Sie klar, dass Sie alles im Griff haben und dass bald alles wieder in gewohnten Bahnen laufen wird.

Vermitteln Sie Sicherheit:

Manchmal haben auch Erwachsene Angst, wenn sie mit den Kindern allein im Haus oder in der Wohnung sind. Überlegen Sie, welcher Nachbar Ihr Vertrauen hat und reden Sie mit Ihm darüber, wann Sie allein sein werden. Fragen Sie, ob er/sie bereit ist, ein Auge auf Ihr Haus zu haben oder in Notfallsituationen zur Verfügung zu stehen. Auch wenn Sie die Hilfe vermutlich nicht benötigen werden, fühlen Sie sich jetzt bestimmt sicherer. Nehmen Sie abends das Telefon mit ans Bett, auch das hilft Ihnen, sich sicherer zu fühlen. Und wenn am Abend jedes Knarren im Gebälk und die Mausefamilie auf dem Dachboden Sie Adrenalinschüben aussetzt, machen Sie einfach den vollen Wäschetrockner oder die Geschirrspülmaschine zur Nacht an. So können Sie jedes Geräusch auf diese Geräte schieben und ruhig einschlafen.

Wo warst Du?

Wenn Mama oder Papa wieder nach Hause kommt, ist die Freude sicher groß. Wenn Ihr Kind schon mindestens 3 Jahre alt ist, wird es sicher neugierig sein. Der heimkehrende Elternteil sollte kindgerecht erzählen, wo er war und was er dort gemacht hat. Eine schöne Idee ist es, eine Postkarte mitzubringen (oder zu schreiben). Ihr Kind kann die Postkarte ansehen und sich vorstellen, wie es dort war. Bei häufigen Dienstreisen können Kinder eine ganze Postkarten-Galerie z.B. auf die Zimmertür kleben. Auch kleine Mitbringsel werden weitere Reisen in einem anderen Licht erscheinen lassen.