Werden meine Kinder im Advent endgültig Schoko-süchtig?

Kind isst Kuchen und Plätzchen
In der Adventszeit haben Kinder besonders viele Möglichkeiten zum Naschen - aber wie viel Süßes ist zu viel?
© Unsplash / Kyle Nieber

Klar, süße Naschereien gehören zur Advents- und Weihnachtszeit einfach dazu. Manchmal sorge ich mich aber, dass es bei meinen Kindern des Guten zu viel wird. Kaum ein Tag, an dem sie keinen süßen Verlockungen ausgesetzt sind. Aber lässt sich das ändern – und will ich das überhaupt?

Kein Weihnachten ohne Plätzchen und Lebkuchen!

Ich erinnere mich gerne an die Weihnachtsfeste meiner Kindheit zurück. Bei anderen Familien mag Heiligabend stressig und durchgetaktet gewesen sein, bei uns war das Fest eigentlich immer recht entspannt. Im Kamin brannte ein warmes Feuer, unterm Baum lagen (meistens) schöne Geschenke und irgendwann schauten meine Brüder und ich mit unseren Eltern einen lustigen Videofilm („Die Nackte Kanone“) oder natürlich „Weihnachten bei Hoppenstedts“. Klar gab es dazu auch Plätzchen, Lebkuchen, Schoko-Weihnachtsmänner und „After Eight“.

Nicht nur für mich ist die Weihnachtszeit ohne Süßes absolut undenkbar. Wer komplett ohne den Genuss von Vanillekipferl, Lebkuchen, Schoko-Nikoläusen und diesen wunderbaren Plätzchen mit der Marmelade in der Mitte durch die besinnliche Zeit kommt, schläft vermutlich auf einem Nagelbett. Und geht zum Lachen grundsätzlich in den Keller.

Auch meine Kinder sollen rund um Weihnachten kräftig naschen dürfen. Ich möchte, dass sie später genau so gerne an die Feiertage ihrer Kindheit zurückdenken, wie ich es jetzt tue. Außerdem wäre es ja noch schöner, wenn ausgerechnet ich die Spaßbremse geben würde. Denn dass ich das genaue Gegenteil von einem Schoko-Abstinenzler bin, sieht man mir nun mal (leider) an.

Allerorten lauert der Plätzchen-Overkill

Allerdings ertappe ich mich in letzter Zeit bei dem Gedanken, dass es einfach zu viel ist. Gefühlt sind meine Kinder deutlich mehr süßen Versuchungen ausgesetzt, als ich es damals war. Kaum ein Tag, an dem nicht jemand im Kindergarten Geburtstag hat und es Muffins oder Plätzchen für alle gibt. Kaum ein Besucher, der nicht irgendetwas mit Schokolade dabei hat. Kein Stadtbummel, ohne dass wir beim Bäcker stoppen oder im Café entgegen aller Vorsätze doch wieder ein Stück Kuchen bestellen. Im Geschäft steckt die Verkäuferin den Kindern Lutscher zu („Darf ich doch, oder?“).

Und auch daheim lauert die Verlockung: Vom Plätzchen- und Lebkuchenbacken mit Oma und Opa stehen noch mehrere randvolle Dosen rum. Und im Gegensatz zu Wein werden die nicht besser, wenn man sie jahrelang lagert. Ganz zu schweigen von den Kinderriegeln, die für alle Fälle im Süßigkeitenschrank in der Küche stehen.

Auch Naschen kann eine Sucht sein

Es ist ein schmaler Grat: Man will den Kindern das Naschen gönnen und sie auch einmal belohnen für gutes Verhalten, das gerüchteweise ab und zu vorkommen soll. Man will ihnen nicht zu viel verbieten. Andererseits treibt mich die Sorge um, dass ihnen das Süßigkeiten-Dauerfeuer schadet. Denn inzwischen ist es durchaus so, dass meine Kinder es als normal empfinden, jeden Tag etwas Süßes zu essen.

Ich weiß selbst nur zu gut, wie es ist, ständig schwach zu werden. Die Sucht nach Zucker ist im Grunde auch nicht viel besser als die nach Alkohol oder Nikotin. Wenn ich meinen Kindern eine gesündere Ernährungsweise mit auf ihren Lebensweg geben könnte, wäre das schon ein großer Erfolg.

Aber wie kann das gehen? Indem wir darauf achten, dass sie trotzdem abwechslungsreich essen? Das tun wir. Natürlich bekommen die Kleinen auch im Advent und in der Weihnachtszeit Obst und Gemüse zu essen. Jeden Tag.

Oder durch ein komplettes Verbot von Süßigkeiten bis zum dritten Advent? Keine gute Idee. Ich will ja nicht der verbohrte Spießer sein, der mit erhobenem Zeigefinger vor der Kindergärtnerin steht und sagt: „MEINEM Kind geben Sie ab sofort NICHTS Süßes mehr!“ – schneller kann man sein eigenes Kind kaum ins Abseits befördern.

Was helfen kann: Naschen mit Maß vorleben

Nein, vermutlich gibt es nur einen sinnvollen Weg. Und das ist der Weg, der bei der Erziehung eigentlich immer der Beste ist: Selbst ein gutes Vorbild sein.

Unsere neue Devise muss lauten: Naschen ist OK, wenn es nicht zur täglichen Routine wird. Naschen zu besonderen Anlässen (Advent, Nikolaus, Ostern, St. Martin, Geburtstag sowieso) ist sogar richtig toll! Und bietet einen Grund mehr, sich auf diese Anlässe zu freuen. Aber dazwischen auch mal mehrere Tage NICHTS zu naschen, ist völlig normal.

Diese Einstellung werde ich meinen Kindern also vorleben. Das kann ihnen nicht schaden – und mir erst recht nicht. Das klingt doch nach einem guten Vorsatz. Für das kommende Jahr natürlich.