Wie gefährlich sind digitale Medien für die kindliche Entwicklung?

Mutter sitzt mit ihren zwei Kinder auf einem Sofa und zeigt ihnen was auf dem iPad
Brauchen Kleinkinder wirklich ein Tablet?
©Unsplash/Alexander Dummer

Digitale Medien sind heute aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. Laptop und Tablet liegen ebenso selbstverständlich auf dem Couch-Tisch wie Smartphone und Smart TV konstant in Benutzung sind. Welche Auswirkungen diese Allgegenwärtigkeit des digitalen Medienkonsums auf unsere Kinder hat, war Gegenstand der aktuellen BLIKK-Studie.

„Mama, können wir die Sendung mit der Maus seheeen?“ Es ist zwar weder Sonntag, noch 11.30 Uhr, doch mit ARD-Mediathek und Tablet ist dieser Wunsch mittlerweile kein Problem. Früher gab es die Sendung mit der Maus zu geregelten Zeiten – immer sonntags um halb 12. Kurz vor dem Mittagessen. Heute ist analoges Fernsehen unzeitgemäß. Auch nach Smartphones verlangen und greifen Kinder im häufiger. Doch zu welchem Preis?

Was steckt hinter der BLIKK-Studie?

Um den Auswirkungen dieser digitalen Entwicklung auf den Grund zu gehen, stellte die Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, im Mai 2017 die BLIKK-Medienstudie vor. 5.573 Eltern und deren Kinder wurden darin zum Umgang mit digitalen Medien befragt. BLIKK steht für „Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation“.

Mortler dazu: „Diese Studie ist ein absolutes Novum. Sie zeigt, welche gesundheitlichen Folgen Kinder erleiden können, wenn sie im digitalen Kosmos in der Entwicklung eigener Medienkompetenz allein gelassen werden, ohne die Hilfe von Eltern, Pädagogen sowie Kinder- und Jugendärzten. […] Es ist dringend notwendig, Eltern beim Thema Mediennutzung Orientierung zu geben.“

Bei der Studie wurde sowohl die körperliche, entwicklungsneurologische sowie psychosoziale Verfassung der Kinder untersucht. Mit folgenden Ergebnissen:

Auswirkungen auf Babys

Selbstverständlich befassen sich Babys noch nicht aktiv mit einem Smartphone oder Tablet. Die Mütter jedoch schon. So fand die BLIKK-Studie heraus, dass Babys, deren Mütter während des Stillens oder Fütterns digitale Medien benutzen, verstärkt an Fütter- und Einschlafstörungen litten.

Digitales Medienverhalten von Kleinkinder und Kindern

Darüber hinaus ergab die Studie, dass 70 Prozent aller Kinder im Kita-Alter das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich benutzten.

Damit einhergehend können sich Kinder, die jünger als sechs Jahre sind und intensiv digitale Medien nutzen, schlechter konzentrieren, sind vermehrt hyperaktiv und haben eine gestörte Sprachentwicklung. Ähnliches gilt laut BLIKK-Studie auch für ältere Kinder bis 13 Jahren.

Gegenstimmen zur Studie

Kritiker der Studie argumentieren, es gäbe keine klare Beziehung zwischen Nutzungsverhalten und Entwicklung der Kinder. Was die Studie herausfand, seien lediglich statistisch bedeutsame Zusammenhänge. Den Kindern per se die Benutzung eines Smartphones zu verbieten, ginge an der Realität vorbei.

Wie soll ich nun darauf reagieren?

Es ist wichtig, den Umgang mit Smartphone und Co. früh zu kontrollieren und die kindliche sowie jugendliche Medienkompetenz zu schulen. Im gleichen Zug sollten Eltern auch sich selbst und ihre Nutzung digitaler Medien beobachten. Schließlich sind sie für ihre Kinder die ersten Bezugspersonen und Vorbilder.

Ergänzend dazu fordert beispielweise Uwe Büsching vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, dass Kinderärzte in den Früherkennungsuntersuchungen künftig eine eingehende Medienberatung durchführen müssen.