„Mama, mir ist langweilig!“ – Wie bringe ich meinem Kind bei, allein zu spielen?

Kind, das mit Kreide malt
Kinder können das Allein-Spielen lernen
© Unsplash/ Jelleke Vanooteghem

Manche Kinder spielen gerne allein – andere quengeln sofort, wenn sie nicht dauernd von dir oder Verwandten bespaßt werden. Allein zu spielen ist für Kinder aber sehr wichtig. Das kannst du tun, damit dein Kind allein spielt!

Warum ist es überhaupt wichtig, dass mein Kind auch allein spielt?

Eltern wissen: Es ist sehr wichtig, dass Kinder lernen, mit anderen Kindern zu spielen. So eignen sie sich nämlich die ersten sozialen Kompetenzen und Kommunikationsfähigkeiten an. Im Spiel mit anderen lernen Kinder zum Beispiel wie man teilt und, wie man mit anderen umgeht. Bei manchen Aktivitäten sollte auch ein Erwachsener dabei sein – zum Beispiel beim Kürbis schnitzen.

Aber: Obwohl das Spielen mit anderen sehr wichtig ist, sollten sich Kinder auch immer mal wieder allein beschäftigen. Denn auch hier lernen Kinder wichtige Kompetenzen. Sie bauen dabei zum Beispiel ihre Selbstständigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Fantasie sowie das Selbstwertgefühl auf.

Mein Kind spielt nicht gerne allein – woran kann das liegen?

Wie lange ein Kind allein spielen kann und will, ist oft abhängig vom seinem individuellen Entwicklungsstand sowie vom Alter. „Für kurze Zeitspannen (5 bis 10 Minuten) können sich viele Babys auch schon mal allein beschäftigen, wenn sie eine anregende Umgebung vorfinden“, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Kinder unter drei Jahren können auch schon mal eine halbe Stunde ohne andere verbringen – noch ältere Kinder können und wollen oft auch länger allein sein.

Nicht nur das Alter ist aber ausschlaggebend darüber, ob und wie lange dein Kind allein spielt. Die Persönlichkeit des Kindes, sowie mögliche Geschwister können auch Einflussfaktoren sein. So fällt es sozialeren Kindern meistens schwerer, lange Zeit für sich zu sein. Auch Kinder mit Geschwistern sind es oft nicht gewohnt, allein spielen zu müssen, da ja meistens ein Bruder oder eine Schwester da ist.

Allerdings können Kinder lernen, allein zu spielen und es gibt ein paar Tricks, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können. Wir haben für dich neun Tipps gesammelt, die dir helfen können, deinem Kind das Allein-Spielen zu lernen:

Was du tun kannst, damit dein Kind allein spielt!

#1: Führ dein Kind langsam ans Allein-Spielen heran!
Vor allem kleine Kinder brauchen meist die Gewissheit, dass du noch in der Nähe bist. Oft reicht es da aus, dich sehen oder hören zu können. Am Anfang kannst du zum Beispiel neben deinem Kind spielen oder dich anderweitig beschäftigen. Wenn dein Kind dann in sein Spiel vertieft ist, kannst du dich langsam entfernen.

#2: Lass dein Kind auch wirklich allein spielen!
Wenn dein Kind dann einmal vertieft etwas spielt, solltest du es dabei auch nicht unterbrechen. Sonst reißt du es quasi wieder aus dem Spielen heraus und erinnerst es daran, dass du ja auch da bist und mitspielen könntest.

#3: Gib deinem Kind die Chance, Probleme selbst zu lösen!
Wenn mal ein Spielzeug außer Reichweite ist oder der Turm einfach nicht stehenbleiben will, rufen viele Kinder gleich nach ihren Eltern. Komm aber nicht immer sofort angerannt, sondern gib deinem Kind zuerst die Chance, das Problem selbst zu lösen, bevor du deine Hilfe anbietest.

#4: Leg Zeiträume fest, in denen dein Kind allein spielt!
Regelmäßige und feste Spielzeiten können deinem Kind helfen, eine Art Spielrhythmus zu entwickeln. Fange zuerst mit einer kürzeren Spielzeit an und verlängere den Zeitraum dann langsam. So kann sich dein Kind daran gewöhnen, allein zu spielen.

#5 Die Spielatmosphäre sollte passen!
Um allein zu spielen, braucht dein Kind eine ruhige, sichere und aufgeräumte Umgebung, in der es sich wohlfühlt. Ablenkungen, wie zum Beispiel durch Fernseher oder laute Musik, solltest du vermeiden. Außerdem sollten die Spielsachen in greifbarer Nähe deines Kindes sein, damit es sich selbst neue Spielsachen holen kann.

#6: Stell sicher, dass die richtigen Spielsachen vorhanden sind!
Wenn dein Kind nicht gerne allein spielt, kann das daran liegen, dass es nicht die richtigen Spielsachen hat. Ein sehr aktives Kind langweilt sich beispielsweise mit einem Puzzle schnell – hier wären Polster und Kissen zum Draufklettern reizvoller. Aber auch eine zu große Auswahl an Spielsachen kann für dein Kind überfordernd sein.

#7: Wenn sich dein Kind langweilt, kannst du Anregungen schaffen!
Wenn dein Kind nicht weiß, was es mit seinen Spielsachen machen kann, kannst du ihm Ideen und Anregungen geben. Wenn es zum Beispiel Puppen mag, könnt ihr euch vor der Allein-Zeit zusammen Namen und Rollen, sowie eine Handlung ausdenken. Einem kreativen Kind kannst du Vorlagen zum Basteln geben.

#8: Lobe dein Kind auch bei kleinen Erfolgen!
Dein Kind hat heute fünf Minuten länger allein gespielt als gestern. Prima. Zeig deinem Kind auch bei kleineren Erfolgen, dass du stolz bist. Das bestärkt dein Kind und wirkt motivationsfördernd.

#9: Setze keine zu hohen Erwartungen an dein Kind!
Wie vieles andere ist auch das Allein-Spielen eine Fähigkeit, die dein Kind erst einmal lernen muss. Und das kann dauern. Dein Kind wird nicht von heute auf morgen lange Zeit allein spielen – und das solltest du auch nicht von ihm erwarten!

Dein Kind weigert sich trotzdem, allein zu spielen?

Wenn dein Kind sich trotzdem vehement dagegen wehrt, allein zu spielen, dann kann das auch tiefergehende Ursachen haben, die grundsätzlich hinterfragt werden sollten:

Reizüberflutung: Eltern fühlen sich oft schlecht, wenn sie sich nicht ständig mit ihrem Kind beschäftigen und es gelangweilt wirkt. Laut dem Neurobiologen Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther ist Langeweile sogar wichtig für Kinder. Denn, wenn ein Kind sich langweilt, hat es Zeit zum Nachdenken, Grübeln und Träumen. Außerdem muss es sich überlegen, was es tun könnte. Das fordert die Kreativität enorm. Sind Kinder bei Langeweile also am Computer, vorm Fernseher oder anderweitig beschäftigt, wird ihnen diese Zeit genommen. Das kann dazu führen, dass sie schlechter allein spielen.

Konzentrationsprobleme: Kinder mit Aufmerksamkeitsschwächen haben manchmal auch Probleme, allein zu spielen, weil sie sich nicht dauerhaft mit einer Sache beschäftigen können. Gründe dafür können ein zu hoher Zuckerkonsum, psychische Probleme oder ein unruhiges Umfeld sein.

Trennungsängste: Ein anderer Grund, wieso Kinder nicht allein spielen wollen, können auch große Trennungsängste sein. Wenn die Eltern mitspielen, kann das Kind sicher sein, dass sie nicht plötzlich verschwinden. Sollte ein Kind schlimme Trennungsängste aufweisen, ist es ratsam, diese zu ergründen und auf sie zu achten. Die Trennung vom Kind sollte dann langsamer und behutsamer passieren.