Wie schlimm wird der Erkältungswinter?

Mutter kümmert sich um krankes Kind
Wenn das Kind krank ist, ist das auch für die Eltern eine große Belastung
© Pexels / Cottonbro Studio

Mit den fallenden Temperaturen hat auch die Infekt- und Erkältungssaison für Kinder begonnen. Worauf sich Eltern einstellen müssen und wie die gesetzlichen Regelungen für Kinderkrankentage aussehen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Aktuell kursieren schon wieder jahreszeitlich typische Viren, für die Kinder besonders anfällig sind
  • Noch sind die Arztpraxen aber nicht überlastet – trotz steigender Corona-Zahlen
  • Eltern, deren Kinder “ständig krank” sind, müssen sich nicht sofort Sorgen machen: es ist normal, dass Kinder mehrere Infekte abbekommen

Die Kinder-Infektsaison hat begonnen

Eltern fürchten sie: die Triefnasen- und Hustensaison ihrer Kinder. Sobald der Spätsommer in den kühlen Herbst übergeht, häufen sich die Infekte. Da kann es schon einmal passieren, dass Kindergartengruppen oder Schulklassen zur Hälfte “entvölkert” sind.

Wie können sich Eltern darauf vorbereiten? Oder ist es gar möglich, der Erkältungswelle effektiv zuvor zu kommen? Wir verraten, was Eltern wissen müssen.

Welche Erreger kursieren derzeit?

Das Robert-Koch-Institut berichtet in seinem wöchentlichen Bericht zu akuten Atemwegserregern von “jahreszeitlich typischen Erkältungsviren”, die derzeit unterwegs sind. Gemeint sind Husten und Schnupfen oder auch Magen-Darm-Infekte. Auch die Zahl der Corona-Fälle nimmt wieder kontinuierlich zu ebenso wie die von Streptokokken-Infektionen.

Das RS-Virus, das im Vorjahr besonders viele Kinder erwischt hatte, spielt aktuell noch keine große Rolle. Noch geben Experten Entwarnung. Sie rechnen für den Winter 2023/24 nicht wieder mit eine so schweren RSV-Welle wie im letzten Jahr.

Sind die Praxen schon überlastet?

Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, berichtet gegenüber dem “RedaktionsNetzwerk Deutschland”, dass die Kinderärzte seit Anfang Oktober durchaus einen Anstieg der Patientenzahlen bemerken. Noch ist von einer Überlastung aber nichts zu merken – wobei das bei einzelnen Praxen punktuell natürlich der Fall sein kann.

Kinderarzt Dr. Brügel über die Infekt-Saison bei Kindern

Wie oft ist es eigentlich für Kinder normal, krank zu sein?

Oft werden Eltern nervös, wenn ihr Kind innerhalb weniger Wochen den zweiten oder gar dritten Infekt erwischt. Dabei ist das durchaus normal, wie unser beratende Experte Kinderarzt Dr. Ralf Brügel betont:

“Kinder im Kita- und Kindergartenalter dürfen durchaus acht bis zehn banale Infekte pro Jahr haben, ohne dass einen das nervös machen müsste.”

Der Grund: Das Immunsystem von kleinen Kindern ist noch im Aufbau und die vielen verschiedenen Viren, die kursieren, finden immer wieder einen Weg hindurch. Erst im Laufe der Jahre wird die Immunität gegenüber typischen Viruserkrankungen besser.

Jedoch kann ein typischer Grippeinfekt schon mal zehn bis 14 Tage dauern – also müssen Eltern laut Dr. Brügel im schlimmsten Fall damit rechnen, dass ihr Kind bis zu einem halben Jahr krank ist.

Wie kann man Erkrankungen bei Kindern vorbeugen?

Natürlich ist es immer gut, wenn sich Kinder regelmäßig die Hände waschen. Doch übertriebene Hygiene-Maßnahmen haben bei kleinen Kindern nur begrenzt Sinn, da sich Ansteckungen kaum vermeiden lassen. Denn in ihrem Alltag haben Kinder zwangsläufig viele Kontakte – etwa beim Spielen im Kindergarten oder mit Freunden nach der Schule. Und das ist auch normal und gut so.

Kinderärzte-Sprecher Maske sagt aber, dass man mit gesunder Ernährung viel Bewegung an der frischen Luft – auch bei schlechtem, kühlen Wetter – viel für die Gesundheit der Kinder tun kann. Außerdem sorgt Bewegung im Alltag generell für eine gute Konstitution der Kinder. Zum Beispiel wenn zu Fuß statt mit dem Auto zum Kindergarten, zum Spielplatz oder zum Einkaufen geht.

Unabhängig davon sollten Eltern aber – nach Absprache mit dem Kinderarzt – ihre Kinder gegen Grippe impfen lassen. Eine Impfung bietet immer den zuverlässigsten Schutz vor Ansteckung und schweren Verläufen.

Kind krank: Was Eltern im Job beachten müssen

Wer sich um ein krankes Kind kümmern muss, hat einen gesetzlichen Anspruch auf sogenannte Kinderkrankentage. Heißt: Mama und Papa können sich pro Kind jeweils zehn Tage von der Arbeit freistellen lassen – die gesetzliche Krankenkasse zahlt dann Kinderkrankengeld, um den Verdienstausfall möglichst abzufedern. Während der Corona-Pandemie war diese Zahl deutlich auf 30 Tage pro Elternteil und Kind erhöht worden. Nach Auslaufen dieser Sonderregel wären ab 2024 wieder die angesprochenen 10 Tage möglich.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant laut Medienberichten vom Oktober 2023 aber eine Ausweitung der Kinderkrankentage auf 15 Tage pro Elternteil. Dies ist aber noch nicht beschlossen.

Alleinerziehende haben übrigens immer den doppelten Anspruch – sprich ab 2024 vorerst 20 Tage. Sollte Lauterbachs Gesetzesvorschlag durchkommen, wären es 30 Tage.

 

Wer zahlt das Gehalt, während Eltern kranke Kinder pflegen?

Damit Kinderkrankengeld gezahlt wird, muss ein Arzt bescheinigen, dass das Kind krank ist. Während der Erkältungssaison führt das zu völlig überlaufenen Arztpraxen, da Eltern mit ihren kranken Kindern meist schon am ersten Tag der Krankheit zum Arzt gehen. Auch das will Gesundheitsminister Lauterbach ändern – sein Vorschlag sieht vor, dass ein Kind erst ab dem vierten Tag der Krankheit ein ärztliches Attest benötigt.

Quellen

Zur Entstehung dieses Artikels:

Alle Informationen in diesem Artikel stammen aus öffentlichen und zuverlässigen Fachquellen wie dem Bundesgesundheitsministerium. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, worauf wie bei der Quellenauswahl achten und wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen, erfährst du hier.
Die hier gegebenen Ratschläge und Informationen ersetzen in keinem Fall die medizinische Betreuung durch qualifiziertes Fachpersonal. Bitte kontaktiere immer deinen Kinderarzt oder deine Kinderärztin/ deinen Gynäkologen/ deine Gynäkologin für eine professionelle Diagnose und Behandlung.