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Auf einmal ist er da! Der Wunsch, Mama zu werden

Mutter und Baby im Wald mit Sonnenstrahlen
Ist der Wunsch, Mama zu werden, mehr als ein Instinkt?
© Unsplash/ Julie Johnson

Oft heißt es, dass Schwangerschaft ansteckend sein kann. Diese Erfahrung hat auch unsere Autorin Ann-Kathrin Wiebesiek gemacht. Denn auch bei ihr hat es nach der Geburt einer Freundin plötzlich Klick gemacht. Wie sie herausgefunden hat, dass es Zeit ist, Mama zu werden, erzählt sie hier.

Ehrlich gesagt denke ich, dass die meisten Frauen das Gefühl kennen, wenn sie plötzlich ein kleines Wunder auf dem Arm halten und sich tief im Inneren ein ganz neuer Impuls regt. Bei mir war es Anfang 2018 soweit. Erst habe ich nicht realisiert, was mit mir passiert, aber auf einmal drehten sich alle Gedanken um das „Kinderkriegen“ und damit verbunden „das richtige Alter, um Mama zu werden“. Dieser tief verborgene Impuls oder „Instinkt“ war erwacht und ich konnte ihn nicht mehr zum Schweigen bringen.

Stillstehen und nicht bewegen!

Anfang des letzten Jahres bekam die beste Freundin meines Mannes ein Kind. Wir eilten an einem Sonntag ins Krankenhaus, um sie zu beglückwünschen. Als wir in der Klinik ankamen, wartete die frisch gebackene Familie bereits in der Besucherhalle auf uns und Sekunden später hatte ich das winzige Menschlein auf dem Arm. Noch nie zuvor hatte ich ein Baby gehalten. In meinem Freundes- und Familienkreis gab es noch keinen Nachwuchs. Sofort versteifte sich mein Körper, ich blieb stillstehen und versuchte, mich nicht zu bewegen, während das kleine Wunder in meinen Armen langsam den Kopf drehte, um mich zu begutachten. Mein Herz blieb fast stehen, als er quietschte und mit den kleinen Händchen in die Luft boxte als wüsste er noch nicht, was er damit anfangen sollte. Mein Körper war plötzlich im Beschützermodus und so verkrampften sich meine Arme um den kleinen Schatz. Ich wollte, dass er ganz sicher bei mir war und so vergaß ich auch, dass da noch andere Menschen um mich herumstanden.

Wenn die Gedanken kreisen…

Vor diesem Tag hatte ich mit meinem Mann mal fantasiert, dass wir irgendwann Kinder wollten, aber es war kein akutes Thema. Im Gegenteil, wir wollten reisen, ein bisschen was von der Welt sehen und wir spielten mit dem Gedanken eine eigene Firma zu gründen. Also, unser Leben war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht babyfreundlich. Dennoch drehten sich meine Gedanken immer öfter um Babys, Schwangerschaft und die Ehe. Ich schreibe zwar „mein Mann“, weil er genau das – auch ohne Ring und Trauschein – für mich ist, aber wir sind (noch) nicht verheiratet.

Wir besuchten die beste Freundin meines Mannes und das Neugeborene oft. Der kleine Kerl wuchs mir immer mehr ans Herz. Ich durfte ihn füttern, halten und mit ihm spielen. Der Instinkt in meinem Inneren forderte daraufhin immer mehr Raum, je öfter wir mit der kleinen Familie zusammen waren. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich seine Patentante werden wollte und ich willigte ein. Für mich war das ein besonderer Moment und ich freute mich wahnsinnig.

Der Lebensplan verändert sich

Mit Anfang 20 dachte ich, dass ich mit 30 glücklich verheiratet bin und zwei oder drei Kinder habe. Tja, diese Vorstellung hatte über die Jahre etwas an Farbe verloren. Nicht, weil ich das nicht wollte, sondern, weil ich nicht den richtigen Mann an meiner Seite hatte. Jetzt war das zwar anders, aber unsere Beziehung erfüllte mich so sehr, dass es mir lange Zeit an nichts fehlte. Wir waren unheimlich glücklich, erlebten Abenteuer und genossen jeden Moment miteinander.

Mehr als ein Instinkt

Das Interessante war, dass sich auch in unserem Umfeld plötzlich ganz viel veränderte. Eine meiner ältesten Freundinnen rief mich an und berichtete mir, dass sie im nächsten Jahr ihren langjährigen Lebensgefährten heiraten würde. Ich freute mich sehr für sie, fragte mich aber auch gleichzeitig, warum es bei uns noch nicht soweit war. Meine Gefühle spielten allerdings erst völlig verrückt als unsere besten Freunde uns aus heiterem Himmel eröffneten, dass sie im nächsten Jahr ein Kind bekommen würden. Bei mir brach das völlige Hormonchaos aus. Ich war überrascht, freute mich natürlich für sie, aber irgendwo ganz tief in mir drin regte sich die hässliche grüne Fratze des Neids. Mir wurde noch stärker bewusst, wie sehr ich mir eine Familie mit meinem Mann wünschte. Wir unterhielten uns darüber und er spürte, dass sich bei mir viel verändert hatte. Dennoch entschieden wir uns bei diesem ersten Gespräch dafür, dass wir zunächst ein größeres Heim für die zukünftige Familie suchen und Step by Step vorgehen.

Nach der Taufe ist vor der Taufe

Die kirchliche Taufe meines Patenkindes verlief ganz traditionell und ich genoss die Zeremonie, besonders den Augenblick als ich ihm einen persönlich ausgesuchten Spruch mit auf den weiteren Lebensweg gab. Anschließend wurde die Taufgesellschaft erst zum Essen und dann zu Kaffee und Kuchen bei der Familie eingeladen. Am Kaffeetisch kam es dann unweigerlich zur großen Frage: „Wann ist es denn bei euch soweit?“ Wir sahen uns an und keiner sagte etwas. Ich glaube, dass wir uns in diesem Moment einfach vor die Wand gestellt fühlten. Es war unpassend, sodass wir die Frage nur lächelnd abtaten.

Wann es an der Zeit ist, Mama zu werden

Ehrlich gesagt glaube ich, dass jede Frau spürt, dass sie bereit ist. Vorausgesetzt, dass wir jemals so richtig bereit sein können. Meiner Meinung nach gibt es DAS perfekte Alter, um ein Kind zu bekommen, nicht. Es gibt Lebensabschnitte, wo es „weniger gut passt“, was aber nicht heißt, dass das kein gutes Alter ist. Einen idealen Zeitpunkt gibt es schließlich nie.

Übrigens bin ich aktuell in der 12. SSW und lasse somit Anfang der nächsten Woche das „kritische Stadium“ hinter mir. Unser kleines Wunder ist kerngesund und ziemlich aktiv, wie uns die Frauenärztin sagte. Beim letzten Ultraschall hat es gewunken und ich dachte mit Tränen in den Augen: „Hallo mein Herz, bald bist du bei uns“.

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