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Ein Kind von drei Eltern – Wie ist das möglich?

Arzt hält Labortest in der Hand
©Pixabay/Darko Stojanovic

Es klingt wie ein Experiment aus einem Science-Fiction-Film – und doch ist es Realität: ein Baby von drei Eltern. Wie ist das möglich und wie sieht die gesetzliche Lage dazu in Deutschland aus?

Es ist eine ethisch höchst umstrittene Methode, doch sind bereits Kinder mit dem genetischen Material von drei Elternteilen zur Welt gekommen. Drei-Eltern-Babys werden sie genannt. Doch wie ist so etwas möglich – und warum wird es überhaupt gemacht?

 

Der Schlüssel zum Drei-Eltern-Baby

Um eine befruchtete Eizelle zu erhalten, die genetische Codes von drei verschiedenen Menschen erhält, benötigt man: Mutter, Vater – und eine Eizellenspenderin. Mithilfe zweier unterschiedlicher Methoden der künstlichen Befruchtung werden Kinder gezeugt, die ohne die dritte genetische Komponente ein erhöhtes Risiko hätten, Krankheiten zu erhalten, welche nur von der Mutter vererbt werden können.

Eine der beiden Methoden ist der sogenannten Spindel-Transfer (MST). Hier werden in der Eizelle enthaltene, fehlerhafte Mitochondrien durch gesunde Mitochondrien der Spenderin ersetzt, noch bevor eine Befruchtung im Labor stattfindet. Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und versorgen den menschlichen Organismus folglich mit Energie. Da sie eine eigene DNA besitzen, können sie auf diesem Weg Erbkrankheiten in den Embryo übertragen.

Etwa ein Prozent der menschlichen DNA steckt in den kleinen Kraftwerken. Die Mutter, die die fehlerhafte DNA besitzt, kann völlig gesund sein und dennoch eine Erbkrankheit an ihren Nachwuchs weitergeben.

 

Wie ist die Lage in Deutschland?

2016 hat Großbritannien den Spindel-Transfer sowie eine weitere Methode der künstlichen Befruchtung, den Vorkern-Transfer (PNT), als weltweit erster Staat erlaubt, wie die Ethikkommission der Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) mitteilte.

Das in Deutschland geltende Embryonenschutzgesetz (ESchG) verbietet diese Methode der künstlichen Befruchtung zum jetzigen Stand noch. Hier heißt es im Gesetzestext: „Wer die Erbinformation einer menschlichen Keimbahnzelle künstlich verändert, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Aber wird das Erbgut eines Kindes wirklich verändert, wenn es fremde Mitochondrien besitzt? Sprich:

 

Hat das Kind tatsächlich drei Elternteile?

Die Briten sagen: Nein! Denn auch wenn Teile der Spender-DNA in die befruchtete Eizelle wandern, ist der Anteil an der Gesamtheit der Gene äußerst gering. Wie der Tagesspiegel schreibt, stammen mehr als 20.000 Gene von Mutter und Vater und nur 37 Gene aus dem Genpool der Spenderin. Diese beeinflussen weder Augenfarbe noch Charakter des Babys, sondern dienen dem einzigen Zweck, den Embryo vor Erbkrankheiten wie dem Leigh- oder dem MELAS-Syndrom zu schützen. Gene, die das Aussehen und die Persönlichkeit prägen, liegen im Zellkern – und dieser bliebt unangetastet.

Aus diesem Grund ist der Begriff des Drei-Eltern-Baby auch nicht ganz korrekt, weshalb die Briten den Begriff ‚Mitochondrien-Ersatztherapie‘ verwenden.

Das erste Kind, das auf diese Weise gezeugt wurde, kam im April 2016 in Mexiko zur Welt. Die dortigen Gesetze erlauben die Verfahren zwar nicht ausdrücklich, verbieten sie aber auch nicht.

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