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Spermakrise: Zahl der Spermien bei Männern nimmt weltweit ab

Mann hält sich traurigen Smiley vors Gesicht
Immer weniger Spermien: Wird die westliche Welt unfruchtbar?
©Igor Stevanovic via Bigstock

Schon seit Jahren ist bekannt, dass Männer in westlichen Industriestaaten immer weniger Spermien produzieren. Eine aktualisierte Studie zeigt nun: Das Problem ist ein globales – und es verschärft sich rasend schnell.

Spermienzahl von Männern sinkt um 51 Prozent

Im Jahr 2017 legten der Epidemiologe Hagai Levine und sein Team von der Hebrew University in Jerusalem eine Studie vor, die für Aufsehen sorgte. In erster Linie unter Männern. Denn die Langzeitstudie belegte, dass die Spermienanzahl unserer Männer stetig zurückgeht, und zwar in beachtlichem Maße.

Damals beschränkten sich die Ergebnisse notgedrungen hauptsächlich auf Europa und Nordamerika, sprich die sogenannten „westlichen Industrienationen“. Ein Fakt, der bei Veröffentlichung kritisiert wurde. Nun haben Levine und sein Team eine Neuauflage der Studie vorgelegt, die weltweite Daten miteinbezieht – und die zeigt: Der Spermienschwund ist ein globales Problem. Und es wird immer dramatischer.

Das machen schon die nackten Zahlen deutlich: Zwischen 1973 und 2018 ist demnach die durchschnittliche Spermienkonzentration um 51 Prozent gesunken. Lag sie zu Beginn noch 101,2 Millionen pro Milliliter Samenflüssigkeit, so sank sie auf nurmehr 49 Millionen.

Spermienverlust wird seit Jahren immer schneller

„Außerdem legen die Daten nahe, dass sich dieser weltweite Schwund um 21. Jahrhundert in schnellerem Ausmaß fortsetzt“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Es sei nun dringend geboten, die Ursachen zu erforschen und Maßnahmen zu entwickeln, um die Fortpflanzungsfähigkeit der Männer zu erhalten.

Werden die Männer alle unfruchtbar?

Die Forscher hatten Daten von mehr als 57.000 Männern aus 223 Studien in 53 Ländern ausgewertet. Man kann also in der Tat von einem globalen Problem sprechen – was die bereits 2017 bedrohliche Lage noch besorgniserregender macht. Levine und Kollegen wollen mit der Veröffentlichung ihrer neuen Studie die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam machen und gewissermaßen wachrütteln. Denn männliche Unfruchtbarkeit würde auf lange Sicht nichts weniger bedeuten als eine existenzielle Bedrohung für die menschliche Spezies.

Allerdings wurde schon 2017 von Beobachtern festgestellt, dass sich aus der Studie nicht pauschal ableiten lässt, dass die Männer zunehmend unfruchtbarer werden.

Natürlich ist die Anzahl der Spermien im Sperma entscheidend für die Fruchtbarkeit eines Mannes, aber eben nicht nur. Es gibt noch andere wichtige Faktoren: die Beweglichkeit der Spermien zum Beispiel oder ob sie Fehlbildungen haben. Das wurde bei der Studie nicht explizit untersucht.

Reproduktionsexperten wie Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster sahen die Ergebnisse von vor fünf Jahren noch nicht so dramatisch. „Wenn man sich die konkreten Zahlen ansieht, liegen sie immer noch weit über den Werten, die die Weltgesundheitsorganisation als Untergrenze der Zeugungsfähigkeit angibt“, sagte er damals gegenüber Spiegel-Online.

Mögliche Ursachen für den Abwärtstrend

Dass der Abwärtstrend zunächst in den westlichen Industrienationen mit hohem Lebensstandard festgestellt wurde, wird klar, wenn man liest, was die Forscher als mögliche Ursachen für den Rückgang der Spermienanzahl in Verdacht haben. Zum einen ist es das Handy, das zu oft in der Hosentasche getragen wird. Aber auch Haarwuchsmittel oder Chemikalien z.B. aus Weichmachern können der Grund sein. Letztere stehen in Verdacht, das hormonelle Gleichgewicht des Körpers zu stören und damit auch unsere Fortpflanzung zu beeinflussen.

Um diesem Trend entgegenzuarbeiten, könnt ihr selbst aktiv werden – vor allem, wenn ihr ein Kind plant. So ist Hitze tatsächlich schädlich für die Spermaproduktion. Das nächste Mal also die Sitzheizung besser eine Stufe runter – oder am besten ganz ausschalten und nicht zu heiß baden. Auch mit der richtigen Ernährung könnt ihr eure Spermaqualität verbessern: mehr dazu in unserm Video.

Quellen

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