NFP: Verhüten durch natürliche Methoden

Herz in einem Baum
Du kannst mithilfe der natürlichen Familienplanung (NFP) verhüten – aber auch gezielt schwanger werden.
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Du kannst mithilfe der natürlichen Methoden der Familienplanung (NFP) verhüten. Wie die NFP-Methode funktioniert und, wie sicher sie ist, liest du hier.

NFP-Methode: Was ist das?

NFP steht für natürliche Familienplanung und bedeutet, dass mithilfe von natürlichen Methoden (also zum Beispiel spezifischen Körpersymptomen) die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage bestimmt werden. Also können Frauen gezielt mit NFP verhüten.

Natürliche Familienplanung: So funktioniert sie

Bei der NFP-Methode überwachst du deinen Zyklus ganz genau. Dein Körper gibt dir in den verschiedenen Zyklusphasen unterschiedliche Signale, die du deuten und dadurch deine fruchtbaren Tage genau bestimmen kannst.

: der weibliche Zyklus

Ungefähr zwölf bis sechzehn Tage vor dem Einsetzen deiner Periode erfolgt dein Eisprung (Ovulation), bei dem eine Eizelle in den Eileiter übergeht und für ungefähr sechs bis zwölf Stunden fruchtbar ist. Kommt es in dieser Zeit nicht zu einer Befruchtung, stirbt die Eizelle ab und du kannst in diesem Zyklus nicht mehr schwanger werden. Da Spermien in der Gebärmutter und dem Gebärmutterhals bis zu drei Tage, in Ausnahmefällen auch bis zu fünf Tage, überleben können, bist du bis zu fünf Tage vor und zwölf Stunden nach dem Eisprung am fruchtbarsten.

Du kannst also an etwa sechs bis sieben Tagen je Zyklus schwanger werden.

Wenn du die natürliche Familienplanung für die Verhütung nutzt, verzichtest du während dieser Tage auf Sex oder verhütest beispielsweise mit einem Kondom.

NFP-Methoden: Welche gibt es?

Es gibt mehrere Methoden der NFP-Verhütung. Hier ein kleiner Überblick:

Kalendermethode

Bei der Kalendermethode (oder auch „Knaus-Ogino-Methode“ genannt) musst du zunächst sechs bis 12 Monate lang jeden Zyklus dokumentieren. Sonst wird die Berechnung zu ungenau, da nicht jeder Zyklus exakt gleich verläuft und entsprechend auch nicht immer gleich lang ist.

Um zu berechnen, wann du jeden Monat deine fruchtbaren Tage hast, ziehst du vom kürzesten Zyklus 18 Tage und vom längsten Zyklus elf Tage ab. Als Ergebnis erhältst du den schätzungsweise ersten und letzten fruchtbaren Tag deines Monatszyklus.

Beispiel:

  • Dein kürzeste Zyklus betrug 25 Tage: 25 – 18 = 7
  • Dein längster Zyklus betrug 29 Tage: 29 – 11 = 18

Deine fruchtbaren Tage wären dann also rein rechnerisch vom siebten bis zum 18. Tag deines Zyklus.

Mehr Informationen zur Knaus-Ogino-Methode findest du auch hier:

: was du darüber wissen musst

Eisprungkalender funktionieren übrigens nach der gleichen Methode. Wenn das zu kompliziert ist, rechnet dir unser Eisprungkalender deine fruchtbaren Tage ganz einfach hier aus:

Bitte beachte, dass unser Eisprungkalender nicht dafür geeignet ist, um damit zu verhüten. Er soll dir nur dabei helfen, einen groben Zeitraum für deinen Eisprung einzugrenzen.

Temperaturmethode

Eine weitere Methode, wie du mit NFP verhüten kannst, ist das Messen der morgendlichen Basaltemperatur. Deine Aufwachtemperatur ist von deiner Periode bis zum Eisprung etwas niedriger als in der zweiten Zyklushälfte. Zum Zeitpunkt deines Eisprungs ist deine Temperatur am niedrigsten.

Nach dem Eisprung steigt die Temperatur wieder an und bleibt bis zu deiner Periode auf diesem Niveau. Ab dem dritten Tag dieser erhöhten Temperatur bis zur nächsten Blutung befindest du dich in der unfruchtbaren Phase deines Zyklus.

Um herauszufinden, wie hoch deine Temperatur ist, musst du sie morgens direkt nach dem Aufwachen und noch vor dem Aufstehen messen. Die Temperatur kannst du im Mund, in der Vagina oder im After messen. Wichtig ist, dass innerhalb eines Zyklus immer an der gleichen Stelle gemessen wird.

Die Ergebnisse kannst du dann manuell in eine Tabelle eintragen oder du benutzt eine App.

Ein Zyklusblatt zum Ausdrucken sowie Infos, was du sonst noch beim Messen der Basaltemperatur beachten musst, findest du hier:

: so machst du es richtig

Billingsmethode

Auch die sogenannte Billingsmethode kannst du zur NFP-Verhütung nutzen. Hierbei wird dein Zervixschleim beobachtet und dessen Beschaffenheit beurteilt.

In der unfruchtbaren Phase fühlt sich deine Scheide meist trocken an. Durch die Hormonveränderungen im Laufe deines Zyklus wird mehr Zervixschleim produziert. Einige Tage vor dem Eisprung wird der Schleim milchig-trüb, klebrig und zäh. Je näher der Eisprung kommt, desto flüssiger und klarer wird der Schleim – du bist jetzt in deiner fruchtbaren Phase. In der fruchtbarsten Phase des Zyklus ist der Schleim mit den Fingern dehnbar – das heißt du kannst zwischen den Fingern mit dem Schleim einen Faden ziehen.

Wie du deinen Zervixschleim richtig beobachtest und auf welche Punkte du dabei besonders achten solltest, haben wir hier für dich zusammengefasst.

: darauf musst du achten

Hormonmethode

Bei dieser Methode der NFP-Verhütung werden die Hormone, die an deinem Zyklus beteiligt sind, jeden Morgen mit einem Test gemessen – der Test misst dann zum Beispiel den Östradiolspiegel. Dieser steigt im Laufe deines Zyklus an und sinkt dann kurz vor deinem Eisprung abrupt ab.

Auch die Konzentration des sogenannten luteinisierenden Hormons (LH), das in deinem Körper den Eisprung auslöst, kann bei dieser NFP-Methode gemessen werden. Etwa 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung steigt der LH-Spiegel stark an – bis auf das zehnfache.

: so wendest du ihn richtig an

Symptothermale Methode

Die bekannteste, beliebteste und sicherste Methode der NFP-Verhütung ist die symptothermale Methode. Hierbei handelt es sich um eine Art Kombi-Methode aus der Billings- und der Temperaturmethode:

  • Die Schleimbeobachtung zeigt an, wann der Eisprung ungefähr stattfindet
  • An der Basaltemperatur lässt sich ablesen, wann er vorüber ist

Die einzelnen Beobachtungen der symptothermalen Methode werden zunächst unabhängig voneinander ausgewertet und dann miteinander verglichen.

: zusätzliche NFP-Methode
Lage und Festigkeit des Muttermundes

Als zusätzliche Hilfe bei der Beurteilung deiner fruchtbaren beziehungsweise unfruchtbaren Tage kannst du deinen Muttermund regelmäßig mit deinem Finger untersuchen: Fühlt er sich fest (wie die Nasenspitze) und geschlossen an, bist du in deiner unfruchtbaren Phase. An den fruchtbaren Tagen ist der Muttermund dagegen weich (etwa wie Lippen) und leicht geöffnet.

NFP-Verhütung: Wie sicher ist das?

Generell wird den verschiedenen Methoden der NFP-Verhütung ein unterschiedlicher Pearl-Index zugeschrieben.

: Pearl Index

Der Pearl Index steht für die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Verhütungsmethoden. Er gibt an, wie viele Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung eines bestimmten Verhütungsmittels schwanger werden. Je niedriger der Wert, desto sicherer ist also das jeweilige Verhütungsmittel.

Mehr Infos sowie eine Tabelle mit allen Verhütungsmitteln findest du hier.

Mit NFP verhüten: Sicherheit

NFP-Methode Pearl-Index
Kalendermethode 9
Temperaturmethode 0,3-3
Billingsmethode 3-23
Hormonmethode 5-6
Symptothermale Methode 0,4-2

Es zeigt sich also: Für sich genommen bieten die einzelnen Methoden der NFP-Verhütung keinen großen Schutz. Die symptothermale Methode, bei der zwei andere kombiniert werden, ist hier klar die sicherste Methode der natürlichen Familienplanung.

Der Pearl-Index der symptothermalen Methode liegt

  • zwischen 0,4 und 1,8, wenn in den unfruchtbaren Tagen auf Geschlechtsverkehr verzichtet wird.
  • zwischen 0,6 und 2, wenn in den unfruchtbaren Tagen mit einer Barrieremethode wie einem Kondom verhütet wird.

Zum Vergleich: Das Kondom hat einen Pearl-Index von 2 bis 12, die Pille liegt bei 0,1 bis 0,9

Aber Vorsicht: Diese Zahlen gelten für Frauen, die in der Anwendung der Methode sehr gut geschult sind und betreut wurden. Die symptothermale Methode muss mindestens über drei Zyklen erlernt werden, bevor sie zuverlässigen Schutz bietet.

NFP: Vorteile

Die natürliche Familienplanung hat einige Vorteile.

  • Du setzt dich mehr mit deinem eigenen Körper auseinander
  • sicheres Verhütungsmittel (wenn die NFP-Methode richtig angewandt wird)
  • geringe/keine Kosten
  • Du musst keine hormonellen Verhütungsmittel einnehmen

Nachteile der natürlichen Familienplanung

Neben den Vorteilen gibt es natürlich auch ein paar Nachteile, die du kennen solltest:

  • kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
  • NFP-Verhütung ist fehleranfällig
  • Es dauert einige Zeit, bis du mit der NFP-Methode vertraut bist
  • Erfordert Disziplin: Vergisst du die Messung an mehreren Tagen, kannst du deine fruchtbaren Tage vielleicht nicht sicher bestimmen
  • Stress oder Krankheiten können Einfluss auf deinen Körper nehmen und die Zyklus-Einschätzung schwerer machen
  • „Sex nach Kalender“ – die Sexualität richtet sich nach den (un)fruchtbaren Tagen

Für wen ist NFP nicht geeignet?

Eigentlich können alle Frauen die Methode verwenden. Schwierig wird es, wenn kein Eisprung stattfindet. Solche Zeiten ohne regelmäßigen Eisprung können insbesondere während der Stillzeiten, in der Pubertät, den Wechseljahren, in Stresssituationen oder bei Erkrankungen auftreten. Deshalb ist die Methode für die betroffenen Frauen nur bedingt geeignet.

Auch Frauen, die sehr lange und unregelmäßige Zyklen haben, sollten besser zu einer anderen Verhütungsmethode greifen.

Natürliche Familienplanung bei Kinderwunsch

Du kannst nicht nur mit NFP verhüten – die natürliche Familienplanung ist auch eine gute Methode, um schnell schwanger zu werden. Laut einer Studie werden über 80% der Frauen, die die NFP-Methode nutzen, nach sechs Monaten schwanger. Bei Frauen, die ohne die natürliche Familienplanung ihrem Kinderwunsch nachgehen, liegt die Schwangerschaftsrate nur bei 60%.

Richtig angewandt kann NFP also ein guter Weg sein, um deinen Kinderwunsch schnell zu erfüllen.

Quellen