Erinnern Sie sich an den Tag, an dem Sie sich für die Leihmutterschaft entschieden haben?
Ja, es war Ende Dezember 2008. Damals war ich in einer schwierigen Lebensphase und suchte nach einer Arbeit. Ich habe eine Anzeige gesehen, in der angeboten wurde, ein Kind für ein Paar gegen eine Belohnung auszutragen. Ich habe dort angerufen und mir wurde gesagt, wann und wo ich hingehen sollte. Schon im Januar 2010 habe ich im Rahmen eines Leihmutterschaftsprogramm das erste Kind zur Welt gebracht.
Was war das entscheidende Argument für Sie eine Leihmutter zu werden?
Ich hatte keine eigene Wohnung und als mir der Betrag, den ich dafür bekommen sollte, mitgeteilt wurde, wurde mir klar, dass es meine Chance ist.
Die meisten Frauen, die sich für eine Leihmutterschaft entschieden haben, wollen anonym bleiben. Sie haben dagegen kein Problem, über Ihre Erfahrungen ganz offen zu sprechen. Warum?
Viele Frauen, die ich kenne und die auch Leihmütter sind, wundern sich tatsächlich, dass ich meine Teilnahme an diesen Programmen nicht verberge…
Ich glaube, dass ich keine Geheimnisse in meinem Leben brauche. Auch wenn ich gewollt hätte, dass es niemand erfährt, würden sie es trotzdem erfahren. So kann ich viele Fragen vermeiden, weil ich das nicht verheimliche.
Ich bin stolz darauf, dass ich für andere Paare drei Kinder zur Welt gebracht habe und mir ein Haus, sowie ein Auto leisten konnte. Ich kann mit Stolz erhobenem Kopf sagen: Ich habe alles in meinem Leben allein erreicht. Es war nicht leicht, aber dafür erfolgreich.
War für Sie die Geschichte der biologischen Eltern, die sich für eine Leihmutterschaft entschieden haben, wichtig?
Ich war neugierig auf die Geschichte der biologischen Eltern, aber die Klinik gibt sie nicht preis… Nur wenn die Eltern es selbst wollen, können sie mir den Grund für ihre Entscheidung erzählen. Zumindest ein Familienpaar hat es mir mitgeteilt. Über die anderen weiß ich nichts.
Wie steht ihre Familie dazu, dass Sie Leihmutter sind?
Meine Verwandten wussten zunächst, dass ich an einem Leihmutterschaftsprogramm teilgenommen habe. Natürlich gab es diesbezüglich Meinungsverschiedenheiten in meiner Familie. Um die Meinung anderer, die in Fragen der Leihmutterschaft nicht kompetent sind, kümmere ich mich ehrlich gesagt gar nicht.
Wie war es, ein Kind auszutragen, das nicht einem selbst gehört?
Die Schwangerschaft, sei sie ganz normal oder eine Leihmutterschaft, verläuft gleich ab. Dieselbe Übelkeit und Babybewegungen. Man sollte aber gleich am Anfang wissen, dass es nicht das eigene Kind ist und für den Ausgang der Schwangerschaft bereit sein.
Wie unterscheidet sich der Ablauf von einer Leihmutterschwangerschaft von ihrer ersten eigenen Schwangerschaft?
Es gibt kein Unterschied. Außer Medikamenten und Untersuchungen, die bei einer Leihmutterschaft viel häufiger als bei meiner eigenen Schwangerschaft stattfinden.
Welche Verbote bei der Leihmutter- Schwangerschaft fielen Ihnen besonders schwer? Gab es Verbote während der Leihmutter-Schwangerschaft, an die Sie während der Schwangerschaft mit Ihren eigenen Kindern nicht gehalten haben?
Es gibt keine Verbote als solche. Kein Trinken, kein Rauchen, kein Geschlechtsverkehr – alles woran ich mich sonst bei meiner eigenen Schwangerschaft auch gehalten habe. Aber ansonsten habe ich mein gewohntes Leben gelebt. Ich sonnte mich, ging angeln und führte den Haushalt – alles wie immer.
Leihmutterschaft erfordert eine zusätzliche Hormoneinnahme. Wie war das für Sie?
Die zusätzliche Hormoneinnahme war für mich keine Belastung. Auch von möglichen Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Gewichtszunahme, blieb ich verschont.
Dürfen Sie das Baby nach der Geburt sehen?
Ja, ich habe alle drei Kinder nach ihrer Geburt gesehen. Eins habe ich sogar gestillt, als ich nach der Entbindung im Kreißsaal lag. Und jetzt bleibe ich immer noch in Kontakt mit zwei Paaren und kann sehen, wie ihre Kinder aufwachsen. Für diese Möglichkeit bin ich ihren Eltern sehr dankbar!
Sie haben selbst zwei Söhne. Verstehen die beiden, dass das Kind in Mamas Bauch kein Geschwisterchen ist?
Mein kleinerer Sohn hat immer noch nicht verstanden, dass ich schwanger war. Dagegen wusste der ältere Sohn gleich von Anfang an von meiner Leihmutterschaft. Ich habe ihm auch erklärt, wofür ich das getan habe. Er ist gescheit, er versteht alles. Vielleicht wenn er selbst zum Vater wird, wird er mir dazu Fragen stellen, aber jetzt mache ich mir darüber keine Gedanken.
Leihmutterschaft gehört zu einem viel diskutiertem Thema in der Gesellschaft und wird oft verurteilt. Hatten sie in dieser Phase jemanden, der sie unterstützt hat?
Diese Frage lässt sich nicht leicht beantworten. Es gab Leute, die mich verurteilt haben, es gab auch einige, die mich nicht beurteilt haben, aber dafür auch nicht unterstützt. Als ich an meinem letzten Leihmutterschaftsprogramm teilgenommen habe, war ich bereits verheiratet .Da war es für mich das Wichtigste, dass ich von meinem Mann unterstützt wurde. Die Meinung anderer hat für mich keine Rolle gespielt.
Welchen Moment sehen Sie als den schwierigsten bei einer Leihmutterschaft?
Das Schwierigste an einer Leihmutterschaft ist der Geburtsprozess an sich.
Die Leihmutterschaft ist in vielen anderen Ländern bereits verboten. Was halten Sie persönlich davon, wenn die Leihmutterschaft in der Ukraine verboten wird?
Ich sehe die Leihmutterschaft nicht als eine Ausbeutung der Frauen. Jede Leihmutter entscheidet sich bewusst für dieses Programm, vor allem wenn sie daran nicht zum ersten Mal teilnimmt. Als ich zum zweiten und dritten Mal an dem Leihmutterschaftsprogramm teilgenommen habe, wusste ich ganz genau, wofür ich das mache. Ich sehe die Leihmutterschaft auf keinen Fall als Kinderhandel. Ich sehe, wie glücklich die Familien sind, dessen Kinderwunsch ich erfüllt habe, die Fotos ihrer Kinder. Zu einem Verbot der Leihmutterschaft in der Ukraine kann ich nichts sagen, denn ich mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht habe.