Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese): Für wen ist sie sinnvoll?

vonMichaela Brehm | Redaktionsleitung
Frau mit Turnschuhen steht am Wasser
Die Fruchtwasseruntersuchung ist letztlich eine persönliche Entscheidung
© Bigstock/ Sawitree LYaon

Die Fruchtwasseruntersuchung gehört zu den invasiven Methoden der Pränataldiagnostik. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage: „Hat mein Kind eine Chromosomenaufälligkeit?“. Lies hier die Pros & Contras für die Amniozentese.

Alle Eltern wünschen sich ein gesundes Kind. Doch es gibt gewisse Risikofaktoren, welche die Entwicklung des Ungeborenen negativ beeinflussen und zu Chromosenanomalie führen können. Die Fruchtwasseruntersuchung, medizinisch auch Amniozentese genannt, bietet die Möglichkeit, bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft Klarheit darüber zu bekommen ob dein Kind zum Beispiel Trisomie 21 hat oder an einer Erbkrankheit leidet.

Fruchtwasseruntersuchung: Ablauf der Untersuchung

Bei der Fruchtwasseruntersuchung werden der Schwangeren über die Bauchdecke etwa 15 bis 25 Milliliter Fruchtwasser entnommen. Das passiert mit einer langen Punktionsnadel. Davon spürst du aber nichts, der Eingriff ist schmerzlos. In der Regel wird die Amniozentese zwischen der 16. SSW und 18. SSW durchgeführt.

Weil im Fruchtwasser auch kindliche Zellen schwimmen ist es möglich, diese herauszufiltern und sie auf genetische Auffälligkeiten zu untersuchen. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen jedoch erst nach etwa zwei bis drei Wochen vor – eine lange Wartezeit für besorgte Eltern. Es gibt inzwischen aber auch Schnelltests, die zunächst nur die Anzahl der Chromosomen 13, 18 und 21 bestimmen. Neben Trisomie 21 (Down-Syndrom) sind Trisomie 13 und Trisomie 18 die bekanntesten Chromosomenstörungen.

Risiko der Fruchtwasseruntersuchung

Die Fruchtwasseruntersuchung ist ein invasiver Eingriff, bei dem die Fruchtblase punktiert wird. Sie bleibt also nicht ohne Risiko für Mutter und Kind.

Mögliche Komplikationen Amniozentese:

  • Fehlgeburt
    Wird die Fruchtwasseruntersuchung vor der 14. SSW durchgeführt, steigt das Risiko einer Fehlgeburt.
  • Vorzeitiger Blasensprung
    Das größte Risiko ist, dass es bei der werdenden Mutter durch den Eingriff zu einem vorzeitigen Blasensprung oder vorzeitigen Wehen kommt.
  • Blutungen
    Nach der Untersuchung kann es auch zu Blutungen bei der Schwangeren kommen
  • Verletzungen des Kindes
    Dass das Ungeborene bei der Fruchtwasseruntersuchung verletzt wird, ist eher selten, weil die Untersuchung die ganze Zeit mit dem Ultraschall überprüft wird.

Vergessen werden darf natürlich auch nicht der Stress, dem Eltern vor allem nach der Untersuchung ausgesetzt sind. Was wird die Untersuchung ergeben? Wie gehe ich mit den Ergebnissen um?

Fruchtwasseruntersuchung: Gründe dafür

Die Fruchtwasserpunktion wird grundsätzlich dann empfohlen, wenn bereits das Ersttrimesterscreening beziehungsweise die Nackenfaltenmessung auffällig waren. Dann bringt die Amniozentese Klarheit und kann den ersten Befund bestätigen, manchmal aber eben auch wiederlegen. So können nämlich die Ergebnisse der Nackenfaltenmessung nur zu 75 Prozent vorhersagen, ob eine Chromosenanomalie vorliegt.

Auch wenn Schwangere bereist ein Kind mit einer Chromosomenabweichung oder einem Neuralrohrdeffekt zur Welt gebracht hat, wird die Fruchtwasseruntersuchung ärztlich empfohlen. Ebenso bei bekannten Erbkrankheiten in der Familie, denn auch diese können bei der pränatalen Untersuchung nachgewiesen werden.

Fruchtwasseruntersuchung: Gründe dagegen

Statistisch gesehen steigt mit dem Alter der Schwangeren auch das Risiko für Chromosomenstörungen. So gehören Frauen ab 35 Jahren grundsätzlich zu den Risikoschwangeren. Ihnen wird daher auch zu einem Ersttrimesterscreening geraten.

Anschließend „zur Sicherheit“ eine risikoreiche Fruchtwasseruntersuchung durchführen zu lassen, obwohl das Screening ohne Befund war, macht wenig Sinn. Nur das Alter der Mutter rechtfertigt das Risiko des Eingriffs nicht. Am Ende setzt du dich nur unnötigem körperlichen und emotionalen Stress aus und gefährdest damit dein Kind.

Fruchtwasseruntersuchung: Eine persönliche Entscheidung

Letztendlich kannst aber nur du entscheiden, ob eine Fruchtwasseruntersuchung für dich in Frage kommt. Lass dich von deinem Frauenarzt beraten, besprich die Vorteile und Risiken mit deinem Partner und triff dann deine Entscheidung. Du kannst dich auch anonym beraten lassen, zum Beispiel bei der Stelle für Genetische Beratung & Diagnostik Genetikum.