Die Poller richten sich explizit gegen „Mütter mit Kinderwagen“
Das Café Natürlicher Lebensraum im Berliner Stadtteil Moabit hat zwei Poller vor seiner Eingangstüre errichtet: ganz gezielt, um Eltern mit Kinderwagen auszusperren. Diese Entscheidung löste eine heftige Debatte aus – befeuert durch einen Tweet des Schriftstellers Albrecht Selge.
Er hatte Anfang Dezember ein Foto der Poller auf Twitter geteilt. Dazu schrieb er: „Wow, Poller in der Tür gegen Kinderwagen und Rollstühle. Ich glaub, das ist wirklich #Moabit‘s unsympathischstes Café.“ Auf Selges Nachfrage bestätigt das Café, dass sich die Blockade vor allem gegen Mütter mit Kinderwagen richtet.
Wow, Poller in der Tür gegen Kinderwagen und Rollstühle. Ich glaub, das ist wirklich #Moabit‘s unsympathischstes Café. pic.twitter.com/2yTcwYz03L
— Albrecht Selge (@AlbrechtSelge) December 3, 2019
Jetzt hagelt es schlechte Google-Bewertungen
Der Shitstorm beschränkt sich schon längst nicht mehr auf Twitter. Auch über Instagram und Facebook ernten die Betreiber nur Kritik oder Spott. Und es hagelt reihenweise schlechte Google-Bewertungen für das Café:
- „Seit neuestem sind Menschen mit Behinderung oder mit Baby(wagen) nicht mehr gewünscht! Siehe Foto. Eine derart offensichtlich-dreiste Abgrenzung habe ich selten irgendwo gesehen.“ ~ Matthias Herrmann
- „Wo sind wir mittlerweile angekommen, dass in Café Eingängen Metallpfeiler stehen um Rollstuhlfahrer und Kinderwägen auszuschließen. Einfach traurig. Leider kann man nicht keinen Stern vergeben.“ ~ Mira
- „Leider ein Trumpscher Laden, der versucht Menschen mit Behinderung und Eltern mit kleinen Kinder auszuschließen. Da hilft auch kein lecker Kuchen, der bleibt einem Angesichts dieser Menschenverachtung im Halse stecken.“ ~ Held M
Bezirksamt Berlin Mitte prüft Diskriminierung
Inzwischen hat sich sogar das Bezirksamt Berlin Mitte eingeschaltet und twitterte: „Wir haben das bereits an die Beauftragte für Menschen mit Behinderung weitergeleitet.“ Denn die Poller beschränken nicht nur Eltern mit Kinderwagen, sondern auch Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Der Einwand der Betreiber, dass diese auch einen zweiten Hintereingang nutzen könnten, wird in der Netzdebatte allerdings überhört.
Im Café sei es zu eng
Die Betreiberin des Cafés Antje Menz ist selbst Mutter und könne die Aufregung um die Poller nicht verstehen. Gegenüber der dpa erklärte sie, die Kinderwagen hätten in dem sehr kleinen Café immer mehr überhand genommen und wiederholt Schäden, etwa an Wänden, hinterlassen. Als Geschäftsführerin sei das für sie also die richtige Entscheidung gewesen. „Wenn hier auch noch Kinderwagen rumstehen, kommen weder der Service noch andere Menschen durch. So ist mehr Platz für alle.“, zitiert sie die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“.
Noch drastischer ist die Geschäftsführung eines Restaurants auf Rügen. Dieses machte Schlagzeilen, weil hier ab 17 Uhr sogar ein ausdrückliches Hausverbot für alle Kinder unter 14 Jahren gilt.