Birthstrike: Frauen wollen keine Kinder kriegen – der Umwelt zuliebe

Klimaschützer protestieren für den Umweltschutz
Birthstriker sind Umweltaktivisten, die keine Kinder zur Welt bringen wollen – aus Umweltschutzgründen.
© Unsplash/ Markus Spiske

Wälder brennen, Eisberge schmelzen und Menschen protestieren in den Straßen – Umweltschutz ist seit einiger Zeit ein heiß diskutiertes Thema. Und einige Gruppen haben da so ihre eigenen Ideen, was der beste Umwelt-Rettungsplan ist. Kein Plastik, kein Fleisch…keine Kinder?

Ja, das hast du richtig gelesen. Birthstrike nennt sich eine Bewegung von Frauen, die keine Kinder zur Welt bringen wollen – aus Umweltschutzgründen. Hier findest du einen Überblick über ihre Argumente – und warum manche davon nicht sehr überzeugend sind.

#birthstrike: kinderlos für den Klimaschutz

Es ist ein sehr heikles Thema, das trotzdem immer mehr diskutiert wird: Wie klimaschädlich sind Kinder wirklich und ist der Verzicht auf Kinder gut für die Umwelt? Lehrerin und Autorin Verena Brunschweiger hat beispielsweise ein Buch mit dem Titel „Kinderfrei statt kinderlos: Ein Manifest“ veröffentlicht. Darin argumentiert sie, dass Kinderkriegen die größte Klimasünde ist.

Die sogenannte Birthstrike-Bewegung löst auch seit einiger Zeit Diskussionen aus. Der Twitter-Account der Bewegung hat aktuell fast 2.000 Follower. Unter ihnen sind junge Frauen und Männer, die sich eigentlich Kinder wünschen. Sie haben sich aber dazu entschlossen, wegen der Klimakrise kinderlos zu bleiben. Aber warum das Ganze?

Warum wollen Birthstriker keine Kinder kriegen? Ihre 3 Hauptargumente

  1. Birthstriker wollen keine Kinder in eine unsichere Welt gebären. Sie sind der Überzeugung, dass die Bedingungen in 50 Jahren noch schlimmer sein werden. Wassermangel, Waldbrände und Hungersnöte sind da im Gespräch.
  2. Außerdem kostet es auch viel Zeit, sich um Kinder zu kümmern und sie zu erziehen – diese Zeit wollen die Aktivisten lieber in den Klimaschutz investieren.
  3. Birthstriker sind der Überzeugung, dass ein kinderloses Leben umweltfreundlich ist, dafür ziehen sie eine bestimmte Studie heran.

Der Geburtenstreik ist klimafreundlich – eine Studie will das belegen

Jeder Mensch stößt in seinem Leben CO² aus, verbraucht Plastik und verursacht andere Emissionen. Hier liegt der Gedanke nahe: Keine Kinder zur Welt zu bringen, spart diese Emissionen. Das klingt jetzt erst einmal ein wenig radikal. Die Birthstriker haben diese Annahmen und Aussagen aber keineswegs erfunden – sie stützen sich dabei auf eine Nachhaltigkeitsstudie aus dem Jahr 2017.

In der Studie von Kimberly Nicholas, Professorin für Nachhaltigkeitsstudien an der schwedischen Lund Universität, und Seth Wynes von der University of British Columbia in Kanada, wurde untersucht, welche Klimaschutz-Methoden effektiv sein könnten. Und das Ergebnis war eindeutig: Um die eigene Umweltbelastung klein zu halten, sollte man keine oder weniger Kinder bekommen. (Danach: kein Auto, nicht fliegen, vegan leben)

58,6 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr könnte der Verzicht auf ein Kind einsparen. Zum Vergleich: Leben ohne Auto = 2,4 Tonnen pro Jahr. Keine Flugreisen = 1,6 Tonnen und vegane Ernährung = 0,8 Tonnen.

Darum machen die Argumente nur wenig Sinn

#1 Die Zahlen der Studie sind nicht wirklich aussagekräftig

Ganz einfach gesagt: In der Studie wurden die Emissionen von Kindern und zukünftigen Generationen (bis ins Jahr 2400) mit dem jährlichen CO²-Ausstoß anderen Klimaschutzmethoden (Auto, Flugreisen) verglichen. Natürlich erzeugt eine ganze Generation mehr Emissionen als ein Auto in einem Jahr.

#2 Jüngere Generationen können die Umwelt retten

Birthstriker wollen keine Kinder in die Welt setzen, weil die Welt ihrer Ansicht nach später ein grausamer Lebensort sein wird. Protestgruppen zeigen aber heute schon, dass viele Kinder und Jugendliche sich für die Umwelt einsetzen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch bei zukünftigen Generationen klimafreundliches Leben weit oben auf der Agenda steht.

#3 Wer protestiert in den Straßen, wenn die Birthstriker zu alt sind?

Was die Birthstrike-Bewegung auch nicht bedacht hat: Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen. Wer will denn wirklich in einer überalterten Gesellschaft leben? Und, wenn wir als Gesellschaft beschließen, keine Kinder zu bekommen…wer sorgt dann für den Klimaschutz, wenn wir zu alt dafür sind?

Hier zeigt sich ein klares Gegenargument: Birthstriker, die ihre Kinder ja sowieso klimabewusst erziehen würden, bekommen keine Kinder. Menschen, denen der Klimaschutz egal ist, bekommen viele Kinder und erziehen sie nicht-klimabewusst. Und in der Schule treffen sie dann auch immer weniger auf Kinder, die die Umwelt retten wollen…

#4 Kinder „sparen“ in First-World-Ländern hat nur wenig Effekt

Vergleicht man mal die Geburtenraten, zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen den Ländern. In den First-World-Ländern sind die Geburtenraten sowieso schon relativ gering. Und in Entwicklungsländern wird sich eine Birthstrike-Bewegung gar nicht durchsetzen können, weil Familien da viele Kinder brauchen, die sie im Alter versorgen.

Warum nicht kleine Klimaschützer erziehen

Kinder sind toll – wir lieben die Kleinen. Und wenn du Kinder bekommen willst oder gerade selbst schwanger bist, dann lass dir gesagt sein: Kinder sind nicht schlecht für die Umwelt.

Bis der Verzicht auf Kinder etwas an der aktuellen Lage ändern würde, würde viel Zeit vergehen. Andere Methoden können schneller ihre Wirkung entfalten. Energiesparendes Heizen, Verzicht auf Plastik, das Auto mal stehenlassen – all das kann die Umwelt schnell beeinflussen.

Wir sollten also nicht zum Verzicht auf Kinder auffordern, sondern auf die klimafreundliche Erziehung der Kleinen. Wenn wir unsere Kinder jetzt zu einem nachhaltigen Konsum erziehen, machen sie unsere Fehler später nicht!