Schwangerschaft, Geburt und Umgang mit dem Baby in Zeiten des Coronavirus

Frau liegt krank im Bett
Coronavirus: Wichtige Informationen für Schwangere und Mütter
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Das Coronavirus (SARS-CoV-2) stellt Schwangere und Mamas vor viele Fragen: Bin ich als Schwangere mehr gefährdet? Kann ich mein ungeborenes Baby anstecken? Und: Kann ich trotz Infektion stillen? Alle Antworten.

Sind schwangere Frauen vermehrt durch das Virus gefährdet?

Nein. In den aktuellen Covid-Empfehlungen (Stand: Oktober 2020) erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG):

Hinweise für ein generell höheres Infektionsrisiko für SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft existieren derzeit nicht, sodass Schwangeren die allgemeinen Maßnahmen zur Infektionsvermeidung zuzüglich der jeweils aktuell gültigen Empfehlungen des Robert Koch Instituts für die SARS-CoV2-Prävention empfohlen werden.

Kommt es bei Schwangeren zu schweren Krankheitsverläufen?

Wenn du dich als Schwangere also mit dem Virus infizierst, kannst du wahrscheinlich mit Symptomen ähnlich wie bei einer leichten bis mittelschweren Grippe rechnen. Der Anteil asymptomatischer infizierter Schwangerer liegt laut DGGG bei bis zu 89 Prozent.

Husten und ein allgemeines Krankheitsgefühl sind die häufigsten milden Symptome bei Schwangeren.

Es gibt einige Risikofaktoren, bei denen es eher zu schwereren Verläufen kommt:

  • Frauen über 35 Jahren
  • Hoher BMI/ Übergewicht
  • Bestehender Diabetes
  • Chronischer Bluthochdruck

Auch bei Schwangeren mit Vorerkrankungen kann es eher zu schweren Komplikationen durch das Coronavirus kommen – hier macht aber die Vorerkrankung das Risiko aus, nicht die Schwangerschaft selbst.

Übrigens: Die Sterbe-Raten von Schwangeren mit Corona und Nicht-Schwangeren mit Corona sind ähnlich. Aktuell liegt diese zwischen 0,2 und 5,6 Prozent.

Eine Corona-Infektion wird auch mit einem höheren Risiko für Präeklampsie sowie Thrombose in Verbindung gebracht. Hier ist die Datenlage jedoch noch sehr unzureichend.

Natürlich sind werdende Mamas aber nicht nur um sich selbst besorgt, wie sieht es also mit dem Risiko für das Kind aus?

Hat eine Coronavirus-Infektion Auswirkungen auf mein ungeborenes Baby und die Schwangerschaft?

Mittlerweile gibt es einige Daten zu möglichen Auswirkungen einer Corona-Infektion auf die Schwangerschaft. Laut der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) gibt es zum Beispiel Hinweise auf Plazenta-Veränderungen durch die Corona-Infektion. Auch das Risiko für eine Präeklampsie sei laut mehreren Studien erhöht. Außerdem steht in der Leitlinie:

Die Frühgeburtenraten bei COVID-19 erkrankten Schwangeren ist im Vergleich zu nicht-infizierten Schwangeren erhöht.

Fehlgeburten oder Fehlbildungen begünstigt eine Corona-Infektion allerdings nicht!

Positiver Test auf Corona während Schwangerschaft – was jetzt?

Wenn du positiv auf das Coronavirus getestet wurdest, solltest du deinen Frauenarzt und/oder deine Hebamme kontaktieren. Bei keinen oder nur leichten Symptomen kannst du dich wahrscheinlich unter Betreuung eines Arztes zu Hause ausruhen. Du bekommst auch Informationen und Tipps, an die du dich halten solltest (ausreichend Flüssigkeitszufuhr, Bewegung, etc.)

Bei schwereren Symptomen oder Vorerkrankungen werden du und dein Baby vielleicht im Krankenhaus behandelt.

Von einer antiviralen Therapie wird aktuell bei Schwangeren generell abgeraten. Hier ist jedoch immer der allgemeine Gesundheitszustand der Schwangeren wichtig. Je nach Krankheitsverlauf wird individuell entschieden, ob und welche Therapie eingesetzt wird.

Schwanger in Quarantäne – was ist mit Schwangerschaftsuntersuchungen?

Wenn du dich in häuslicher Quarantäne oder Isolation befindest, solltest du dich an deinen Frauenarzt wenden. Grundsätzlich sollten die Schwangerschaftsuntersuchungen nämlich weiterhin stattfinden.

Ultrasonographische Verlaufskontrollen (also Fruchtwasseruntersuchung, Biometrie, Doppler-Untersuchungen) werden bei corona-positiven Schwangeren außerdem in zwei bis vier-wöchentlichen Abständen empfohlen.

Für diese Termine wird dein Arzt Vorkehrungen treffen, damit du und andere geschützt werden. Vielleicht findet dein Termin dann außerhalb der normalen Sprechzeiten oder im Krankenhaus statt. Hier klärt dich dein Arzt auf.

: Ultraschall-Untersuchung

Was soll ich tun, wenn ich während der Quarantäne Beschwerden oder Sorgen um mein Kind habe?

Du solltest schon zu Beginn der Isolation/ Quarantäne mit deinem Arzt und dem zuständigen Gesundheitsamt sprechen. Sie informieren dich, was zu tun ist, wenn es zu Komplikationen kommt, die umgehend von einem Arzt untersucht werden müssen. Denn mit einer (möglichen Infektion) solltest du nicht einfach spontan in eine Arztpraxis oder Klinik gehen.

Bei dringenden Problemen – zum Beispiel stark blutendem Ausfluss oder starken Schmerzen – solltest du natürlich sofort einen Arzt kontaktieren! Informiere jedoch das Krankenhaus oder den Notdienst VOR dem Betreten über deine (mögliche) Infektion.

Bei generellen Fragen oder Ängsten wende dich immer an deinen Frauenarzt  – viele Frauenärzte bieten Online-Beratungstermine an, bei denen du Sorgen besprechen kannst.

Was tun, wenn ich Wehen während der Quarantäne bekomme?

Wenn du wegen einer bestätigten Infektion in häusliche Quarantäne/ Isolation musst, solltest du dich als Schwangere in der Spätschwangerschaft rechtzeitig informieren.

Sprich mit deiner Entbindungsstation, was du tun musst, wenn du Wehen bekommst. Dein Geburtsteam wird dich dann über deine Möglichkeiten bezüglich Geburtsort und Geburtsart beraten.

Grundsätzlich gilt: Wenn du Wehen bekommst und vielleicht Corona-positiv bist, solltest du nicht einfach in ein Krankenhaus fahren. Hier kannst du andere Menschen einem Risiko aussetzen. Besser: Rufe im Krankenhaus oder einen Notarzt an und sage vorher schon Bescheid, dass du dich in Quarantäne befindest.

Wie wirkt sich eine (mögliche) Coronavirus-Infektion auf meine Geburt aus?

Wenn du positiv getestet wurdest, dann wird abgewägt, wann und in welcher Form die Geburt stattfinden kann. In der Regel ist eine Covid-Infektion aber kein Entbindungsindikator – die Geburt muss nicht früher eingeleitet werden.

Ausnahme hier: Wenn akute Beschwerden (zum Beispiel der Atemwege) vorliegen, kann die Entbindung eingeleitet werden.

Übrigens: Die Zahl der Frauen, die auf einer Station gleichzeitig mit einer Covid-Infektion gebären, sollte laut Empfehlungen der DGGG möglichst gering gehalten werden. Deshalb ist es sehr wichtig, deine Geburtsklinik frühzeitig über eine bestehende Infektion zu informieren.

Kaiserschnitt oder vaginal?

Grundsätzlich gibt es hier keine Änderungen. Frauen wird wie in jeder normalen Schwangerschaft eine vaginale Geburt empfohlen. Kommt es durch die Infektion zu Problemen, kann auch ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.

Von einer Wassergeburt wird abgeraten.

: gut zu wissen
Gegen Schmerzen bei der Geburt

Auch eine PDA kannst du normal bekommen – vom Einsatz von Lachgas gegen Schmerzen bei der Entbindung wird allerdings abgeraten. Es kann die Ausbreitung des Virus erhöhen.

Geburt trotz Infektion: Wo findet sie statt?

In Entbindungsstationen können spezielle Isolier-Zimmer hergerichtet werden, in denen positiv-getestete Frauen entbinden können.

Bei der Wahl des Geburtsortes kann es durch eine Infektion zu Einschränkungen kommen. Das German Board and College of Obstetrics and Gynecology (GBCOG) bestehend aus dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) erklärt:

Als Vorsichtsmaßnahme wird schwangeren Frauen mit Verdacht auf oder bestätigter Coronavirus-Infektion bei Wehen empfohlen, zur Geburt eine Klinik aufzusuchen, in der das Baby kontinuierlich elektronisch überwacht und der Sauerstoffgehalt stündlich geprüft werden kann.

Das bedeutet, eine Hausgeburt oder eine Geburt in einem Geburtshaus, in dem nur Hebammen sind, ist nicht ratsam.

Muss ich während der Geburt eine Maske tragen?

Hier gibt es keine pauschale Antwort. Beim Betreten der Geburtsklinik ist eine Maske auf jeden Fall Pflicht. Während der Geburt gibt es je nach Klinik unterschiedliche Reglungen.

: Geburt während Corona

Grundsätzlich wird es bei Frauen mit einer bestätigten Infektion stark empfohlen, damit das Pflegepersonal geschützt wird. Bei Frauen mit einem unklaren Status kann die Geburt auch ohne Maske stattfinden. Hier wird dich deine Geburtsklinik informieren.

Bin ich während der Geburt allein?

Schon seit Anfang der Pandemie gilt die Empfehlung, dass eine gesunde Begleitperson im Kreißsaal möglich und sinnvoll ist. Die Person muss natürlich symptomfrei sein und eine Maske tragen.

Je nachdem, wie das regionale Infektionsgeschehen ist, haben einige Kliniken vielleicht andere Regelungen. Es kann beispielsweise sein, dass die Begleitperson ein negatives Testergebnis vorweisen muss.

Wird mein Baby nach der Geburt auf das Virus getestet?

Wenn dein Baby selbst keine Symptome zeigt und auch du nicht mehr als ansteckend giltst, dann muss dein Baby auch nicht unbedingt getestet werden – natürlich KANN ein PCR-Test aber trotzdem durchgeführt werden. Das entscheidest du letztendlich zusammen mit dem Krankenhauspersonal.

Kann mein Baby nach der Geburt bei mir bleiben?

Solange es deinem Baby und dir gut geht, muss es nicht von dir isoliert werden. Es wird stark darauf geachtet, dass die Hygieneregeln eingehalten werden. Auch Haut-zu-Haut-Kontakt mit deinem Baby ist möglich – nach Händedesinfektion und mit Maske.

Sollte es dir oder deinem Baby schlecht gehen, kann es sein, dass ihr getrennt behandelt werdet. In diesem Fall kümmern sich dein Partner, deine Familie und das Klinikpersonal um dein Baby.

Kann ich mein Baby trotz Virusinfektion stillen?

Ja – die WHO empfiehlt das Stillen sogar weiterhin ausdrücklich. Auch bei Frauen mit positivem Testergebnis ist das Stillen möglich. Denn das Coronavirus kann nicht durch die Muttermilch übertragen werden.

Das GBCOG erklärt, dass die Vorteile des Stillens die Risiken überwiegen. Es werden jedoch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:

  • Hände immer ausreichen waschen, bevor das Baby, die Brust oder Stillutensilien benutzt werden.
  • Milchpumpe, Fläschchen und weitere Utensilien sollten immer gereinigt/sterilisiert werden.
  • Achte beim Stillen darauf, dein Baby nicht per Tröpfcheninfektion anzustecken – Hust- und Niesregeln sollten eingehalten werden. Das GBCOG rät hier auch zum Tragen einer Atemschutzmaske, um eine Ansteckung zu verhindern.

UNICEF schreibt auf seiner Webseite außerdem: „Wenn eine Mutter zum Stillen zu krank ist, sollte sie, falls möglich, Milch abpumpen und sie dem Kind über einen sauberen Becher und/oder Löffel füttern – alles unter Anwendung der gleichen Methoden zur Infektions-Vorbeugung.“

Falls dein Baby auf der neonatologischen Intensivstation liegt, kann es sein, dass die Klinik strengere Richtlinien für die Aufbewahrung von Muttermilch hat.

Quellen