COVID-Studie: Kinder sind keine Infektionstreiber

Kind sitzt mit Maske im Auto
Kinder infizieren sich laut der großen Eltern-Kind COVID-19-Studie deutlich seltener mit dem Coronavirus, als Erwachsene.
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Seit dem Beginn der Corona-Pandemie wird darüber diskutiert, wie sehr Kinder zur Verbreitung des Coronavirus beitragen. Eltern wissen, dass die Kleinen aus der Kita alle möglichen Krankheiten mit nach Hause bringen – beim Coronavirus schein es jedoch anders zu sein. Das belegen die ersten Ergebnisse der Eltern-Kind COVID-19-Studie aus Baden-Württemberg.

Kinder als Infektionsrisiko – stimmt das?

Mittlerweile gibt es in allen Teilen Deutschlands größere Lockerungen in die meisten Lebensbereichen. Der Betrieb in Kitas, Kindergärten und Schulen ist jedoch immer noch sehr eingeschränkt. Das führt vor allem bei berufstätigen Eltern zu Problemen. Aber warum ist der Alltag der Kleinen noch so beeinträchtigt?

Schon seit dem Beginn der Pandemie berufen sich viele Menschen darauf, dass Kinder sich leicht in Kitas und Schulen anstecken und die Erkrankungen an ihre Familie weitergeben. Kinder gelten als eine der größten Keimschleudern – im Bezug auf das Coronavirus hat sich diese Annahme jetzt aber als falsch herausgestellt.

Klaus-Michael Debatten, der Direktor der Kindermedizin an der Uniklinik Ulm, erklärt beispielsweise in einer Pressekonferenz am 16. Juni: „Kinder sind keine besonderen Treiber von Corona-Infektionen, wie wir das etwa bei Grippeviren kennen.“ Das konnte eine groß-angelegte Eltern-Kind COVID-19-Studie jetzt beweisen.

Ergebnisse der Eltern-Kind COVID-19-Studie

Vom 22. April bis zum 15. Mai wurden in Baden-Württemberg rund 2.500 Eltern-Kind-Paare (2.500 Kinder zwischen einem und zehn Jahren und jeweils nur ein Elternteil) untersucht. Die Teilnehmer durften keine Symptome oder eine bereits bekannte Infektion mit dem Coronavirus haben.

Laut den Forschern der Unikliniken Heidelberg, Freiburg und Tübingen handelt es sich dabei um die aktuell größte Studie zu Corona-Infektionen bei Kindern.

Kinder infizieren sich seltener als Erwachsene

Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kinder sich deutlich seltener mit dem Coronavirus infizieren als Erwachsene. Von den 5.000 untersuchten Personen waren ein Elternteil und ein Kind aktuell infiziert, bei 64 Testpersonen wurden Corona-Antikörper gefunden – 45 davon waren Eltern und nur 19 Kinder.

Vor allem Kinder bis zu fünf Jahren seien noch seltener antikörper-positiv (sieben Fälle) gewesen als ältere Kinder (12 Fälle).

Insgesamt verliefen Corona-Erkrankungen bei Kindern laut den Medizinern außerdem sehr mild, was auf ein besseres Immunsystem der Kleinen zurückzuführen ist.

Auch in der Notbetreuung infizieren sich Kinder nicht häufiger

Laut den Forschern gibt es keine Indizien dafür, dass sich Kinder in der Notbetreuung öfter infiziert haben, als Kinder, die zu Hause betreut wurden. Jedoch bestätigen die Forscher auch, dass die geringe Fallzahl keine definitive Aussage zulässt.

Bei den Ergebnissen handelt es sich lediglich um Daten der ersten Auswertungen. Laut der Forscher sind die Ergebnisse schon jetzt verlässlich, jedoch könnten beispielsweise noch bei weiteren Personen Antikörper nachgewiesen werden. Die komplette Studie soll spätestens Anfang Juli zur Veröffentlichung in einem Fachjournal eingereicht werden.

Das Statement, dass sich Kinder seltener infizieren als Eltern, ist laut den Forschern aber jetzt schon als richtig bestätigt.

Was bedeuten die Ergebnisse?

Dass Kinder bei der Verbreitung des Coronavirus doch eine kleinere Rolle spielen, als zuerst angenommen, kann die Entscheidung der Wiederöffnung von Schulen und Kitas beeinflussen. In Baden-Württemberg wurde auf Grundlage der Studie beispielsweise die vollständige Öffnung von Kitas und Grundschulen ab dem 29. Juni beschlossen.

Quellen