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„Das bisschen Haushalt“ – Was ein Haushaltsplan zeigt

Vater und Sohn putzen zusammen
Wie lassen sich Aufgaben ohne ewige Streitereien aufteilen?
© Pexels/ Gustavo Fring

Mit wem ich spreche, die Aufteilung des Haushalts ist eines der häufigsten Streitthemen in Familien. Ob es Putzen, Einkaufen, Aufräumen, Abwaschen, Kochen oder die Wäsche ist – ein Haushalt und der Alltag mit einer Familie hält viele Aufgaben bereit. Wie lassen sich diese ohne ewige Streitereien aufteilen?

Herausforderungen des Alltags

Es war das Schlagwort der letzten Jahre „Mental Load“. Es ist schwer, bei einer Diskussion um das tägliche „Klein-Klein“ keinen Vorwurf einzubauen – vor allem, wenn der Ärger bereits groß ist.

Wir wollen so viel in unserer Generation und in unserem Land. Beruf und Karriere sind wichtig und müssen bis 30 auf der Zielgeraden sein. Das Haus oder die Wohnung sollen schön und gepflegt sein. Die Kinder sollen zum richtigen Zeitpunkt kommen. Die Erziehung soll zu jeder Zeit mit Humor und Leichtigkeit funktionieren. Viele Frauen haben einen sehr hohen Anspruch an die eigene Optik. Männer unserer Generation möchten einerseits Karriere machen und andererseits präsente Väter sein.

Sowohl Frauen als auch Männer befinden sich in einem riesigen Spagat, der wahnsinnig kräftezehrend ist. Es ist nicht so einfach, alles zu vereinbaren. Vielleicht ist es gut, an einigen Stellen den Turbo rauszunehmen und die Ansprüche zu hinterfragen. Möchte wirklich ich das, oder glaube ich nur, das wollen zu müssen? Kann ich mich bei einigem gedulden?

Andere Sicht

In einem Gespräch mit einer über 80-jährigen Freundin sagte sie einen Satz, der für mich viel verändert hat. „Wenn man ganz grundsätzlich davon ausgeht, dass der Andere Dinge nicht absichtlich übersieht, sondern anders sieht, spart man sich viele Streitigkeiten.“ Sie ist seit vielen Jahrzehnten verheiratet und sie und ihr Mann rühren mich oft in ihrer tiefen Zuneigung zueinander. Probiert man mit dieser Grundhaltung den Dauerthemen in einer Familie zu begegnen, löst sich viel des Ärgers fast in Luft auf.

Das habe ich getestet, auch wenn mir die Grundhaltung je nach Nervenstand nicht immer glückt. Auch ohne Streit mit meinem Mann: Der Haushalt mit all seinen täglichen Aufgaben und seinen gering sichtbaren Ergebnissen frustet mich. Dafür braucht es keine böse Absicht, die niemals endende Liste mit all den zu erledigenden Dingen reicht bereits.

Aufgaben sichtbar machen

Eines der Hauptprobleme beim Haushalt ist für mich die ewige Wiederholung der Tätigkeiten. Gerade gesaugt und schon wieder vollgekrümelt oder mit sandigen Schuhen nur schnell Hände waschen gelaufen. Bei uns laufen die Socken durch das Haus (und finden nur im Glücksfall paarweise den Weg in die Waschmaschine). Oft genug sieht es am Ende eines Tages so aus, als ob den restlichen Tag niemand einen Finger gerührt hat. Müll rausbringen, Badezimmer putzen, Wäsche waschen, sortieren und zurück in den Schrank räumen, Geschirr spülen, Spülmaschine befüllen und leerräumen, Tisch abwischen, Spielzeug wegräumen – wer hier kein System entwickelt, geht in einer Familie unter. Ohne Humor geht man ebenso unter. Haushalt ist Sisyphusarbeit.

Es gibt Tage, da wische ich vier bis sechsmal den Inhalt von umgekippten Gläsern weg. Ist das nervig? Oh ja. Ist es dramatisch? Nein. Es wird aufhören und an diese Tage werde ich mich in der Zukunft nicht erinnern. Solange die Kinder klein sind, liegt mein Schwerpunkt nicht auf einem perfekten Zuhause. Das zieht schräge Blicke, Urteile oder was auch immer noch bei manchem Besuch nach sich. Menschen, die alleine leben oder in Rente sind, haben mit weniger Aufwand ein ordentliches und sauberes Zuhause.

Das Haus einer Familie mit kleinen Kindern ohne jegliches Chaos und Dreck ist mir persönlich verdächtig. Entweder gibt es dort eine Putzfrau, eine Fee, mindestens einer der Erwachsenen schläft dauerhaft zu wenig oder es darf erst gar kein Chaos gemacht werden.

Corona-Chaos

In der Zeit des Lockdowns waren alle mehr zu Hause. Während unser Haus sonst vormittags und einen Teil des Mittags ruhig, leise und unberührt bleibt, war das nun anders. Natürlich haben Sohn 1 und Sohn 2 einen Schreibtisch in ihren Zimmern, aber wer wird denn dort arbeiten, wenn man auch neben Mama arbeiten könnte? Ist doch viel gemütlicher und man verpasst garantiert nichts. Also hatten wir plötzlich ein halbes Büro am Küchentisch.

Unterlagen, alte Unterlagen, Hefte, Bücher, Stifte, Schere, Kleber – in gewisser Weise war ich dankbar für unseren großen Tisch. Andererseits hat mich dieses unübersichtliche Einerlei von Zetteln und Arbeitsheften wahnsinnig gemacht. Ebenso die Toilette und die Stapel aus Geschirr. Denn wenn sonst maximal meine Kaffeetasse und ein Teller anfielen, kamen nun lauter Schälchen, kleine Snackteller und wer weiß noch alles dazu. Wegräumen schien ein unmöglicher Kraftakt.

Wer in einer Wohngemeinschaft gelebt hat, kennt bestimmt einen Putzplan. In den meisten WGs ist Haushalt ebenfalls ein Thema. Nun mag es in einer Beziehung und in einer Familie seltsam erscheinen, einen Plan zu schreiben. Ein solcher Plan visualisiert jedoch den Alltag mit all seinen Hürden. Das bedeutet nicht, dass man nicht vom Plan abweichen kann. Aber mit einem Plan werden Aufgaben sichtbar und Verantwortung wird verteilt. Der Mann einer Freundin stellte fest, die Wäsche wasche sich von alleine. Überschlägt man die Zeit, welche rund um die Wäsche in einer Familie anfällt, entkräftet das unqualifizierte Aussagen schnell (ein Monat Wäschedienst schafft das auch).

Keine marodierenden Gäste

Mir ist beim Aufschreiben bewusst geworden, was ich alles so nebenbei mache. Und auch was mein Mann alles noch so nebenbei macht. Ein synchronisierter Familienkalender hilft uns Terminchaos zu vermeiden. Durch die Elternzeiten und mein Arbeiten von zu Hause blieb diese Koordination an mir hängen und mein Mann musste mich immer fragen. Er wusste nicht, welches Kind welche U-Untersuchung hatte, wann ein Zahnarztbesuch anstand oder wer wie verabredet ist.

Familienplaner und der Haushaltsplan zeigen uns gegenseitig, was anliegt und wer was macht. Außerdem finden sich durch den Haushaltsplan kleine Aufgaben, welche die Kinder übernehmen. Denn ein schönes Zuhause braucht alle Bewohner, die sich um es kümmern, und nicht einen mit der Verantwortung und den Rest als marodierende Gäste.

: stressfreier Alltag
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