Algebra, was war das noch gleich?
Denken wir zurück an unsere Schulzeit und erinnern uns an Gleichungen mit Unbekannten, wie z.B. x + 12 = 19 (um nur ein sehr einfaches Beispiel zu nennen), die etwa ab dem 7. Schuljahr vermittelt werden und laut Wikipedia ein grundlegendes Teilgebiet der Mathematik darstellen. Also ein wesentlicher Bestandteil des Matheunterrichts an der weiterführenden Schule, und somit durchaus wichtig zu nehmen.
„Spielerisch und ohne dass sie es merken“ sollen Kinder nun mit der App DragonBox in diese hohen Lehren eingeweiht werden – na da bin ich mal gespannt.
Mir ist natürlich klar, dass ich mit dem Lockruf „Kinder, ich habe eine tolle App für Algebra“ niemanden vom Minecraft-Spiel weglocken kann, daher setzte ich mich demonstrativ mit meinem iPad aufs Sofa und beginne – leise vor mich hin summend – selbst DragonBox zu spielen. Wie erwartet dauert es nicht lange und meine Tochter Lili (10 Jahre, 4. Klasse, keine Algebra-Vorkenntnisse) kommt vorbei und fragt: „Was machst du?“
„Ach, ich habe ein neues Spiel … mit Drachen …“, der Köder ist ausgeworfen, denn sie liebt Drachen. Lili schaut mir eine Weile neugierig über die Schulter. Ich gebe mich großzügig: „Möchtest Du mal? Ich bin noch nicht weit gekommen, vielleicht klappt es bei Dir ja besser?“ Das war natürlich ein bisschen geflunkert denn ich war bereits im 4. Level und hatte beim Spielen offen gestanden viel Spaß.
In wenigen Sekunden ist ein neuer User (maximal kann man hier 4 User anlegen) generiert und los geht’s: Die ersten Spielzüge dienen dem Verstehen, wie das Spiel funktioniert: Es gibt auf dem Bildschirm zwei große Felder, eins rechts und eins links. Auf jeder Seite befinden sich verschiedene Symbole und auf einer Seite ist eines der Symbole eine kleine Holzkiste. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Holzkiste allein auf einer der beiden Seite ist. Dafür gibt es nach und nach mehr Methoden, die helfen sollen, dies zu erreichen. Babyeierleicht! Lili spielt sich problemlos durch die ersten Level, dann wird es schwieriger.
Um die maximale Punktzahl zu erlangen, muss man versuchen, die Holzkiste in der vorgegebenen Anzahl an Spielzügen zu isolieren. In jedem Level des Spiels wächst nach und nach ein neuer, kleiner Drache heran – Lili ist begeistert!
Nach einer Weile kommt nun auch Robin (13 Jahre, 7. Klasse, sehr guter Matheschüler und Algebra-Kenntnisse vorhanden) und schaut neugierig zu. Lili und ich sind nun beide großzügig und lassen ihn auch mal spielen. Bisher habe ich das Wort „Algebra“ nicht einmal verwendet aber es kitzelt mich, es zu verraten.
Ab einem gewissen Level werden die kleinen Bilder gelegentlich durch Buchstaben oder Zahlen ersetzt – keine Reaktion bei den Kindern. In einem weiteren Level wir die Holzkiste zu einem „X“ – immer noch keine Erkenntnis bei meinem Sohn., dabei ist der doch sonst nicht auf den Kopf gefallen. Aber offenbar lenkt der Spielspaß konsequent von einer Verbindung zum Matheunterricht ab. Erst viel später, als ich mal frage „Erinnert Dich das eigentlich an irgend etwas?“ kommt nach einigem Nachdenken ein „Mathe?“.
Doch wir sind noch nicht am Ende des Tests, nun will auch mein Mann (unser hauseigenes Mathe-Genie) mal spielen. Ihm macht es genauso viel Spaß wie allen anderen Familienmitgliedern, nur die Tatsache, dass er jetzt drei Besserwisser hinter sich hat, die ihm unkontrolliert auf den Bildschirm tippen und alles kommentieren, trübt den Spielspaß.
Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass Lili sich heimlich mein iPad geschnappt und alle Level von DragonBox +5 durchgespielt hat. Gut dass ich noch DragonBox +12 habe, da wird sie dann noch eine Weile beschäftigt sein, während ich diesen Artikel schreibe …
Ich habe mir Dragon Box +12 vorab schon angeschaut:
Auch hier wird in den ersten Spiel-Leveln erst einmal vermittelt, worum es hier geht: Die Kiste soll isoliert werden, also allein auf einer Seite stehen. Dies kann z.B. erreicht werden, indem man ein buntes Bild auf ein „Dia-ähnliches Negativ“ des Bildes zieht. Eine andere Methode ist, dass man auf beiden Seiten des Spielfelds ein Symbol bzw. einen Buchstaben hinzufügt, z.B. ein „-v“, welches das „v“ auflösen kann. Das Schöne bei DragonBox ist: Wer sich mal irrt ist nicht zum Scheitern verurteilt, sondern kann mit dem „Rückgängig„-Symbol einen neuen Versuch starten – ohne Punktverlust! Mein ausdrücklicher Dank daher hier an die Programmierer des Spiels, denn die meisten anderen Matheprograme strafen Fehler gnadenlos ab und das führt hier 1. zu furchtbaren Dramen und 2. zum dauerhaften Spielabbruch.
Insgesamt müssen 10 Kapitel mit je 20 Aufgaben durchgespielt werden, um das Spiel komplett zu machen. Nach und nach kommen immer neue „Fähigkeiten“ hinzu, die in Wirklichkeit neue Methoden sind, immer schwierigere Aufgaben zu lösen. Der Hauptbildschirm verfügt zudem über eine „Seite A“ und „Seite B“: Seite A führt zu den Spielen, Seite B hingegen führt zu einem Übungsbereich und bietet schultypische Algebra-Aufgabengebiete, z.B. mit Multiplikation, Faktorisierung, x im Nenner, … . Wählt man ein Aufgabengebiet aus, werden Algebra-Aufgaben angezeigt wie wir sie alle aus der Schule kennen. Tippt man jedoch auf eine solche Aufgabe, wir sie wie im Spiel angezeigt und plötzlich fällt die Lösung ganz leicht.
Mein Fazit
Diese App kann tatsächlich sehr gut und spielerisch die Prinzipien von Algebra vermitteln und in der Fortgeschrittenen-Version auch beim Verstehen und Lösen schwieriger Aufgaben helfen. Anders als viele andere Apps für den Matheunterricht, hält diese tatsächlich, was sie verspricht. Ob es dadurch gute Noten gibt, kann ich natürlich nicht testen, aber ein besseres Verständnis von Algebra dürfte ganz bestimmt helfen, solche zu erzielen. Die kostenpflichtigen Apps gehören mit etwa 6 und 9 Euro (iTunes) nicht zu den Billig-Spielen, dafür erhält man wirklich viel für den Preis, und gemessen an den Kosten für Nachhilfeunterricht ist das sicher eher „ein Klacks“.
Die Apps gibt es auf iOS und Android, bzw. hier DragonBox+
Mehr Infos:
DragonBox Algebra5+
… richtet sich an Kindern die einen Vorsprung in Mathematik und Algebra erreichen möchten. Kinder im Alter von fünf Jahren können das Spiel bereits spielen. Das Spiel ist intuitive, bildungsfähig und macht richtig viel Spaß, so dass jeder die Grundlagen der Algebra, im eigenem Tempo erlernen kann.
Diese Version enthält 200 Level und führt die Kinder spielerisch in Addition, Multiplikation und Division.
DragonBox Algebra 12+
… knüpft an die andere Version an und ist eine Methode für ältere Schüler (angemessen für Kinder von 9 Jahren und älter), die Algebra auch im Matheunterricht lernen und können müssen. Diese Version enthält rund 350 Level mehr zu bieten und zusätzlich noch viele Übungsaufgaben.
Wie es zu DragonBox kam
Jean-Baptiste Huynh, der Gründer dieser App, hat einige Jahre lang selbst als Mathematik Lehrer gearbeitet. In dieser Zeit ist Ihm aufgefallen, dass viele seiner Schüler, obwohl intelligent, Schwierigkeiten mit Algebra hatten. Er hat herausgefunden, dass nicht die Kinder das Problem waren, sondern die Art und Weise wie das Fach gelehrt wurde. Er erklärt, dass man als Lehrer und Pädagoge versteht, dass der Lernprozess für Schüler viel einfacher und opulenter ist, wenn ein Schüler die vorhandenen Probleme erst in Frage stellt, bevor die Schüler Anweisungen erhalten. Aus diesem Grund entschied er sich seine eigene Software-Firma zu gründen und entwickelte DragonBox.
DragonBox design ist so entwickelt worden, dass Kinder das Spiel selbst entdecken und schließlich dann auch Gleichungen lösen können!
Eine weitere App „DragonBox Geometry“ ist bereits auf den Weg.