Bereits seit vier Jahren ist ein Hund ein Thema bei uns. Sohn 1 liebt nämlich Hunde über alles. In unserer alten Straße lebte eine reizende Hündin mit ihren sehr netten Herrchen und Sohn 1 ging in den Ferien manchmal eine Runde mit. Voller Stolz präsentierte er, wie die Hündin Pfötchen gab und abklatschte. „Können wir nicht auch einen Hund haben?“, war eine sehr häufige Frage in den letzten Jahren, die wir bis hierhin immer mit „Nein“ beantwortet haben.
Mit ganz kleinem Baby konnte ich mir einen Welpen nicht vorstellen. Für einen Hund mit Vorgeschichte fehlt mir die Erfahrung und unsere Kinder sind mir zu klein hierfür. Eine kleine Hunderasse ging weder für mich noch für meinen Mann (wobei der Mann an meiner Seite in Gedanken mit einem Dackel namens Waldi liebäugelt – wir haben das nun wie ein E-Bike in die fernere Zukunft verschoben und ich hoffe in beiden Fällen auf ein schlechtes Gedächtnis). Dann war für mich in den letzten zwei Jahren beruflich noch vieles offen. Die Entscheidung ausschließlich von Zuhause zu arbeiten, hat der Entscheidung für ein neues Familienmitglied sehr den Weg geebnet.
Ein Haustier für Alle
Tatsächlich gibt es bei uns in der Familie bereits den Kater Emma. Kater Emma lebt seit fast 14 Jahren bei mir und hat mir langsam meine Entscheidung für Kinder verziehen. Allerdings ist er viel draußen und interagiert nicht wirklich mit den Kindern. Aus dem verspielten Alter ist er seit einigen Jahren herausgewachsen. Kommen die Kinder, sucht er meistens einen seiner Geheimplätze auf. Alle unsere Kinder wünschen sich mehr Interaktion. Wir haben im Kopf mit vielen Haustieren gespielt. Zwergkaninchen, Hamster und Sohn 1 schlug Ratten vor.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Bei keinem anderen Tier waren alle begeistert. Einen – gut erzogenen – Hund fand die gesamte Familie gut. Mittlerweile ist Luft für die Erziehung eines Welpen da. Denn Besuch einer Welpen- und einer Junghundgruppe sind Pflicht sowie tägliches Üben zu Hause. Nicht nur weil zu unserer Familie Kinder gehören, sondern auch weil wir in der Stadt leben. Es geht nicht, dass unser Hund nicht hört. Mit all unseren Abwägungen sind wir beim Labrador gelandet. Familienverträglich, verschmust, freundlich, wenig Wachinstinkt und auch der Bewegungsdrang lässt sich mit unserem Alltag zusammenbringen.
Hunde und Kinder
Das Leben mit Tieren fördert die soziale Intelligenz. Tiere sind in ihrer Kommunikation anders als Menschen, aber für Kinder auch sehr unmittelbar. Kinder wünschen sich ein Tier, das dabei ist und gute Laune verbreitet. Kein anderes Tier bindet sich auf so intensive Art an seine Menschen wie ein Hund. Ein zugewandter Hund schenkt schüchternen Kindern Selbstvertrauen. Hunde sind loyale Freunde, wenn man mit ihnen entsprechend umgeht. Diesen Umgang lernen jetzt alle bei uns. Auch unsere kleinen Kinder werden lernen müssen, dass der Hund kein Kuscheltier ist.
Sein Platz ist sein Platz und sie müssen ihn beim Schlafen und Fressen in Ruhe lassen. Selbstregulation und zur Ruhe kommen lassen sich bei einem verspielten Welpen prima erklären. Natürlich passen wir an dieser Stelle auf, dass es hier nicht knallt. In der Welpenzeit sehen die Kinder, wie schnell er müde ist und müssen Rücksicht auf ihn nehmen. Später können sie sich langsam an mehr Verantwortung heranwagen, denn ein Hund bedeutet Verantwortung. Die Kinder werden größer und der Hund bleibt ein Hund.
Konsequenztrainer
Ich persönlich mag keine nicht erzogenen Hunde. Egal in welcher Größe – Hunde müssen für das Zusammenleben mit Menschen sozialisiert sein. Hundeerziehung fordert auch in den restlichen Strukturen Konsequenz. Tatsächlich war unser Wohnzimmer in den letzten acht Jahren noch nie so aufgeräumt wie aktuell. Sollen Sachen nicht angeknabbert werden, sind sie an ihrem – für den Hund unzugänglichen Platz – besser aufgehoben. Das leuchtete unseren Kindern nach nur wenigen Tagen mit unserem Labradorwelpen ein. Angeknabberte und angesabberte Bücher sind nicht so toll.
Unsere Regel, im Wohnzimmer nicht zu toben, haben wir selten so konsequent durchgesetzt wie aktuell. Jagt unser ausgewachsener Hund hier durch, ist das für alle Beteiligten wenig witzig. Ein Hund bringt bei der Tagesplanung am Wochenende zusätzliche Klarheit. Er muss bei Wind und Wetter nach draußen. So sehr Kinder manches Mal protestieren, Wochenenden ohne längeres Durchlüften sind Vorboten der Hölle.
Ein gemeinsames Abenteuer
Wie bei allen sitzenden Berufen merke ich meine Arbeitstage (und die Schwangerschaften und die Tragezeiten) im Rücken. Seitdem ich kein Kind mehr zu Hause habe, mache ich im Alltag keine Spaziergänge. Warum auch? Lieber nutze ich die Zeit und arbeite. Klar weiß ich vom Kopf, dass eine Stunde Bewegung zwischendrin gut für mich wäre. Aber solange kein Druck dahinter ist, passiert es nicht. Mit dem Hund stellt sich die Frage nicht. Aktuell ist er noch klein und die Runden kurz. Aber in einem Jahr bringen wir die Mädels weg und sind danach unterwegs und zur Mittagszeit folgt eine weitere Runde. Die Abendrunde und die ganz erste kurze Runde übernimmt mein Mann.
Mit Sicherheit wird es Tage geben, an denen es mich nervt. Ebenso wie die kleinen schwarzen Plastikbeutel mit dem stinkenden Inhalt mich nerven werden. Aber wenn Dinge alternativlos sind, kann man sich die Emotionen sparen. Für mich ist ein Hund ein erfüllter Kindheitswunsch. Ohne diese Sehnsucht bei mindestens einem der Erwachsenen sollte kein Hund in die Familie kommen. Denn sowohl die Erziehungsarbeit als auch die Runden sind Aufgabe der Erwachsenen. Wir freuen uns alle riesig auf dieses neue gemeinsame Abenteuer.