Wir geben es zu. Wenn du jung bist, gibt es keinen genialeren Ort als die Stadt. Je größer desto besser. Hier ist immer etwas los. Hier ist Kultur, ist Nachtleben, ist Kiez-Gefühl und findet sich alles, was du zum Leben brauchst im Umkreis von wenigen hundert Metern um deine Mietwohnung. Mit Fahrrad und Monatskarte kommst du überall hin und selbst der griesgrämigste Nachbar ist irgendwie noch cool. Schon, wenn du in einer ernsthaften Beziehung landest, bekommen diese Attribute Risse, weil sich deine Prioritäten verschieben. Ist dein erstes Kind da, ist es dann meist vorbei mit der urbanen Herrlichkeit. Das glaubst du nicht? Dann schau dir mal unsere dörflichen Vorteile an, die wir für den folgenden Artikel zusammengetragen haben.
1. Es herrscht Ruhe
Für viele gibt es nur Extreme: Großstadt auf Berlin-Niveau oder brandenburgisches Kuhkaff. Das liegt an einer Fehlinterpretation. Zwar leben tatsächlich 75 Prozent aller Deutschen in Städten. Aber „Stadt“ ist ein dehnbarer Begriff, der nicht nur „echte“ Städte umfasst, sondern auch Dörfer mit vierstelligen Einwohnerzahlen, die aus verwaltungsrechtlichen Gründen Stadtrechte bekamen. Unterm Strich sieht es so aus, dass lediglich 31,82 Prozent der deutschen Bevölkerung in Städten ab 100.000 Einwohnern leben. Der große Rest entfällt auf viel kleinere Gemeinden, von denen einige „Auch-Städte“ sind.
Selbst am Rande einer 20.000-Seelen-„Stadt“ ist es um Lichtjahre ruhiger als in großen Zentren und erst recht natürlich wirklich auf dem Land. Ja, wenn du zuhause ein Kind hast, dass dir vielleicht tagsüber die Ohren vollweint oder aber in den Sommermonaten wegen der Hitze nachts bei offenem Fenster schlafen muss, dann wird es für dich um einiges angenehmer werden, nach 22 Uhr draußen nur noch Grillen zirpen zu hören, statt Blechlawinen, Nachbarmassen und Party-People.
2. Das Wohnumfeld
Mietpreise schießen durch die Decke. In Innenstadtlage irgendwo ein eigenes Haus bauen? Unmöglich. Du bist dort dem Mietmarkt unterworfen und weil du wahrscheinlich kein ausgesprochen hohes Gehalt hast, wird die Quadratmeterzahl eher zweistellig sein.
Diese Mini-Wohnungen gepaart mit der Tatsache, dass man höchstens einen Balkon hat, fast nie einen eigenen Garten, war schon für unsere Autorin Purista Merk das wichtigste Argument für ihre ganz eigene Stadtflucht. Auch für dich und deine Familie wird es so kommen. Eine enge Stadtwohnung ist einfach zu klein für einen kleinen Wirbelwind, erst recht für zwei oder drei.
Auf dem Land baust oder kaufst du dir ein Haus und das Leben darin fühlt sich direkt so anders an, dass man als bisheriger Wohnungsmieter regelrecht erlernen muss, darin zu leben. Ja, vor allem wegen dem umfangreicheren Platzangebot. Aber auch, weil dahinter ein kleiner (oder auch großer) Garten wartet. Weil euch genug Raum bleibt, um das Haus in verschiedene soziale Zonen aufzuteilen. Weil jeder seinen eigenen Interessen nachgehen kann und trotzdem Luft bleibt, damit alle, ohne sich auf die Füße zu treten, gemeinsam zusammenkommen können.
In deinem Landhaus musst du die weitere Familienplanung nicht der vorhandenen Menge an größeren Wohnungen anpassen. Du baust einfach auf Zuwachs und zahlst deine monatlichen Summen nicht auf Nimmerwiedersehen an den Vermieter, sondern in den Erwerb deines, eures Heims.
3. Das Kinderfreizeitangebot
Würdest du deinen Fünfjährigen unbeaufsichtigt in den „Garten“ hinter eurem großstädtischen Zehnparteienhaus schicken? Zumindest nicht ohne mulmiges Gefühl im Bauch. Auf dem Land hingegen kannst du genau das: Terrassentür auf, Kind raus, Spielzeug raus. Spielplatzbesuche werden keine halbe Weltreise mehr sein. Kinderwagen, Kind, Flasche und dann raus auf die ruhige Neubaugebietsstraße und zum nächsten Spielplatz gerollt, ohne alles durchs Treppenhaus zu schleppen.
Da gibt es keine Panik vor Hunde-Hinterlassenschaften im Sandkasten. Da gibt es andere Dorf-Eltern, die ihre Kids weitgehend unbeaufsichtigt spielen lassen und miteinander quatschen. Wenn deine Kinder größer sind, kannst du sie unbekümmert alleine mit dem Rad zu den Nachbarskids schicken, ohne Angst haben zu müssen, dass sie in der großstädtischen Verkehrsflut untergehen.
4. Lärm kümmert keinen
Wohnten in eurem Mietshaus bereits kleine Kinder? Erinnerst du dich noch daran, wie sehr deren Weinen durchs Haus dringen konnte? Umgekehrt: Wie oft musstest du dich schon zurückhalten, weil sonst der Mieter aus dem nächsten Stockwerk vor der Tür gestanden hätte? Nervte dich beides nicht?
Falls ja: Willkommen auf dem Land. Das ist der Ort, wo es dir egal ist, wenn deine Nachbarn Krach machen, weil Lärm die nette Eigenschaft hat, pro Meter dramatisch an empfundener Lautstärke abzunehmen, selbst wenn bei deinem nächsten Nachbarn das Baby bei offenem Fenster in voller Lautstärke weint, bekommst du es viel weniger mit, als würde es das in der Wohnung direkt unter dir tun.
Das gilt natürlich auch umgekehrt: Grillfeiern im Garten, Laute Musik, dein Kind, dass sein musikalisches Talent mithilfe von Kochlöffel und Topfdeckeln entdeckt. Das wird höchstens dich selbst stören, jedoch nicht dazu führen, dass die Nachbarn dir am nächsten Tag mit einem Kopfschütteln begegnen.

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5. Es ist so viel gesünder
Stadtleben macht krank, nicht nur wegen dem Dauerlärm und dem vielen Stress. Sondern auch so vielen anderen Faktoren. Der ganze Feinstaub, der durch die verdichtete Bauweise und den Verkehr zwischen den Häuserschluchten regelrecht festhängt etwa. Oder die schlichte Abwesenheit von Natur und der aus Platz- resultierende Bewegungsmangel. Schon 2009 fand das Forsa-Institut in einer Umfrage heraus, dass Stadtkinder durch die Summe all dieser Faktoren viel häufiger an chronischen Erkrankungen leiden als kleine Landeier.
Auf dem Land wird dein Kind weniger Allergien entwickeln, weil sein Immunsystem im Garten und der reichlich vorhandenen Natur dagegen gestählt werden wird. Es wird frischere Luft atmen, die weniger mit Autoabgasen belastet ist. Weil es viel mehr Platz hat, wird es sich mehr bewegen können – die beste Vorbeugung gegen Übergewicht also und das alles gilt natürlich auch für dich.
6. Du wirst zufriedener
Wenn du in der Stadt arbeitest und lebst, ist ein verbindender Faktor immer vorhanden. Lebst du hingegen auf dem Land, ist die Chance natürlich groß, dass du weiter pendeln musst. Aber: Dieses Pendeln wird auch deine tägliche Transitionsphase sein, in der du vom Arbeits- in den Freizeitmodus und zurückschaltest. Wenn du heimkommst, erst recht vor den Wochenenden, stehen viele Stunden genussvoller Ruhe an, während du mit deinen Lieben nach Herzenslust chillen kannst.
Du brauchst nicht x-mal pro Woche einkaufen zu gehen, weil du in der Straßenbahn eben keine großen Vorräte transportieren kannst. Du fährst einmal wöchentlich mit dem Familienkombi zum Supermarkt, packst den Kofferraum voll und kannst direkt wieder vor der Haustür parken.
Diese große Abwesenheit von Stressoren, die aus all diesen Tatsachen resultiert, addiert um das Gefühl, dass deine Familie in einem sichereren, gesünderen, lebensfreundlicheren Umfeld aufwächst, wird auch dich zu einem ausgeglicheneren Menschen machen. Vielleicht nicht nach einem Monat. Aber die meisten Familien, die aus der Stadt aufs Land zogen, werden innerhalb eines Jahres andere Charaktere, zum Positiven.