Was haben Familien mit der Rentenkasse zu tun?
Als im Jahr 1957 eine große Rentenreform ins Leben gerufen wurde, bezog man sich dabei zumindest teilweise auf die Idee eines sogenannten Generationenvertrags nach Wilfried Schreiber. Dieser sah folgende Maßnahmen vor:
- Die jeweils arbeitende Generation sorgt mit ihren Sozialabgaben (Beiträgen) an die Rentenkasse für die Finanzierung der Rente.
- Beim Eintritt ins Rentenalter erhalten die Versicherten dafür eine Altersrente.
- Die Altersrente war schon damals an die Entwicklung der Löhne gekoppelt, so dass die Rente bei steigenden Löhnen ebenfalls anstieg.
- Ein weiterer wichtiger Punkt in Schreibers Plan war eigentlich eine Kinderrente, um die Kinder als spätere Beitragszahler. Adenauer tat diesen Gedanken jedoch mit dem obigen Zitat ab.
Doch was hast du als Mutter oder Vater einer Familie mit dieser Angelegenheit zu tun? Eine ganze Menge, denn du bist in vielerlei Hinsicht betroffen:
1. Du zahlst in die Rentenkasse ein
Sofern du dich in einem Angestelltenverhältnis befindest, zahlst du in die Rentenkasse ein. Aktuell liegt der Beitrag bei 18,7%, von denen du die Hälfte übernimmst. Doch um wieviel Geld handelt es sich dabei eigentlich? Gehen wir einmal davon aus, dass du im Monat 2.400 Euro brutto verdienst und sich dein Gehalt der Einfachheit halber nicht verändert. Nach 45 Jahren hättest du damit folgenden Betrag eingezahlt:
2. Du kümmerst Dich um Deine Kinder
Nachdem deine Kleinen auf die Welt gekommen sind, kümmerst du dich liebevoll um Sie und versucht natürlich, Ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Dies bringt darüber hinaus jedoch auch hohe Kosten mit sich. Schon im Jahr 2008 ging das Statistische Bundesamt von durchschnittlichen monatlichen Konsumausgaben pro Kind in Höhe von 584 Euro aus. Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr ergibt sich dabei eine Summe von 126.144 Euro, was ca. den beispielhaften Ausgaben für die Rentenversicherung entspricht.
3. Deine Kinder zahlen später ebenfalls in die Rentenkasse ein
Aus Sicht des Rentensystems sind Kinder vor allem deshalb ein Segen, weil diese später mit hoher Wahrscheinlichkeit später selbst in die Rentenkasse einzahlen. Deren Beiträge finanzieren später deine Rente und die Rentenzahlungen deiner Generation.
Wo liegen die Probleme des heutigen Rentensystems?
Das heutige Rentensystem weist ein großes Grundproblem auf, denn immer mehr Rentnern stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber. Das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentnern hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend problematisch entwickelt:
Mussten also im Jahr 1962 noch 6 Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren, sind es heute lediglich noch 2,1 Arbeitnehmer. Somit dürfte klar sein, dass dieses System heute kaum noch funktioniert. Aus diesem Grund erhält die Rentenkasse bereits seit vielen Jahren Steuerzuschüsse, die die Lücke abfedern sollen.
Wo liegen die Ursachen für die Probleme?
Die Misere des heutigen Rentensystems liegt zum einen in der demographischen Entwicklung in Deutschland und zum anderen in Konstruktionsfehlern des Systems. Hier die Ursachen im Überblick:
- Die Geburtenrate ist stetig gesunken: Als Konrad Adenauer bei der Einführung der Rentenreform seinen berühmten Ausspruch tätigte, wusste er wahrscheinlich noch nicht, wie stark er sich geirrt hatte. Lag die zusammengefasste Geburtenziffer (berechnete Kinderzahl pro Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren) in den 1950er und 1960er Jahren noch deutlich über der Marke von 2,0, sank sie bis 1995 auf einen Wert von 1,25 im gesamten Bundesgebiet. Erst in den letzten Jahren scheint die Geburtenziffer wieder leicht anzuziehen und lag 2015 bei 1,50.
- Die Lebenserwartung ist deutlich angestiegen: Durch den Anstieg der Lebenserwartung erhalten die Menschen heute durchschnittlich wesentlich länger ihre Rente. Lag die Rentenbezugsdauer im Jahr 1960 für Männer noch bei 9,60 Jahren (Frauen: 10,60 Jahre), wurde im Jahr 2015 bereits 17,5 Jahre (Frauen: 21,7 Jahre) lang Altersrente ausbezahlt. Die steigende Lebenserwartung wurde bei der Rentenreform jedoch nicht berücksichtigt, was sich als einer der größten Konstruktionsfehler erwiesen hat.
Welche Folgen hat diese Entwicklung?
Die Konsequenz aus den obigen Problemen des Rentensystems werden künftige Rentner wie du besonders schmerzhaft zu spüren bekommen. So ist das Rentenniveau seit dem Jahr 2000 bereits deutlich abgefallen:

Quelle: DRV
Diese Entwicklung bedeutet zwar nicht, dass ein Rentner heute nominell weniger Geld ausgezahlt bekommt als ein Rentner im Jahr 2000. Allerdings steigen die Einkommen mittlerweile deutlich schneller als die Altersrente. Wenn du in Rente gehen solltest, wird es für dich immer schwieriger, deinen vorherigen Lebensstandard halten zu können. Ohne eine zusätzliche Vorsorge könnte es damit im Alter finanziell sehr schwierig werden.
Da in den nächsten Jahren zudem die Babyboomer-Generation in Rente geht, ist damit zu rechnen, dass sich das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern noch einmal verschlechtert. Neben einem weiteren Absinken des Rentenniveaus könnte dies zudem auch steigende Beiträge zur Folge haben. Aktuell liegt der Beitragssatz zur Rentenversicherung bei 18,70 Prozent, jedoch gehen Experten davon aus, dass er im Jahr 2040 auf bis zu 24 Prozent steigen könnte. Dies hätte im obigen Beispiel für dich folgende finanzielle Konsequenzen:
Auch wenn Dich diese Beitragserhöhung wohl nicht mehr selbst betrifft, müssen Deine Kinder mit hoher Wahrscheinlich deutlich mehr Geld für die Rentenversicherung aufwenden. Trotzdem erhalten sie geringere Leistungen, da das durchschnittliche Rentenniveau noch weiter fallen könnte.
Warum das Rentensystem in der jetzigen Form ungerecht ist
Wie oben bereits erklärt, bist Du als Mutter oder Vater jemand, der ganz unbewusst etwas für das deutsche Rentensystem tut. Die Kinder von heute sind nämlich die Beitragszahler von morgen und stabilisieren die Rentenkasse. Die hoffnungsvollen Botschaften in Bezug auf steigende Geburtenraten der letzten Jahre lassen also hoffen, dass der Kollaps des Rentensystems entweder ausfällt oder zumindest etwas milder von Statten geht. Doch trotzdem kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass das gesetzliche Rentensystem gegenüber Eltern nicht gerecht ist:
- Eltern kümmern sich mit Liebe um Ihre Kinder und stehen vor dem Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
- Die Anerkennung von Erziehungszeiten bei der gesetzlichen Rente sind nach wie vor zu gering.
- Eltern tragen eine hohe finanzielle Last, denn das Aufziehen von Kindern ist hierzulande sehr kostspielig.
- Kinder und Eltern werden zwar durch familienpolitische Instrumente entlastet, aber kinderlose Personen profitieren von der Altersrente, ohne etwas dafür zu tun.
Eine gerechtere Ausgestaltung des Rentensystems würde also entweder Eltern finanziell noch deutlich besserstellen oder kinderlose Versicherte mit höheren Beiträgen belegen.

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Fazit
Mütter und Väter sorgen in Deutschland dafür, dass der Generationenvertrag zumindest grundsätzlich überhaupt noch Bestand hat. Du zahlst als Elternteil und versicherungspflichtig Beschäftigter in die Rentenversicherung ein und bereitest Deine Kinder auf das Leben vor. Sind diese später erwerbstätig, übernehmen sie ihren Platz in dem System und bezahlen die Rente der vorigen Generation. Kinderlose Personen können zwar die Leistungen der Rentenversicherung nutzen, haben aber keinen Beitrag zum Fortbestand des Systems geleistet.