Adventsbräuche und Weihnachtssymbole
Advent und Weihnachten sind für viele Menschen die schönsten Zeiten im Jahr. Pfarrerin Natalie Wilke erklärt, woher unsere geliebten Weihnachtssymbole und Adventsbräuche stammen.

Die Adventszeit als Zeit der Besinnung
Was heute gar nicht mehr so bekannt ist: Ursprünglich war die Adventszeit eine Bußzeit, ähnlich wie die Zeit vor Ostern. In der Adventszeit wurde also früher gefastet. Damit wuchs die Freude auf das große und üppige Weihnachtsfest.
Man bereitete sich durch das Fasten innerlich auf die Geburt Jesu vor. Die liturgische Farbe in der Adventszeit ist bis heute lila, die Farbe der Buße und Besinnung. Daher kommt der Wunsch, dass die Adventszeit möglichst ruhig und besinnlich verläuft.

Der Adventsbrauch des Adventsgebäcks
Zu früheren Zeiten wurde in der Adventszeit vor allem von den Klöstern das sogenannte Bußgebäck gebacken. Das waren meist einfache Zutaten, die das Fasten erleichtern sollten. Lebkuchen, Spekulatius und Stollen galten ursprünglich als Fastengebäck.
Erst nach und nach kamen weitere Zutaten, wie Schokolade oder Puderzucker hinzu, sodass die Adventsleckereien uns heutzutage die Advents- und Weihnachtszeit versüßen.

Weihnachtslieder als Adventsbrauch
In den meisten Kirchengemeinden wird in der Adventszeit auf das Singen von Weihnachtsliedern bis zu Beginn des Heiligabends verzichtet. Es gibt anstelle von Weihnachtsliedern eine Menge Adventslieder, die in dieser Zeit gesungen werden, wie „die Nacht ist vorgedrungen“, „Tochter Zion“ oder „Macht hoch die Tür“.
Die Weihnachtszeit geht in den liturgischen Kalendern der Westkirchen vom 24.12. bis zum 6. Januar:
- In katholischen Regionen wird an diesem Tag das Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert.
- In evangelischen Gemeinden endet der Weihnachtszyklus am 6. Januar mit dem Epiphanias Fest (Darstellung Jesu im Tempel)
- In den Ostkirchen beginnt das Weihnachtsfest erst am 6. Januar.
Man kann also sagen, dass nach westkirchlicher Tradition von Heiligabend bis zum Epiphanias Fest Weihnachtslieder gesungen werden können.
Zu den berühmtesten Weihnachtsliedern zählen „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ und „Ihr Kinderlein kommet“.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Traditionen jedoch gesamtgesellschaftlich verändert. So werden oft schon in der Adventszeit Veranstaltungen zum Weihnachtsliedersingen angeboten, die sich einer großen Beliebtheit erfreuen.
Auch auf Weihnachtsmärkten oder in Kaufhäusern erklingt meistens mit Beginn der Adventszeit die Weihnachtsmusik. Manche Weihnachtsmärkte öffnen ihre Türen sogar schon vor dem 1. Advent.

Weihnachtssymbol Adventskranz
Der Brauch, in der Adventszeit Lichter an einem Adventskranz anzuzünden, geht auf Johann Hinrich Wichern zurück. Er ist der Begründer des Rauen Hauses in Hamburg, welches sich seit dem Jahre 1833 um Kinder in unsicheren Verhältnissen kümmert.
Die Idee für den ersten Adventskranz kam von den Kindern selbst. Immer wieder fragten sie Wichern, wann denn nun endlich Weihnachten sei. Wichern nahm ein Wagenrad und befestigte darauf 4 dicke Kerzen (für jeden Adventssonntag eine) und zahlreiche kleine Kerzen.
Die Anzahl der kleinen Kerzen variierte, je nachdem wie viele Tage es vom 1. Adventssonntag bis Weihnachten waren. In der Adventszeit versammelten sich Kinder und Erwachsene des Rauen Hauses täglich im Betsaal, um gemeinsam Inne zu halten, ein Gebet zu sprechen, eine Geschichte zu hören und eine Kerze am Adventskranz anzuzünden.
In den fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts wurden die Adventskränze teilweise mit Tannengrün geschmückt und verbreiteten sich in Kirchen und an anderen Orten. Heute sind es in der Regel nur noch 4 Kerzen, eine für jeden Sonntag. Dafür ist als zusätzliche Tradition der Adventskalender hinzugekommen.

Symbol & Brauch des Adventskalenders
Am Adventskalender wird vom 1. – 24. Dezember jeden Tag ein Türchen geöffnet. Der Adventskalender bringt die Vorfreude auf das Weihnachtsfest zum Ausdruck.
Vermutlich hat sich die Tradition des Adventskalenders aus der ersten Adventskranztradition herausgebildet. Bei den ersten Adventskränzen gab es ab dem ersten Advent für jeden Tag eine Kerze.
Da der 1. Adventssonntag aber immer an einem anderen Termin ist, hat man sich irgendwann darauf verständigt, dass der Adventskalender immer erst am 1. Dezember geöffnet werden darf. Das war wohl einfach praktischer, als jedes Jahr eine unterschiedliche Anzahl an Türchen zu entwickeln. Seither sind es 24 Türchen, weil es im Dezember 24 Wartetage bis Heiligabend gibt.
Einfache Ideen, wie du einen Adventskalender selber machen kannst, findest du hier.

Der Nikolaus als Weihnachtssymbol
Es ist eine alte Tradition, am Abend vor dem 6. Dezember einen Teller oder die Stiefel vor die Haustür zu stellen. Die Tradition, dass am Abend der neue Tag beginnt, kommt aus dem Judentum. Denn im Judentum beginnt der Sabbat, also der Ruhetag am Freitagabend.
Man stellt also am Abend vor dem Nikolaustag einen Teller heraus in der Erwartung, dass er sich bis zum nächsten Morgen füllt. Etwa mit kleinen Nikoläusen, Adventsgebäck, Mandarinen und Nüssen.
Dieses Brauchtum geht auf Nikolaus von Myra zurück. Er war ein türkisch-syrischer Bischof. Er wird heute vor allem in katholischen Regionen als Schutzpatron der Kinder und der Seeleute verehrt. In manchen Gegenden gibt es deshalb kleine Nikolausschiffchen.
Es gibt zahlreiche Legenden, die sich um Nikolaus ranken. So soll er einigen Seefahren auf einem Schiff in Seenot auf wundersame Weise das Leben gerettet haben.
Eine mittelalterliche Nikolaustradition war es, ein Kind einmal im Jahr für einen ganzen Tag zum Bischof zu machen. So durfte es an diesem Tag bei wichtigen politischen Entscheidungen mitbestimmen. Was würden wohl unsere Kinder heute alles verändern, wenn sie mal einen ganzen Tag lang Bundeskanzlerin, Bürgermeister oder Bischof sein dürften?

Der Christbaum als Weihnachtssymbol
In manchen Haushalten wird der Weihnachtsbaum bereits zu Beginn der Adventszeit am 1. Advent oder am 1. Dezember aufgestellt, andere warten damit lieber bis kurz vor Heiligabend. Doch woher stammt eigentlich diese Tradition?
Ursprünglich war es ein heidnischer Brauch, einen Baum aufzustellen. Die ersten Weihnachtsbäume gab es bereits im 15. Jahrhundert. Die immergrüne Tanne war eher ein heidnisches Symbol, das für Fruchtbarkeit und Lebenskraft stand. Es wurde mit dem Weihnachtsfest in Verbindung gebracht, da es bei diesem Fest ja um die Geburt des Gottessohnes ging.
Eine Backstube in Freiburg soll im Jahre 1419 das erste Mal einen Weihnachtsbaum mit Lebkuchen, Äpfeln, Früchten und Nüssen geschmückt haben. Später kamen Kerzen und andere Dekorationen hinzu.
Nach und nach erfreute sich der Weihnachtsbaum einer großen Beliebtheit und heute ist der Weihnachtsbaum an Heiligabend kaum noch wegzudenken. Das Volkslied „O Tannenbaum“ besingt und deutet den Weihnachtsbaum als Symbol für Hoffnung und Beständigkeit.

Das Weihnachtssymbol der Krippe
In vielen Familien darf unter dem Weihnachtsbaum eine Krippe nicht fehlen. Interessanterweise sind Krippen unter dem Weihnachtsbaum in der Regel eine Mischung aus unterschiedlichen biblischen Traditionen.
Während das Matthäusevangelium von einem einfachen Haus erzählt, in dem Jesus zur Welt kommt, über dem ein Stern stehen bleibt (Matthäus 2,10), spricht das Lukasevangelium davon, dass das neugeborene Jesuskind in eine Futterkrippe gelegt wurde (Lukas 2,7).
Während laut der Überlieferung des Lukas Weise aus dem Morgenland zugegen waren und Weihrauch, Gold und Myrrhe als Geschenke brachten (Matthäus 2,11), sind im Lukasevangelium die Hirten die ersten Besucher (Lukas 2,16), nachdem die Engel sie dorthin geschickt hatten.

Auch Schafe kommen nur in der Überlieferung des Lukas vor, während es bei Matthäus keine Tiere gibt. Erst nachträglich hat man aus den Weisen aus dem Morgenland drei Männer gemacht, die auf einem Pferd, einem Elefanten und einem Kamel zur Krippe kamen.
Ochse und Esel an der Krippe stammen aus dem alttestamentlichen Prophetenbuch Jesajas, in dem es heißt „ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn“ (Jesaja 1,3). Ochs und Esel wurden wegen des Wortes „Krippe“ nachträglich der Weihnachtsgeschichte zu geordnet, so dass sie heute an keiner Weihnachtskrippe fehlen.