Unsere Ängste als Erstlingseltern – und wie wir damit umgehen können

Eltern liegen mit Baby auf dem Bett
"Ich bin auch noch ab und an richtig besorgt, das wird wohl nie enden. Doch zur Beruhigung: Es wird besser!"
© Pexels / William Fortunato

Unsere Autorin Anja erinnert sich noch genau daran, welche Bedenken und Ängste sie und den Kindsvater umtrieben, nachdem ihr erstes Kind geboren wurde. Hier verrät sie ihre Erfahrungen und was ihr geholfen hat, um nicht durchzudrehen.

Angst rund um die Uhr

Als wir nach der Geburt unseres ersten Kindes von der Klinik nach Hause fuhren, brabbelte mein Mann leise (aber nicht leise genug) vor sich hin: „Hoffentlich kriegen wir den durch.“ Ich schaute auf unser gemeinsames Baby – und verstand den Papa sofort: so viel Liebe, so viel Nähe, so viel Angst … und das rund um die Uhr.

Panik, Panik, Panik – bei so ziemlich allem

Und es sollte uns beide noch so oft die Panik packen: Wenn der Kleine einmal langsamer oder nicht regelmäßig atmete (so junge Babys atmen eben von Natur aus „periodisch“, das gibt sich von selbst), wenn er plötzlich jede Menge Pickel bekam (Neugeborenenakne , denn die Kleinen tragen noch Hormone von Mama in sich) oder wenn er aus dem Niesen nicht herauszukommen schien (Neugeborene niesen viel, um die Atemwege erstmals von störenden Partikeln zu befreien) oder … oder … oder … und.

Hilfe, „hungert“ unser Kind?

In den ersten Tagen nach der Geburt verlor unser Kleiner ziemlich viel an Gewicht (bei der Geburt wog der 55 Zentimeter lange Knabe immerhin fast vier Kilogramm, seine „neue Zartheit“ erschreckte uns da natürlich). Die Kinderkrankenschwester klärte uns zum Glück rasch auf und nannte die Ursache dafür: Die Umstellung vom Leben im warmen, geschützten Mutterleib auf die Bedingungen „draußen“ sind sehr anstrengend für den neuen, noch „hilflosen“ Erdenbürger und kosten ihn sehr viel Energie.

: Tatsächlich normal

Er lernt seine Verdauung kennen und nimmt noch nicht viel Nahrung zu sich. Ich versinnbildliche mal: Der kleine Magen fasst am ersten Tag nach dem Erblicken des Lichtes der Welt nur etwa fünf bis maximal sieben Milliliter. Das ist in etwa so viel wie in eine große Glasmurmel hineinpassen würde. Es tat zwar gut, das alles von der Krankenschwester zu erfahren. Dennoch machte ich mir ein paar Tage lang echt Gedanken. Doch nicht nur deshalb.

: Tägliche Veränderungen

Neugeborenengelbsucht – „Billy Rubin“

Ebenfalls in seinen ersten Lebenstagen hatte mein Junge gelblich verfärbte Haut, auch die Bindehaut in den Augen schimmerte nicht mehr so weiß wie anfangs. Grund für die sehr häufig auftretende Neugeborenengelbsucht ist die erhöhte Konzentration des Gallenfarbstoffes Bilirubin, der beim Abbau roter Blutkörperchen nach der Geburt entsteht. Kurz: Die kleine Leber hat hier also erst einmal voll zu tun, das Bilirubin eigenständig abzubauen. Im Mutterleib erfolgte das nämlich noch durch Mamas Plazenta.

Ich hatte – auch da – etwas Angst, nannte meinen Kleinen aber während dieser Zeit scherzhaft „Billy Rubin“, um der ganzen Sache zumindest ein klein wenig den Schrecken zu nehmen. Was half noch? Bei uns waren das tägliche, ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft und im Sonnenlicht sowie vor allem: ausgiebiges und häufiges Stillen (nein, Du kannst Dein Baby nicht zu oft stillen, und nein, es bedarf im Grunde keiner Pausen zwischen den „Stillsessions“ … und nein, Dein Baby muss nicht allein in seinem Zimmer und in seinem Bettchen … Oh, ich schweife ab).

Verklebte Augen – kein Grund zur Panik

Die neugeborene Tochter einer Bekannten hatte in den ersten Tagen nach der Geburt stark verklebte Augen. Die Mama erinnert sich noch genau: „Ich bin deshalb damals halb panisch mit der Kleinen zum Kinderarzt gerannt – und am Ende war es halb so wild.“

Auch die Ursache hierfür war schnell erklärt: Während der Entbindung gelangen manchmal etwas Fruchtwasser oder Blut in die Babyaugen. Es staut sich dort dann etwas gelb- bis grünliches Sekret, das der kleine sogenannte Tränen-Nasen-Gang noch nicht ganz aufnehmen kann, da er meist noch nicht vollständig geöffnet ist. Auch dies ist also „normal“ und sollte sich nach ein paar Tagen von selbst geben; ansonsten tatsächlich den Pädiater aufsuchen.

Das gilt übrigens bei allen hier genannten Phänomenen, sollte sich keine Besserung einstellen. „Lieber einmal zu oft als zu spät“ ist dann eindeutig die bessere Devise.

Alles wird besser – wirklich

Bald neun Jahre und ein zweites „Baby“ später mache ich mir immer noch viele Gedanken. Ja – ich bin auch richtig besorgt dann und wann. Das wird wohl allen Eltern so gehen. Und enden wird das wohl auch nie. Doch zur Beruhigung aller, die gerade entbunden haben: Es wird besser werden und nicht mehr so existenzbedrohlich wirken. Im Laufe der Tage, Wochen, Monate (nein, das böse J-Wort schreibe ich an dieser Stelle besser noch nicht aus) wird etwas mehr Entspannung in euer Leben eintreten – versprochen.