Leerer Teller, schönes Wetter? Warum meine Kinder nicht aufessen müssen

Kleines Mädchen guckt auf Kuchen
Noch unbekannte Gerichte immer wieder mal anbieten.
© Unsplash/ Danielle MacInnes

Bis heute ist unsere Autorin Anja Polaszewski ihren Eltern vor allem dafür dankbar, dass sie eines als kleines Mädchen nicht musste: ihren Teller leer essen. Sie durfte kosten, aber dann auch liegen lassen, was und wieviel sie wollte, wenn sie die Mahlzeit nicht mochte.

Glücklicherweise war die Mutter der Zweifach-Jungs-Mama sehr kreativ, was das Wiederverwerten von Essensresten betraf – eine Eigenschaft, die Anja für ihre eigene Familie übernommen und heute fest in den Alltag integriert hat.

 

„Morgen gibt es schönes Wetter“

Kennt ihr noch das folgende, wirklich schreckliche Sprichwort: „Wenn Du Deinen Teller leer isst, gibt es morgen schönes Wetter“? Und seid ihr als Kinder irgendwann auch dahinter gestiegen, dass das Aufessen nichts mit eitel Sonnenschein zu tun hat? Was haben unsere Eltern sich bemüht, uns zum Essen zu bewegen…

Essen ist Geschmackssache

Klar wünschen wir uns, dass unsere Kinder mit gutem Appetit auch Gesundes essen – und dass es ihnen dann im Optimalfall auch noch richtig gut schmeckt.

Aber: Sie müssen nicht alles mögen oder? Mögen wir Erwachsenen denn alles?

Dem einen schmeckt dies, dem anderen das: Essen ist und bleibt Geschmackssache. Und genau deshalb müssen meine Kids nicht aufessen. Das musste ich bei meinen eigenen Eltern auch nicht. Nicht ein einziges Mal. Dafür danke ich ihnen von ganzem Herzen.

Blieben Kartoffeln oder Paprika übrig, bereitete meine Mutter meinem Vater am Abend eben ein leckeres Bauernfrühstück mit Eiern und Schinkenspeck zu. Aß ich meine Nudeln oder mein Gemüse nicht auf, gab es Bratnudeln mit Frikadellen und Honigkarotten.

Meine Mutter war wirklich erfinderisch, was das Verwerten von Essensresten betraf – und ich mache es heute genauso. Essen meine Jungs ihre Rohkost nicht auf, gibt es später einen leckeren Salat mit Dressing. „Verschmähen“ sie den gekochten Naturreis, kann ich diesen später zu einem Auflauf verwandeln…

Probieren muss sein

Wichtig ist mir persönlich aber, dass unsere Kids „wenigstens einmal probieren“, wenn etwas Neues auf dem Tisch landet. Sauerkraut? Igitt! Rote-Bete-Salat? Bäääh. Was der Bauer nicht kennt… Aber das ist völlig in Ordnung für mich.

>> Falls dein Kind aber wirklich gar nicht essen möchte, findest du in unserem Video 6 Tipps wie es besser klappt.

Den Jungs noch unbekannte Gerichte werde ich ihnen eben immer wieder mal anbieten – so wie wir Eltern eben auch immer wieder etwas Neues versuchen. Und entweder, die Kinder werden es dann weiterhin verschmähen oder vielleicht eines Tages sogar lieben. Ich selbst fand als Kleinkind Wassermelone ganz furchtbar. Inzwischen finde ich sie im Sommer ganz erfrischend – und eben auch lecker…

Den Kindern mehr zutrauen

Der Körper eines Kindes weiß schon ganz genau, wieviel Nahrung und welche Nährstoffe er gerade braucht: Manchmal sind es einfach nur gekochte Spaghetti ohne Sauce und „ohne alles“ – und manchmal ist eine ganze Gurke am Stück (und wir bleiben staunend zurück).

Süßes zur Beruhigung?

Unsere Kids wissen, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind. Darauf vertraue ich. Lasst sie einfach machen und seid ihnen ein „gutes Vorbild“, denn ihre Essgewohnheiten erlernen die Zwerge nun einmal von uns Großen. Einen Tipp hätte ich vielleicht noch: Vermeidet Konfliktgespräche bei Tisch – denn die können einem den Appetit ganz schön vermiesen…

In diesem Sinne: Allseits einen guten Appetit. Und: Ob ihr nun alle hübsch aufesst oder nicht, ob ihr abergläubisch seid oder nicht – mit dem Wetter hat es zum Glück ja nichts zu tun.