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Wir haben viel zu viel – und misten aus? Von wegen!

Symbolbild: Spielzeuge auf einem Haufen
Wie können wir Herr über das Chaos werden?
© Unsplash / Nareeta Martin

Unsere Autorin Anja Polaszewski entrümpelte kürzlich – anlässlich der Einschulung ihres Kleinsten – gemeinsam mit ihren beiden Jungs deren Kinderzimmer. Keine einfache Angelegenheit, denn einfach alles „brauchen wir noch!“.

Total wichtiger Müll

Kleinen Kindern – und ja, nicht nur denen (das Schlagwort „Messi“ dürfte hier wohl jedem ein Begriff sein) – fällt es manchmal richtig, richtig schwer, sich von Sachen zu trennen. Dinge, mit denen sie unter Umständen spezielle Menschen, einstige Geburtstagspartys oder andere für sie wichtige Erlebnisse wie den Urlaub am Meer oder in den Bergen verbinden.

Der „Kram“ als Teil der Persönlichkeit

Die Dinge, die da herumliegen, empfinden die Kleinsten ziemlich sicher sogar als Teil ihrer selbst. Wusstet ihr das? Ich hatte das anlässlich einer weiter zurückliegenden Aufräumaktion mal recherchiert – und war zugegeben richtig baff! Denn es erklärte mir so einiges: unter anderem auch, dass sich meine Kids anfangs so schwertaten – und auch heute ist es nicht immer einfach–, zu teilen, Gegenstände zu verleihen oder gar zu verschenken. (Weitere Info für Mädchen-Mamas: Die kleinen Damen geben Dingen sogar noch viel schneller eine Seele!)

Muscheln, Steine, Holz – alles muss bleiben

Und so liegen auch bei uns jede Menge Muscheln herum, weiterhin Steine, Holzstückchen – ja, sogar Stoffreste kleiner Gespensterchen aus alten Bettlaken, die wir einmal zusammen für eine Halloween-Sause bastelten. Sollte ich es einfach weggeben, ohne die Kinder zu fragen? (Das habe ich ehrlich gesagt schon mal getan. Niemals, so dachte ich, fällt denen auf, dass das Zeug weg ist. Von wegen: „Mama, wo ist mein Gespenst?!“ Als ich die Wahrheit sagte, war vielleicht etwas los …) Aber immer erst fragen? Auch kein leichtes Unterfangen.

Wegwerfen, verleihen, verschenken

Es erfordert ein besonderes „Einfühlungsvermögen“, immer wieder abzuwägen, was jetzt angebracht ist. Anstrengend, findet ihr nicht auch? (Andererseits: Wann ist Elternsein NICHT anstrengend? Diese Frage bitte jetzt nicht beantworten, sie ist rhetorisch.)
Dies hier ist ja eine Kolumne und kann nicht „allumfänglich“ alles abdecken, also werde ich leider nicht konkret abbilden können, wie genau im Einzelnen ich beziehungsweise wir hier das mit dem Wegwerfen, Verleihen und Verschenken handhabe(n). Vielleicht zwei Beispiele? Sehr gern.

„Jaaaa, Taschengeld!“

„Passt mal auf, Jungs.“ Das höre ich mich sagen – und habe bereits einen Plan im Hinterkopf. „Wir machen es so: Ihr sucht die Dinge raus, von denen ihr euch trennen könnt, und wir verkaufen die im Internet. Was immer ihr wollt!“ So richtige Begeisterung ist ihren Gesichtchen nicht abzulesen. Ich erkläre also weiter: „Und dann sammeln wir das Geld und kaufen uns davon etwas, das wir richtig gut gebrauchen können.“ Zumindest in P.s Gesicht sehe ich die Ansätze eines Leuchtens. „Mama! Einen neuen Basketball zum Beispiel!“ Jo, finde gut und bestätige. „Zum Beispiel.“ Boah, das klappt! Beherzt legen sie los. Erstaunlich! Und ich freue mich.

Fragst du dich auch manchmal: Wie viel Taschengeld ist normal? Hier findest du unsere Taschengeldtabelle für jedes Alter!

„Damit spielen wir noch!“

„Mama, das brauche ich noch!“ oder „Papa, damit spiele ich doch noch!“ Diese beiden Sätze dürften euch in diesem Zusammenhang auch bekannt vorkommen, nicht wahr?

Neulich war der kleine Cousin unserer beiden Jungs (übrigens neun und sechs Jahre alt) zu Besuch. Der Knirps wird Ende Oktober ein Jahr alt und erkundet die Welt nach Leibeskräften. Ich erinnerte mich daran, dass wir oben in K.s Zimmer noch einen wunderschönen, knallroten Lauflernwagen aus Holz stehen haben, in dem sich allerlei Kram befindet. Kundengeschenke bekannter Fastfoodketten, Luftballonreste, Kronkorken …

„Darf Baby K. den haben?“, frage ich meine Jungs in gespielt energischem, freudigen Ton. „Der muss doch erst noch gehen lernen.“ Meine Buben verziehen ihre Schnuten. „Der ist doch so schön, den brauchen wir noch.“

(Dauer-) Leihgaben gehen klar

P. zieht die Brauen zusammen und beäugt skeptisch den Mini-Burschen, der in seinen Augen unsere Bude unsicher zu machen scheint. Dessen Mama schlägt vor, das Holzgefährt leihweise mitzunehmen. „Ja, DAS geht klar. Oder?“ Mein Sechsjähriger schaut ein bisschen unsicher zu seinem neunjährigen Bruder. Der nickt. Geht also klar. Und mal schauen, was später sein wird. Wahrscheinlich werden sie das Auto gar nicht wiederhaben wollen … Raffiniert? Finde ich auch. Manchmal darf es eben auch so gehen. Finde ich.

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