„Ich würde gerne Fremde beschimpfen, wenn sie vor meinen Kindern bei Rot über die Straße gehen!“

Mutter und Tochter warten an der Straße
Bei Rot stehen, bei Grün gehen - das gilt auch für Erwachsene!
© Bigstock / DMPhoto

Von Anfang an versuchen wir Mamas und Papas, dass wir unseren Kindern Achtsamkeit, Höflichkeit, Respekt und all die anderen wichtigen Werte beibringen. Und dass sie sich an Regeln halten. Eine davon: bei Rot an der Ampel zu warten, bis das lustige Männlein auf Grün schaltet und wir bedenkenlos über die Straße gehen können. Blöd nur, wenn wir brav an der roten Ampel warten und neben uns andere Erwachsene mit Blick auf ihr Smartphone einfach losmarschieren.

„Wieso macht der das und ich muss warten?!“

Die verdutzten Blicke der eigenen Kinder kennt wohl jeder in dieser Situation. „Wieso ist der Mann bei Rot über die Straße gegangen?“ Weil er dumm ist? Weil seine Eltern ihm nicht beigebracht haben, dass man bei Rot wartet? Weil er sein Leben nicht liebt? Weil er kein Vorbild ist? Was soll man seinem Kind dann in dieser Situation denn antworten? Kann man andere Erwachsene ansprechen, die vor den eigenen Kindern so einen Fauxpas begehen?

Ich kann ja anderen nicht ihr Leben vorschreiben

Eher nicht, oder? Ich kann ja auch nicht im Supermarkt schimpfen, wenn sich jemand einen kompletten Einkaufswagen mit Süßigkeiten und Alkohol vollpackt, nur weil ich meinen Kindern beibringe, dass zu viel Süßes und Alkohol schlecht für die Gesundheit sind. Natürlich ist es nicht mein Recht, andere deshalb zu verteufeln. Trotzdem nervt es mich unglaublich, wenn ich mir bei meinen Kindern den Mund fusselig rede, eben zum Beispiel bei der roten Ampel, und dann erwachsene Personen einfach die Regeln missachten und ohne Nachzudenken die Straßenseite wechseln.

Liebe fremde Frau auf der Parkbank – muss das sein?!

Dasselbe ist es doch mit Abfall, oder? Wir bringen unseren Kindern bei, dass Müll in den Mülleimer und nicht in die Natur gehört – und was machen die Erwachsenen, die mit uns auf der Parkbank sitzen? Sie essen ihren Burger und werfen danach ohne zu schauen das Papier auf den Boden. Am besten gefolgt von einem noch halb brennenden Zigarettenstummel. Muss das sein? Und dann auch noch neben Kindern? Denn immerhin muss ich als Mama dann erklären, warum ich von ihnen möchte, dass sie ihren Müll im Mülleimer entsorgen und bei Rot an der Ampel warten müssen und warum es eben dieser Erwachsene nicht tut.

Was bleibt mir übrig? Ein gutes Vorbild zu sein!

Das Beste ist es wohl, selbst ein gutes Vorbild zu sein. Seit ich Kinder habe warte ich bei Rot an der Ampel, auch wenn ich früher manchmal noch schnell die Straßenseite gewechselt habe, wenn es ging. Und das tue ich auch, wenn meine eigenen Kinder nicht dabei sind. Ich will ein gutes Vorbild sein. Beim Fahrradfahren trage ich seit ich Kinder habe einen Helm, meinen Müll werfe ich schon immer in den Eimer – weil meine Mutter immer sehr geschimpft hat, wenn das Bonbonpapier auf der Straße gelandet ist. Letztens habe ich wirklich einmal auf die Frage, warum die Frau nicht bei Rot wartet, laut geantwortet: „Weil sie anscheinend nicht nachdenkt, was sie tut – oder Superkräfte hat, und ein schnell fahrendes Auto ihr nichts anhaben kann!“ Vielleicht bleibt sie ja nächstes Mal stehen.