Mit jährlich rund 70.000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Je nach Alter ist das Risiko einer Brusterkrankung unterschiedlich hoch. Die meisten Betroffenen gehören der Altersklasse zwischen 45 und 65 Jahren an. Dennoch ist Brustkrebs keine Frage des Alters, rund 10 Prozent der Patientinnen erkrankt bereits im Alter von unter 45 Jahren.
In-situ-Karzinome: Vorstufe von Brustkrebs
Von in-situ-Karzinomen bzw. nicht-invasiven Brustkrebs-Arten sprechen Mediziner, wenn die Zellentartungen nicht in umgebendes Gewebe einwachsen oder Metastasen bilden. Sie bleiben lokal begrenzt und gelten deshalb in Fachkreisen als Vorstufe von Brustkrebs.
In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein duktales Karzinom in situ (DCIS). Es kann harmlos bleiben, sollte aber sicherheitshalber therapiert werden, da sich in 30 bis 50 Prozent der Fälle daraus invasiver Brustkrebs entwickelt.
Lobuläres und duktales Karzinom
Die häufigsten Formen einer bösartigen Geschwulst in der Brust sind das lobuläre Karzinom und das duktale Karzinom:
- Beim invasiv-lobulären Karzinom (ILC) wird die Erkrankung durch Veränderungen in den Drüsenzellen oder -läppchen verursacht. Es wird deshalb auch als Läppchenkarzinom bezeichnet. Von dieser Brustkrebsart sind ca. 15 Prozent der Frauen betroffen.
- Das invasiv-duktale Mammakarzinom (IDC) ist mit 75 Prozent die häufigste Brustkrebs-Erkrankung. Ausgangspunkt für den Tumor sind hier die Milchgänge.
Daneben gibt es noch seltene Brustkrebs-Arten wie beispielsweise das Inflammatorische Mammakarzinom. Dabei handelt es sich um eine besonders aggressive Form von Brustkrebs, der mit Entzündungsreaktionen einhergeht.
TNM-Klassifikation: Internationales Schema zur Bestimmung des Tumorstadiums
Wenn sich ein Verdacht auf Brustkrebs bestätigt hat und der Ausgangspunkt bestimmt ist, sind meist weitere Untersuchungen notwendig, um die Brustkrebs-Arten zu differenzieren. Hier wird Größe, Ausbreitung und Beschaffenheit des Tumors bestimmt. Diese Befunde sind entscheidend für die Prognose und Behandlungsplanung.
Ärzte und die medizinische Forschung nutzen für die Einstufung bösartiger Tumore die international einheitliche TNM-Klassifikation. Die Abkürzung steht für Tumor (T), Nodes (N) bzw. zu deutsch Lymphknoten und Metastasen (M):
- Tumor steht für den Ursprungstumor, auch Primärtumor genannt. Größe und Ausbreitung des Tumors werden mit Ziffern von 1 bis 4 angegeben. T1 bedeutet beispielsweise, dass es sich um einen kleinen Tumor handelt. Ist der Primärtumor nicht nachweisbar, wird das mit T0 gekennzeichnet, Tis steht für einen Tumor in situ.
- Nodes bezeichnet einen Befall von Lymphknoten, je nach Anzahl und Lage mit N1 bis N3. N0 erklärt, dass keine Tumorzellen in umliegenden Lymphknoten festgestellt wurden, Mikrometastasen (kleine Metastasen bis 2 mm Durchmesser) werden mit N1mi angegeben.
- Hat der Brustkrebs gestreut und sind Metastasen in anderen Organen oder Geweben vorhanden, kennzeichnet das der Arzt als M1. M0 heißt, dass es keine Fernmetastasen gibt; MX bedeutet, dass ein entsprechender Befund noch nicht vorliegt.
Mit vorangestellten Kleinbuchstaben ergänzen Mediziner die TNM-Angaben, wenn zum Beispiel die Einstufung auf (pathologischen) Laborergebnissen beruht (pTNM) oder es sich um einen rezidiven Tumor (r) handelt.
Das sogenannte Staging hält das Stadium der jeweiligen Erkrankung fest. Dabei werden die einzelnen TNM-Angaben miteinander kombiniert. Die Einteilung erfolgt in den meisten Fällen nach dem System der Internationalen Vereinigung gegen Krebs (UICC) und reicht vom UICC-Stadium 0 für ein in-situ-Karzinom ohne Lymphknoten und Metastasen bis zum UICC-Stadium IV, bei dem Fernmetastasen vorhanden sind.
Hormonrezeptoren bei Brustkrebs
Seit man weiß, dass Tumore auf Hormone reagieren, nimmt die Bestimmung der Hormonrezeptoren bei allen Brustkrebs-Arten einen wesentlichen Stellenwert bei Diagnose und Therapie ein. Bei einem Großteil der Brustkrebs-Erkrankungen handelt es sich um hormonabhängige Tumoren, deren Wachstum sich durch die gezielte Blockierung von Hormonen verlangsamen oder im besten Fall stoppen lässt. Sind Hormonrezeptoren für Östrogen (Estradiol) vorhanden, werden sie als ER+ bezeichnet. Ein Tumor mit Progesteron-Rezeptoren mit PR+.
Nicht ganz so häufig tritt ein dritter Rezeptortyp auf: Ist der humane epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (HER2) positiv, neigen die Krebszellen dazu, sich schnell zu teilen und zu vermehren. In diesen Fällen kann eine Antikörper-Therapie infrage kommen, um das Tumorwachstum aufzuhalten.
Dank der intensiven wissenschaftlichen Forschung und des zunehmenden medizinischen Detailwissens kann die Therapie mittlerweile immer differenzierter auf die jeweilige Brustkrebsart abgestimmt werden, zudem sind die Behandlungsmethoden bei einem Mammakarzinom heutzutage weniger belastend für die Patientin. Trotz steigender Rate der Neuerkrankungen ist die Heilungsrate durch neue Behandlungskonzepte und die interdisziplinäre Betreuung in zertifizierten Krebszentren in den letzten zehn Jahren gestiegen.