Danke für die (zehnte) Mütze

Unsere Autorin fragt sich, wieso schenkt eigentlich jeder das Gleiche zur Geburt?

Schenken bereitet Freude. Die entscheidende Frage ist nur – wessen Freude steht dabei im Mittelpunkt? Zur Geburt unserer Tochter wurden mein Mann und ich von Geschenken überhäuft. Von Familie, Freunden, Nachbarn und auch von Menschen, die wir selbst gar nicht kennen. Jeder nahm Anteil an unserem Glück. Grundsätzlich freuten wir uns über jede Zuwendung, nur leider verfehlten viele Geschenke ihr Ziel.

Schon während der Schwangerschaft luden wir die engsten Verwandten in eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe ein, in der wir Fotos unseres neuen Glücks teilen wollten. Mit viel Bedacht formulierten wir eine Nachricht, in der wir darum baten, mögliche Geschenke mit uns oder zumindest unter den Verwandten zu besprechen. Wir wohnen in einer kleinen Stadtwohnung und haben entsprechend wenig Stauraum, zudem hatten wir selbst bereits vor der Geburt eine Erstausstattung gekauft.

 

„Die wirklich notwendigen Dinge mussten wir dann selbst kaufen.“

Wie gut funktionierte unsere Bitte? Nicht besonders: Wir bekamen zehn Mützen in der gleichen Größe, unzählige Socken, viel Plastikspielzeug, Bodys en masse und Kleidung, die zu einem späteren Zeitpunkt passte, aber leider nicht zur Jahreszeit. Alles Dinge, die wir entweder schon hatten, die nicht unserem Erziehungskonzept entsprechen oder die wir schlichtweg nicht verwenden können. Die wirklich notwendigen Dinge mussten wir selbst kaufen.

Natürlich bedankten wir uns und haben uns über jeden Akt des Schenkens gefreut, nur nicht über das Geschenk selbst. Die Schenkenden haben sicherlich viel Zeit und Geld aufgewendet, doch dabei meist nur das gekauft, was ihnen selbst gefallen hat. Warum muss uns jeder seinen Geschmack aufdrängen? Weshalb fällt es so schwer, zu fragen, was benötigt wird? Es hat doch niemand etwas davon, wenn die Geschenke ohne Verwendung bleiben.

„Undankbar? Vielleicht. Konsequent? Auf jeden Fall.“

Irgendwann resignierten wir bei diesem Thema und haben unpassende Geschenke direkt aussortiert. Undankbar? Vielleicht. Konsequent? Auf jeden Fall. Mein Vorschlag an alle, die einer frischgebackenen Familie etwas Gutes tun wollen: Schenkt nichts Materielles, sondern eure Zeit! Bietet an, etwas zu Essen vorbeizubringen, helft beim Wohnungsputz oder passt eine Stunde auf das Baby auf. Das ist echte Hilfsbereitschaft und viel wertvoller als die immer gleiche Babymütze in Größe 50.